sern, und mit (bezahltem) Weine ohne An- stand, aber lebhaft umhersprang, und das Infusorium seiner eignen Begeisterung, einer himmlischern vorhielt und anbot, sogar der neuen Kindbetterin, welche indeß mitten in der ihrigen genug Bedachtsamkeit besaß, diesen bösen Honigthau des Wochenbettes auszuschla- gen. -- Er vernahm sogar, daß der Zoller ein Wagstück mit seiner Zunge bestand und sagte: gnädigster Herr Gevatter, aufs hohe Wohl unseres Pathen! -- Von dem Nachmittag und der vorigen Nacht war also (sah er durch die Spalten) das Pfund jeder Stunde gewissenhaft benutzt, und auf Zinsen der Liebe angelegt. -- Nie sah die blasse hell- blauige Bona verklärter und durchsichtiger aus als in dieser Stunde des Mit-Entzückens, aber ihre Verklärung verschönerte auch die fremde; denn ein liebendes Paar erscheint zär- ter und himmlischer durch den Wiederschein ei- ner theilnehmenden Freude.
Jetzt hörte der Doktor den Zoller ausru- fen: "ich gäbe meine Hand darum, wären der
ſern, und mit (bezahltem) Weine ohne An- ſtand, aber lebhaft umherſprang, und das Infuſorium ſeiner eignen Begeiſterung, einer himmliſchern vorhielt und anbot, ſogar der neuen Kindbetterin, welche indeß mitten in der ihrigen genug Bedachtſamkeit beſaß, dieſen boͤſen Honigthau des Wochenbettes auszuſchla- gen. — Er vernahm ſogar, daß der Zoller ein Wagſtuͤck mit ſeiner Zunge beſtand und ſagte: gnaͤdigſter Herr Gevatter, aufs hohe Wohl unſeres Pathen! — Von dem Nachmittag und der vorigen Nacht war alſo (ſah er durch die Spalten) das Pfund jeder Stunde gewiſſenhaft benutzt, und auf Zinſen der Liebe angelegt. — Nie ſah die blaſſe hell- blauige Bona verklaͤrter und durchſichtiger aus als in dieſer Stunde des Mit-Entzuͤckens, aber ihre Verklaͤrung verſchoͤnerte auch die fremde; denn ein liebendes Paar erſcheint zaͤr- ter und himmliſcher durch den Wiederſchein ei- ner theilnehmenden Freude.
Jetzt hoͤrte der Doktor den Zoller ausru- fen: „ich gaͤbe meine Hand darum, waͤren der
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ſern, und mit (bezahltem) Weine ohne An-
ſtand, aber lebhaft umherſprang, und das
Infuſorium ſeiner eignen Begeiſterung, einer
himmliſchern vorhielt und anbot, ſogar der
neuen Kindbetterin, welche indeß mitten in
der ihrigen genug Bedachtſamkeit beſaß, dieſen
boͤſen Honigthau des Wochenbettes auszuſchla-
gen. — Er vernahm ſogar, daß der Zoller
ein Wagſtuͤck mit ſeiner Zunge beſtand
und ſagte: gnaͤdigſter Herr Gevatter, aufs
hohe Wohl unſeres Pathen! — Von dem
Nachmittag und der vorigen Nacht war alſo
(ſah er durch die Spalten) das Pfund jeder
Stunde gewiſſenhaft benutzt, und auf Zinſen
der Liebe angelegt. — Nie ſah die blaſſe hell-
blauige Bona verklaͤrter und durchſichtiger aus
als in dieſer Stunde des Mit-Entzuͤckens,
aber ihre Verklaͤrung verſchoͤnerte auch die
fremde; denn ein liebendes Paar erſcheint zaͤr-
ter und himmliſcher durch den Wiederſchein ei-
ner theilnehmenden Freude.
Jetzt hoͤrte der Doktor den Zoller ausru-
fen: „ich gaͤbe meine Hand darum, waͤren der
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/140>, abgerufen am 24.11.2024.
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