anderer Mann für einen dritten, der prügelt: "kennst du seinen Leibmedikus Semmelmann recht?" sagt' er. "Längst als den gelehrtesten Arzt und feinsten Mann und meinen Freund" versetzt' er etwas laut, um von fürstlichen Spionen, die den Geblendeten der Tafellichter rings umher im Blätter-Dunkel ungesehen belauschen konnten, besser vernommen zu wer- den. "Nun so sag' ich Dir, ich bin noch schwankend, ob ich gegen Tagsanbruch diesen deinen Freund ganz todtsch[lag]e, oder nur halb. Weißt Du (fing er leise an, und fuhr sogleich laut fort) wer dieser Semmelmann im Inner- sten ist, Stryk? Der Fallstrick, der Galgen- strick, der Ehrenkronenräuber, kurz der Rezen- sent meiner Werke. "Wie? -- Herr Kollege!" sagte Strykius. "Kern Wort weiter, er wird todtgemacht! -- Flex heda! mein Kerl fährt augenblicklich vor bey Herrn Brunnenarzt Strykius, meine Tochter wird nicht geweckt -- sie soll nichts wissen, bis ich wiederkomme, und das ohne alle Umstände."
Zweyter Theil. 8
anderer Mann fuͤr einen dritten, der pruͤgelt: „kennſt du ſeinen Leibmedikus Semmelmann recht?“ ſagt’ er. „Laͤngſt als den gelehrteſten Arzt und feinſten Mann und meinen Freund“ verſetzt’ er etwas laut, um von fuͤrſtlichen Spionen, die den Geblendeten der Tafellichter rings umher im Blaͤtter-Dunkel ungeſehen belauſchen konnten, beſſer vernommen zu wer- den. „Nun ſo ſag’ ich Dir, ich bin noch ſchwankend, ob ich gegen Tagsanbruch dieſen deinen Freund ganz todtſch[lag]e, oder nur halb. Weißt Du (fing er leiſe an, und fuhr ſogleich laut fort) wer dieſer Semmelmann im Inner- ſten iſt, Stryk? Der Fallſtrick, der Galgen- ſtrick, der Ehrenkronenraͤuber, kurz der Rezen- ſent meiner Werke. „Wie? — Herr Kollege!“ ſagte Strykius. „Kern Wort weiter, er wird todtgemacht! — Flex heda! mein Kerl faͤhrt augenblicklich vor bey Herrn Brunnenarzt Strykius, meine Tochter wird nicht geweckt — ſie ſoll nichts wiſſen, bis ich wiederkomme, und das ohne alle Umſtaͤnde.”
Zweyter Theil. 8
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anderer Mann fuͤr einen dritten, der pruͤgelt:
„kennſt du ſeinen Leibmedikus Semmelmann
recht?“ ſagt’ er. „Laͤngſt als den gelehrteſten
Arzt und feinſten Mann und meinen Freund“
verſetzt’ er etwas laut, um von fuͤrſtlichen
Spionen, die den Geblendeten der Tafellichter
rings umher im Blaͤtter-Dunkel ungeſehen
belauſchen konnten, beſſer vernommen zu wer-
den. „Nun ſo ſag’ ich Dir, ich bin noch
ſchwankend, ob ich gegen Tagsanbruch dieſen
deinen Freund ganz todtſchlage, oder nur halb.
Weißt Du (fing er leiſe an, und fuhr ſogleich
laut fort) wer dieſer Semmelmann im Inner-
ſten iſt, Stryk? Der Fallſtrick, der Galgen-
ſtrick, der Ehrenkronenraͤuber, kurz der Rezen-
ſent meiner Werke. „Wie? — Herr Kollege!“
ſagte Strykius. „Kern Wort weiter, er wird
todtgemacht! — Flex heda! mein Kerl faͤhrt
augenblicklich vor bey Herrn Brunnenarzt
Strykius, meine Tochter wird nicht geweckt
— ſie ſoll nichts wiſſen, bis ich wiederkomme,
und das ohne alle Umſtaͤnde.”
Zweyter Theil. 8
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/119>, abgerufen am 16.02.2025.
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