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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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ihn dem Dichtee vorzustellen, wie wol ers ein
Selbst-Spektakelstück nannte.

Neben ihm stand sie, als sie ihren Lebens-
Abgott, den bald Lichter, bald Schatten reitzend
bedeckten, herkommen sah, und sie ihm aus der
Ferne unbeschämter in das edle Antlitz schauen
konnte. Sie stellte mit kindlicher Lust ihren
Vater dem berühmten Genius vor. "Meine Toch-
ter -- nahm Katzenberger leicht den Faden auf --
hat mich mit Ihrem Künstlerruhm bekannt ge-
macht; ich bin zwar auch ein Artista, in so
fern das Wort Arzt eine verhunzte Verkürzung
davon ist; aber wie gesagt nur Menschen- und
Vieh-Physikus. Daher denk' ich bey einer
Hauskrone und Lorbeerkrone mehr an eine Zahn-
krone, oder bey einem System sehr ans Pfort-
adersystem, auch Hautsystem und ein Blasen-
und ein Schwanenhals sind bey mir nicht weit
genug getrennt. Mir sehen Sie dergleichen
wol nach! Dagegen weis' ich Sie auf meine
Tochter an."

Der Hauptmann machte, d. h. zeigte die
größten Augen seines Lebens; er fand in diesem

ihn dem Dichtee vorzuſtellen, wie wol ers ein
Selbſt-Spektakelſtuͤck nannte.

Neben ihm ſtand ſie, als ſie ihren Lebens-
Abgott, den bald Lichter, bald Schatten reitzend
bedeckten, herkommen ſah, und ſie ihm aus der
Ferne unbeſchaͤmter in das edle Antlitz ſchauen
konnte. Sie ſtellte mit kindlicher Luſt ihren
Vater dem beruͤhmten Genius vor. „Meine Toch-
ter — nahm Katzenberger leicht den Faden auf —
hat mich mit Ihrem Kuͤnſtlerruhm bekannt ge-
macht; ich bin zwar auch ein Artista, in ſo
fern das Wort Arzt eine verhunzte Verkuͤrzung
davon iſt; aber wie geſagt nur Menſchen- und
Vieh-Phyſikus. Daher denk’ ich bey einer
Hauskrone und Lorbeerkrone mehr an eine Zahn-
krone, oder bey einem Syſtem ſehr ans Pfort-
aderſyſtem, auch Hautſyſtem und ein Blaſen-
und ein Schwanenhals ſind bey mir nicht weit
genug getrennt. Mir ſehen Sie dergleichen
wol nach! Dagegen weiſ’ ich Sie auf meine
Tochter an.”

Der Hauptmann machte, d. h. zeigte die
groͤßten Augen ſeines Lebens; er fand in dieſem

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[15/0021] ihn dem Dichtee vorzuſtellen, wie wol ers ein Selbſt-Spektakelſtuͤck nannte. Neben ihm ſtand ſie, als ſie ihren Lebens- Abgott, den bald Lichter, bald Schatten reitzend bedeckten, herkommen ſah, und ſie ihm aus der Ferne unbeſchaͤmter in das edle Antlitz ſchauen konnte. Sie ſtellte mit kindlicher Luſt ihren Vater dem beruͤhmten Genius vor. „Meine Toch- ter — nahm Katzenberger leicht den Faden auf — hat mich mit Ihrem Kuͤnſtlerruhm bekannt ge- macht; ich bin zwar auch ein Artista, in ſo fern das Wort Arzt eine verhunzte Verkuͤrzung davon iſt; aber wie geſagt nur Menſchen- und Vieh-Phyſikus. Daher denk’ ich bey einer Hauskrone und Lorbeerkrone mehr an eine Zahn- krone, oder bey einem Syſtem ſehr ans Pfort- aderſyſtem, auch Hautſyſtem und ein Blaſen- und ein Schwanenhals ſind bey mir nicht weit genug getrennt. Mir ſehen Sie dergleichen wol nach! Dagegen weiſ’ ich Sie auf meine Tochter an.” Der Hauptmann machte, d. h. zeigte die groͤßten Augen ſeines Lebens; er fand in dieſem

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/21>, abgerufen am 24.11.2024.