Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.uns, es blickt ja so heiter-ruhig als wär' es Den dritten Tag der Gefangenschaft -- uns, es blickt ja ſo heiter-ruhig als wär’ es Den dritten Tag der Gefangenſchaft — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0260" n="254"/> uns, es blickt ja ſo heiter-ruhig als wär’ es<lb/> das Urbild, in die Blitze.“</p><lb/> <p>Den dritten Tag der Gefangenſchaft —<lb/> den Corday den zweyten nach ihrer thaͤtigen<lb/> Vorbereitung zur innern Ruhe nennt — ſchrieb<lb/> ſie die unvergeßlichen Briefe an Barbaroux<lb/> und an ihren Vater. Ihr Urtheil darin uͤber<lb/> den todten Marat hatte noch die alte feſte<lb/> Strenge, von keiner Weichherzigkeit für eine<lb/> Leiche beſtochen. Auf gleiche Weiſe gab ſie<lb/> dem Revoluzionstribunal auf die Frage: wie<lb/> ſie Marat fuͤr ein Ungeheuer halten können,<lb/> da er ihr nach ihrer ſchriftlichen Klage uͤber<lb/> Verfolgung, den Zutritt geſtattet, zur Ant-<lb/> wort: „was ſey denn das, gegen ſie menſchen-<lb/> freundlich und gegen alle Menſchen ein Wuͤth-<lb/> rich geweſen zu ſeyn?“ — Sie bat in ihrem<lb/> zweyten Briefe ihren Vater um Verzeihung<lb/> ihrer Aufopferung, und ſagte: „Freuen Sie<lb/> ſich, daß Sie einer Tochter das Leben gaben,<lb/> die zu ſterben weiß. Mich beweine keiner mei-<lb/> ner Freunde! Ihre Thraͤnen wuͤrden mein An-<lb/> denken beflecken, und ich ſterbe gluͤcklich.“</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254/0260]
uns, es blickt ja ſo heiter-ruhig als wär’ es
das Urbild, in die Blitze.“
Den dritten Tag der Gefangenſchaft —
den Corday den zweyten nach ihrer thaͤtigen
Vorbereitung zur innern Ruhe nennt — ſchrieb
ſie die unvergeßlichen Briefe an Barbaroux
und an ihren Vater. Ihr Urtheil darin uͤber
den todten Marat hatte noch die alte feſte
Strenge, von keiner Weichherzigkeit für eine
Leiche beſtochen. Auf gleiche Weiſe gab ſie
dem Revoluzionstribunal auf die Frage: wie
ſie Marat fuͤr ein Ungeheuer halten können,
da er ihr nach ihrer ſchriftlichen Klage uͤber
Verfolgung, den Zutritt geſtattet, zur Ant-
wort: „was ſey denn das, gegen ſie menſchen-
freundlich und gegen alle Menſchen ein Wuͤth-
rich geweſen zu ſeyn?“ — Sie bat in ihrem
zweyten Briefe ihren Vater um Verzeihung
ihrer Aufopferung, und ſagte: „Freuen Sie
ſich, daß Sie einer Tochter das Leben gaben,
die zu ſterben weiß. Mich beweine keiner mei-
ner Freunde! Ihre Thraͤnen wuͤrden mein An-
denken beflecken, und ich ſterbe gluͤcklich.“
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