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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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er die Heldin und die Freyheit vertheidigt
hatte.

Hier nahm der Präsident, da das Gewit-
ter nicht mehr seitwärts, sondern gerade über
ihm spielte, Abschied von uns, und entschul-
digte sich.

"Nur eine Minute lang, will ich, begann
der Graf, unterbrechen, um mit Ihnen an
das bedeckte verschattete Grabmahl dieses herr-
lichen Adam Lux, einer Römer-Seele, einer
Herrmanns-Eiche zu treten, um daran ein
altdeutsches Leben wieder zu lesen, wie es jetzt
wenige führen. Lux, ein Landmann und glück-
licher Vater war als ein Mainzer Abgesandter
nach Paris gegangen, um (friedlicher als spä-
ter geschehen) sein Vaterland an Frankreich
anzureihen. Er hatte aber in seiner Catos-
Brust mehr mitgebracht, als er finden konnte
im damaligen Pariser Blut-Sumpf; eine ganze
römische und griechische Vergangenheit und
Rousseaus eingesognen Geist und die Hoffnung
einer steigenden siegenden Menschheit. Da er
nun kam und sah, so gingen ihm die Freuden

er die Heldin und die Freyheit vertheidigt
hatte.

Hier nahm der Praͤſident, da das Gewit-
ter nicht mehr ſeitwaͤrts, ſondern gerade uͤber
ihm ſpielte, Abſchied von uns, und entſchul-
digte ſich.

„Nur eine Minute lang, will ich, begann
der Graf, unterbrechen, um mit Ihnen an
das bedeckte verſchattete Grabmahl dieſes herr-
lichen Adam Lux, einer Roͤmer-Seele, einer
Herrmanns-Eiche zu treten, um daran ein
altdeutſches Leben wieder zu leſen, wie es jetzt
wenige fuͤhren. Lux, ein Landmann und gluͤck-
licher Vater war als ein Mainzer Abgeſandter
nach Paris gegangen, um (friedlicher als ſpaͤ-
ter geſchehen) ſein Vaterland an Frankreich
anzureihen. Er hatte aber in ſeiner Catos-
Bruſt mehr mitgebracht, als er finden konnte
im damaligen Pariſer Blut-Sumpf; eine ganze
roͤmiſche und griechiſche Vergangenheit und
Rouſſeaus eingeſognen Geiſt und die Hoffnung
einer ſteigenden ſiegenden Menſchheit. Da er
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[249/0255] er die Heldin und die Freyheit vertheidigt hatte. Hier nahm der Praͤſident, da das Gewit- ter nicht mehr ſeitwaͤrts, ſondern gerade uͤber ihm ſpielte, Abſchied von uns, und entſchul- digte ſich. „Nur eine Minute lang, will ich, begann der Graf, unterbrechen, um mit Ihnen an das bedeckte verſchattete Grabmahl dieſes herr- lichen Adam Lux, einer Roͤmer-Seele, einer Herrmanns-Eiche zu treten, um daran ein altdeutſches Leben wieder zu leſen, wie es jetzt wenige fuͤhren. Lux, ein Landmann und gluͤck- licher Vater war als ein Mainzer Abgeſandter nach Paris gegangen, um (friedlicher als ſpaͤ- ter geſchehen) ſein Vaterland an Frankreich anzureihen. Er hatte aber in ſeiner Catos- Bruſt mehr mitgebracht, als er finden konnte im damaligen Pariſer Blut-Sumpf; eine ganze roͤmiſche und griechiſche Vergangenheit und Rouſſeaus eingeſognen Geiſt und die Hoffnung einer ſteigenden ſiegenden Menſchheit. Da er nun kam und ſah, ſo gingen ihm die Freuden

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/255>, abgerufen am 28.11.2024.