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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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durch einen schwachen, nicht sehr maskirten
Umweg auf seinen Rezensenten zurück --
(Der Umweg war bloß die Einschränkung des
vorigen Satzes über den Abscheu, nämlich die
Bemerkung, daß ihn allerdings sein Kunstrich-
ter, obwol Handwerksgenoß anekle) -- er
sprach davon, was wir leider so oft in diesem
Werkchen gelesen, von der Sünde, Eine
Stimme für mehrere, für drey Instanzen zu
verkaufen, Einen Geschwornen Meineidigen für
eine Jury, Einen Judas für elf Apostel. Er
brachte dann wieder -- was wir alle leider so
oft von ihm gehört, so daß ich die Leser fast
noch mehr bedaure als mich -- die alten kal-
ten Einkleidungen seines künftigen Ausprügelns
zu Markte, und äußerte (denn ich führe nicht
alles an), ihn quäle sehr die Wahl, wie ers
zu halten habe, da er von der einen Seite
recht gut dem Kunstrichter blos die Haare aus-
ziehen könne, weil nach Aretäus schon bloßes
Abscheren Wahnsinn heile (wie an den Titus-
köpfen der Revoluzion noch zu sehen), aber
da er auch von der andern Seite noch stärker

durch einen ſchwachen, nicht ſehr maskirten
Umweg auf ſeinen Rezenſenten zuruͤck —
(Der Umweg war bloß die Einſchraͤnkung des
vorigen Satzes uͤber den Abſcheu, nämlich die
Bemerkung, daß ihn allerdings ſein Kunſtrich-
ter, obwol Handwerksgenoß anekle) — er
ſprach davon, was wir leider ſo oft in dieſem
Werkchen geleſen, von der Suͤnde, Eine
Stimme fuͤr mehrere, fuͤr drey Inſtanzen zu
verkaufen, Einen Geſchwornen Meineidigen fuͤr
eine Jury, Einen Judas fuͤr elf Apoſtel. Er
brachte dann wieder — was wir alle leider ſo
oft von ihm gehoͤrt, ſo daß ich die Leſer faſt
noch mehr bedaure als mich — die alten kal-
ten Einkleidungen ſeines kuͤnftigen Auspruͤgelns
zu Markte, und äußerte (denn ich fuͤhre nicht
alles an), ihn quaͤle ſehr die Wahl, wie ers
zu halten habe, da er von der einen Seite
recht gut dem Kunſtrichter blos die Haare aus-
ziehen könne, weil nach Aretaͤus ſchon bloßes
Abſcheren Wahnſinn heile (wie an den Titus-
koͤpfen der Revoluzion noch zu ſehen), aber
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[75/0081] durch einen ſchwachen, nicht ſehr maskirten Umweg auf ſeinen Rezenſenten zuruͤck — (Der Umweg war bloß die Einſchraͤnkung des vorigen Satzes uͤber den Abſcheu, nämlich die Bemerkung, daß ihn allerdings ſein Kunſtrich- ter, obwol Handwerksgenoß anekle) — er ſprach davon, was wir leider ſo oft in dieſem Werkchen geleſen, von der Suͤnde, Eine Stimme fuͤr mehrere, fuͤr drey Inſtanzen zu verkaufen, Einen Geſchwornen Meineidigen fuͤr eine Jury, Einen Judas fuͤr elf Apoſtel. Er brachte dann wieder — was wir alle leider ſo oft von ihm gehoͤrt, ſo daß ich die Leſer faſt noch mehr bedaure als mich — die alten kal- ten Einkleidungen ſeines kuͤnftigen Auspruͤgelns zu Markte, und äußerte (denn ich fuͤhre nicht alles an), ihn quaͤle ſehr die Wahl, wie ers zu halten habe, da er von der einen Seite recht gut dem Kunſtrichter blos die Haare aus- ziehen könne, weil nach Aretaͤus ſchon bloßes Abſcheren Wahnſinn heile (wie an den Titus- koͤpfen der Revoluzion noch zu ſehen), aber da er auch von der andern Seite noch ſtaͤrker

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/81>, abgerufen am 28.04.2024.