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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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ganze Nacht durch, denn sie verlangt mich
und nichts soll mich abhalten." Bona hatte
sie allerdings zum Schutzengel weniger ihrer
Person als des Haushaltens angerufen, aber
eigentlich nur, um selber Theoda's Engel zu
seyn, deren unglückliche Lage, wo nicht gar
unglückliche Liebe sie nach ihren letzten Tage-
blättern zu kennen glaubte, und zu mildern
vorhatte.

Allein Mehlhorn konnte sein Ja und seine
Freude über die schnelle Abreise nicht stark ge-
nug ausdrücken, sondern bloß zu schwach,
denn da der Mann einen Tag und eine Nacht
lange mit seinem Gevatter-Evangelium auf
den Beinen gewesen, so sehnte er sich herzlich
in der nächsten statt auf den Beinen nur halb
so lange auf dem Rücken zu seyn im Bett.
Der Vater sagte, er stemme sich nicht dage-
gen, gegen Theoda's Abreise; überall lass' er
ihr Freiheit. Er sah zwar leicht voraus, daß
sie der Umgelder als galanter Herr unterwegs
kostfrey halten würde; aber solchen elenden
Geld-Rücksichten hätt' er um keinen Preis die

ganze Nacht durch, denn ſie verlangt mich
und nichts ſoll mich abhalten.” Bona hatte
ſie allerdings zum Schutzengel weniger ihrer
Perſon als des Haushaltens angerufen, aber
eigentlich nur, um ſelber Theoda’s Engel zu
ſeyn, deren ungluͤckliche Lage, wo nicht gar
ungluͤckliche Liebe ſie nach ihren letzten Tage-
blaͤttern zu kennen glaubte, und zu mildern
vorhatte.

Allein Mehlhorn konnte ſein Ja und ſeine
Freude uͤber die ſchnelle Abreiſe nicht ſtark ge-
nug ausdruͤcken, ſondern bloß zu ſchwach,
denn da der Mann einen Tag und eine Nacht
lange mit ſeinem Gevatter-Evangelium auf
den Beinen geweſen, ſo ſehnte er ſich herzlich
in der naͤchſten ſtatt auf den Beinen nur halb
ſo lange auf dem Ruͤcken zu ſeyn im Bett.
Der Vater ſagte, er ſtemme ſich nicht dage-
gen, gegen Theoda’s Abreiſe; uͤberall laſſ’ er
ihr Freiheit. Er ſah zwar leicht voraus, daß
ſie der Umgelder als galanter Herr unterwegs
koſtfrey halten wuͤrde; aber ſolchen elenden
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[62/0068] ganze Nacht durch, denn ſie verlangt mich und nichts ſoll mich abhalten.” Bona hatte ſie allerdings zum Schutzengel weniger ihrer Perſon als des Haushaltens angerufen, aber eigentlich nur, um ſelber Theoda’s Engel zu ſeyn, deren ungluͤckliche Lage, wo nicht gar ungluͤckliche Liebe ſie nach ihren letzten Tage- blaͤttern zu kennen glaubte, und zu mildern vorhatte. Allein Mehlhorn konnte ſein Ja und ſeine Freude uͤber die ſchnelle Abreiſe nicht ſtark ge- nug ausdruͤcken, ſondern bloß zu ſchwach, denn da der Mann einen Tag und eine Nacht lange mit ſeinem Gevatter-Evangelium auf den Beinen geweſen, ſo ſehnte er ſich herzlich in der naͤchſten ſtatt auf den Beinen nur halb ſo lange auf dem Ruͤcken zu ſeyn im Bett. Der Vater ſagte, er ſtemme ſich nicht dage- gen, gegen Theoda’s Abreiſe; uͤberall laſſ’ er ihr Freiheit. Er ſah zwar leicht voraus, daß ſie der Umgelder als galanter Herr unterwegs koſtfrey halten wuͤrde; aber ſolchen elenden Geld-Ruͤckſichten haͤtt’ er um keinen Preis die

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/68>, abgerufen am 24.11.2024.