Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
34. Summula.
Brunnen-Beängstigungen.

Nach dem Entwicklungsabende erschien Theoda
nie an der öffentlichen Tafel mehr; weder vä-
terlicher Spott, noch Zanck bezwangen sie. Hin-
ter ihrer jungfräulichen Scherzhaftigkeit, und
Entschlossenheit, das Rechte sogar auf Kosten
der Form und Gewohnheit zu ergreifen, lag ein
empfindliches lange nachfühlendes Herz verbor-
gen; leider hielt dieses jetzt die Dornen der Ue-
bereilung in seinen Wunden fester. Wie sollte
sie Unbescholtene das kleine Gewehrfeuer der
weiblichen Blicke ertragen? Und doch ließ sie sich
von diesen mit Quecksilber gefüllten organisier-
ten Nachtschlangen noch lieber anleuchten als
von den zwey Brautfackeln der Augen des Haupt-
manns anglänzen, der damit in ihren offen ge-
lassnen Herzenskammern alles hatte sehen kön-
nen, was er gewollt. Nur Nieß stieß ihr ohne

34. Summula.
Brunnen-Beaͤngſtigungen.

Nach dem Entwicklungsabende erſchien Theoda
nie an der oͤffentlichen Tafel mehr; weder vaͤ-
terlicher Spott, noch Zanck bezwangen ſie. Hin-
ter ihrer jungfraͤulichen Scherzhaftigkeit, und
Entſchloſſenheit, das Rechte ſogar auf Koſten
der Form und Gewohnheit zu ergreifen, lag ein
empfindliches lange nachfuͤhlendes Herz verbor-
gen; leider hielt dieſes jetzt die Dornen der Ue-
bereilung in ſeinen Wunden feſter. Wie ſollte
ſie Unbeſcholtene das kleine Gewehrfeuer der
weiblichen Blicke ertragen? Und doch ließ ſie ſich
von dieſen mit Queckſilber gefuͤllten organiſier-
ten Nachtſchlangen noch lieber anleuchten als
von den zwey Brautfackeln der Augen des Haupt-
manns anglaͤnzen, der damit in ihren offen ge-
laſſnen Herzenskammern alles hatte ſehen koͤn-
nen, was er gewollt. Nur Nieß ſtieß ihr ohne

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0045" n="39"/>
          <div n="3">
            <head>34. Summula.<lb/><hi rendition="#g">Brunnen-Bea&#x0364;ng&#x017F;tigungen</hi>.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">N</hi>ach dem Entwicklungsabende er&#x017F;chien Theoda<lb/>
nie an der o&#x0364;ffentlichen Tafel mehr; weder va&#x0364;-<lb/>
terlicher Spott, noch Zanck bezwangen &#x017F;ie. Hin-<lb/>
ter ihrer jungfra&#x0364;ulichen Scherzhaftigkeit, und<lb/>
Ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enheit, das Rechte &#x017F;ogar auf Ko&#x017F;ten<lb/>
der Form und Gewohnheit zu ergreifen, lag ein<lb/>
empfindliches lange nachfu&#x0364;hlendes Herz verbor-<lb/>
gen; leider hielt die&#x017F;es jetzt die Dornen der Ue-<lb/>
bereilung in &#x017F;einen Wunden fe&#x017F;ter. Wie &#x017F;ollte<lb/>
&#x017F;ie Unbe&#x017F;choltene das kleine Gewehrfeuer der<lb/>
weiblichen Blicke ertragen? Und doch ließ &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
von die&#x017F;en mit Queck&#x017F;ilber gefu&#x0364;llten organi&#x017F;ier-<lb/>
ten Nacht&#x017F;chlangen noch lieber anleuchten als<lb/>
von den zwey Brautfackeln der Augen des Haupt-<lb/>
manns angla&#x0364;nzen, der damit in ihren offen ge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;nen Herzenskammern alles hatte &#x017F;ehen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, was er gewollt. Nur Nieß &#x017F;tieß ihr ohne<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0045] 34. Summula. Brunnen-Beaͤngſtigungen. Nach dem Entwicklungsabende erſchien Theoda nie an der oͤffentlichen Tafel mehr; weder vaͤ- terlicher Spott, noch Zanck bezwangen ſie. Hin- ter ihrer jungfraͤulichen Scherzhaftigkeit, und Entſchloſſenheit, das Rechte ſogar auf Koſten der Form und Gewohnheit zu ergreifen, lag ein empfindliches lange nachfuͤhlendes Herz verbor- gen; leider hielt dieſes jetzt die Dornen der Ue- bereilung in ſeinen Wunden feſter. Wie ſollte ſie Unbeſcholtene das kleine Gewehrfeuer der weiblichen Blicke ertragen? Und doch ließ ſie ſich von dieſen mit Queckſilber gefuͤllten organiſier- ten Nachtſchlangen noch lieber anleuchten als von den zwey Brautfackeln der Augen des Haupt- manns anglaͤnzen, der damit in ihren offen ge- laſſnen Herzenskammern alles hatte ſehen koͤn- nen, was er gewollt. Nur Nieß ſtieß ihr ohne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/45
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/45>, abgerufen am 28.11.2024.