Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Tropäe, und er als das Zwillingsgestirn der
Weiber, als Dichter und Krieger zugleich, sich
durch seinen Himmel bewegte: so riß ein allge-
meines Verlieben ein; -- und hinter ihm sah,
da er mit dem fünfschneidigen Melpomenens
Dolch und mit dem Kriegerschwert alles schlug,
der Weg wie eine weibliche Wahlstatt aus,
der einen war der Kopf, der andern das Auge,
der dritten das Herz verwundet. Er aber merkte
gar nichts von den sämmtlichen Verwundeten,
die er hinter sich nachführte. Aber seinen Blick
schickte er nach dem Mädchen umher, das, ihm
so unbekannt, dreist ihm vor einer Menge bey-
gestanden hatte.

Theoda war längst durch das Gedränge zu
ihrem Vater hingeeilt, wie unter dessen schir-
mende Fittige gegen ihr Herz und das Volk.
Sie war berauscht und beschämt zugleich, daß
sie so öffentlich mehr eine Leserin, als ein Mäd-
chen, sich in den Zweykampf von Männern,
als Sekundantin gemischt. Erst durch langes
Bitten rang sie dem Vater die Erlaubniß ab,

Tropäe, und er als das Zwillingsgeſtirn der
Weiber, als Dichter und Krieger zugleich, ſich
durch ſeinen Himmel bewegte: ſo riß ein allge-
meines Verlieben ein; — und hinter ihm ſah,
da er mit dem fuͤnfſchneidigen Melpomenens
Dolch und mit dem Kriegerſchwert alles ſchlug,
der Weg wie eine weibliche Wahlſtatt aus,
der einen war der Kopf, der andern das Auge,
der dritten das Herz verwundet. Er aber merkte
gar nichts von den ſaͤmmtlichen Verwundeten,
die er hinter ſich nachfuͤhrte. Aber ſeinen Blick
ſchickte er nach dem Maͤdchen umher, das, ihm
ſo unbekannt, dreiſt ihm vor einer Menge bey-
geſtanden hatte.

Theoda war längſt durch das Gedraͤnge zu
ihrem Vater hingeeilt, wie unter deſſen ſchir-
mende Fittige gegen ihr Herz und das Volk.
Sie war berauſcht und beſchaͤmt zugleich, daß
ſie ſo oͤffentlich mehr eine Leſerin, als ein Maͤd-
chen, ſich in den Zweykampf von Maͤnnern,
als Sekundantin gemiſcht. Erſt durch langes
Bitten rang ſie dem Vater die Erlaubniß ab,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0020" n="14"/>
Tropäe, und er als das Zwillingsge&#x017F;tirn der<lb/>
Weiber, als Dichter und Krieger zugleich, &#x017F;ich<lb/>
durch &#x017F;einen Himmel bewegte: &#x017F;o riß ein allge-<lb/>
meines Verlieben ein; &#x2014; und hinter ihm &#x017F;ah,<lb/>
da er mit dem fu&#x0364;nf&#x017F;chneidigen Melpomenens<lb/>
Dolch und mit dem Krieger&#x017F;chwert alles &#x017F;chlug,<lb/>
der Weg wie eine weibliche Wahl&#x017F;tatt aus,<lb/>
der einen war der Kopf, der andern das Auge,<lb/>
der dritten das Herz verwundet. Er aber merkte<lb/>
gar nichts von den &#x017F;a&#x0364;mmtlichen Verwundeten,<lb/>
die er hinter &#x017F;ich nachfu&#x0364;hrte. Aber &#x017F;einen Blick<lb/>
&#x017F;chickte er nach dem Ma&#x0364;dchen umher, das, ihm<lb/>
&#x017F;o unbekannt, drei&#x017F;t ihm vor einer Menge bey-<lb/>
ge&#x017F;tanden hatte.</p><lb/>
            <p>Theoda war läng&#x017F;t durch das Gedra&#x0364;nge zu<lb/>
ihrem Vater hingeeilt, wie unter de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chir-<lb/>
mende Fittige gegen ihr Herz und das Volk.<lb/>
Sie war berau&#x017F;cht und be&#x017F;cha&#x0364;mt zugleich, daß<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;o o&#x0364;ffentlich mehr eine Le&#x017F;erin, als ein Ma&#x0364;d-<lb/>
chen, &#x017F;ich in den Zweykampf von Ma&#x0364;nnern,<lb/>
als Sekundantin gemi&#x017F;cht. Er&#x017F;t durch langes<lb/>
Bitten rang &#x017F;ie dem Vater die Erlaubniß ab,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0020] Tropäe, und er als das Zwillingsgeſtirn der Weiber, als Dichter und Krieger zugleich, ſich durch ſeinen Himmel bewegte: ſo riß ein allge- meines Verlieben ein; — und hinter ihm ſah, da er mit dem fuͤnfſchneidigen Melpomenens Dolch und mit dem Kriegerſchwert alles ſchlug, der Weg wie eine weibliche Wahlſtatt aus, der einen war der Kopf, der andern das Auge, der dritten das Herz verwundet. Er aber merkte gar nichts von den ſaͤmmtlichen Verwundeten, die er hinter ſich nachfuͤhrte. Aber ſeinen Blick ſchickte er nach dem Maͤdchen umher, das, ihm ſo unbekannt, dreiſt ihm vor einer Menge bey- geſtanden hatte. Theoda war längſt durch das Gedraͤnge zu ihrem Vater hingeeilt, wie unter deſſen ſchir- mende Fittige gegen ihr Herz und das Volk. Sie war berauſcht und beſchaͤmt zugleich, daß ſie ſo oͤffentlich mehr eine Leſerin, als ein Maͤd- chen, ſich in den Zweykampf von Maͤnnern, als Sekundantin gemiſcht. Erſt durch langes Bitten rang ſie dem Vater die Erlaubniß ab,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/20
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/20>, abgerufen am 24.11.2024.