Tropäe, und er als das Zwillingsgestirn der Weiber, als Dichter und Krieger zugleich, sich durch seinen Himmel bewegte: so riß ein allge- meines Verlieben ein; -- und hinter ihm sah, da er mit dem fünfschneidigen Melpomenens Dolch und mit dem Kriegerschwert alles schlug, der Weg wie eine weibliche Wahlstatt aus, der einen war der Kopf, der andern das Auge, der dritten das Herz verwundet. Er aber merkte gar nichts von den sämmtlichen Verwundeten, die er hinter sich nachführte. Aber seinen Blick schickte er nach dem Mädchen umher, das, ihm so unbekannt, dreist ihm vor einer Menge bey- gestanden hatte.
Theoda war längst durch das Gedränge zu ihrem Vater hingeeilt, wie unter dessen schir- mende Fittige gegen ihr Herz und das Volk. Sie war berauscht und beschämt zugleich, daß sie so öffentlich mehr eine Leserin, als ein Mäd- chen, sich in den Zweykampf von Männern, als Sekundantin gemischt. Erst durch langes Bitten rang sie dem Vater die Erlaubniß ab,
Tropäe, und er als das Zwillingsgeſtirn der Weiber, als Dichter und Krieger zugleich, ſich durch ſeinen Himmel bewegte: ſo riß ein allge- meines Verlieben ein; — und hinter ihm ſah, da er mit dem fuͤnfſchneidigen Melpomenens Dolch und mit dem Kriegerſchwert alles ſchlug, der Weg wie eine weibliche Wahlſtatt aus, der einen war der Kopf, der andern das Auge, der dritten das Herz verwundet. Er aber merkte gar nichts von den ſaͤmmtlichen Verwundeten, die er hinter ſich nachfuͤhrte. Aber ſeinen Blick ſchickte er nach dem Maͤdchen umher, das, ihm ſo unbekannt, dreiſt ihm vor einer Menge bey- geſtanden hatte.
Theoda war längſt durch das Gedraͤnge zu ihrem Vater hingeeilt, wie unter deſſen ſchir- mende Fittige gegen ihr Herz und das Volk. Sie war berauſcht und beſchaͤmt zugleich, daß ſie ſo oͤffentlich mehr eine Leſerin, als ein Maͤd- chen, ſich in den Zweykampf von Maͤnnern, als Sekundantin gemiſcht. Erſt durch langes Bitten rang ſie dem Vater die Erlaubniß ab,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0020"n="14"/>
Tropäe, und er als das Zwillingsgeſtirn der<lb/>
Weiber, als Dichter und Krieger zugleich, ſich<lb/>
durch ſeinen Himmel bewegte: ſo riß ein allge-<lb/>
meines Verlieben ein; — und hinter ihm ſah,<lb/>
da er mit dem fuͤnfſchneidigen Melpomenens<lb/>
Dolch und mit dem Kriegerſchwert alles ſchlug,<lb/>
der Weg wie eine weibliche Wahlſtatt aus,<lb/>
der einen war der Kopf, der andern das Auge,<lb/>
der dritten das Herz verwundet. Er aber merkte<lb/>
gar nichts von den ſaͤmmtlichen Verwundeten,<lb/>
die er hinter ſich nachfuͤhrte. Aber ſeinen Blick<lb/>ſchickte er nach dem Maͤdchen umher, das, ihm<lb/>ſo unbekannt, dreiſt ihm vor einer Menge bey-<lb/>
geſtanden hatte.</p><lb/><p>Theoda war längſt durch das Gedraͤnge zu<lb/>
ihrem Vater hingeeilt, wie unter deſſen ſchir-<lb/>
mende Fittige gegen ihr Herz und das Volk.<lb/>
Sie war berauſcht und beſchaͤmt zugleich, daß<lb/>ſie ſo oͤffentlich mehr eine Leſerin, als ein Maͤd-<lb/>
chen, ſich in den Zweykampf von Maͤnnern,<lb/>
als Sekundantin gemiſcht. Erſt durch langes<lb/>
Bitten rang ſie dem Vater die Erlaubniß ab,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[14/0020]
Tropäe, und er als das Zwillingsgeſtirn der
Weiber, als Dichter und Krieger zugleich, ſich
durch ſeinen Himmel bewegte: ſo riß ein allge-
meines Verlieben ein; — und hinter ihm ſah,
da er mit dem fuͤnfſchneidigen Melpomenens
Dolch und mit dem Kriegerſchwert alles ſchlug,
der Weg wie eine weibliche Wahlſtatt aus,
der einen war der Kopf, der andern das Auge,
der dritten das Herz verwundet. Er aber merkte
gar nichts von den ſaͤmmtlichen Verwundeten,
die er hinter ſich nachfuͤhrte. Aber ſeinen Blick
ſchickte er nach dem Maͤdchen umher, das, ihm
ſo unbekannt, dreiſt ihm vor einer Menge bey-
geſtanden hatte.
Theoda war längſt durch das Gedraͤnge zu
ihrem Vater hingeeilt, wie unter deſſen ſchir-
mende Fittige gegen ihr Herz und das Volk.
Sie war berauſcht und beſchaͤmt zugleich, daß
ſie ſo oͤffentlich mehr eine Leſerin, als ein Maͤd-
chen, ſich in den Zweykampf von Maͤnnern,
als Sekundantin gemiſcht. Erſt durch langes
Bitten rang ſie dem Vater die Erlaubniß ab,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/20>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.