um die Wolke des Inkognito seinem Phöbus auszuziehen. Zum Glück war er früher darauf gerüstet, und hatte daher -- da er längst wußte, daß die Menschen die ersten Worte eines großen Mannes, sogar die kahlsten, länger behalten, und umtragen als die besten nach einem Umgange von Jahren -- schon auf der Chaussee zehn Mei- len vom Lesesaal, folgende improvisierende An- rede ausgearbeitet.
"Ehrwürdige Versammlung, fänd' ich nur die ersten Worte! Auf eine solche Sympathie einer so gebildeten Gesellschaft mit mir, durft' ich ohne Eigenliebe nicht rechnen. Aber eine Herzens-Ergießung verdient die andere, und ich gebe mich willig dem Ungestüm des Augen- blicks Preis. Möge, Ihr Herrlichen, euch je- der Schleier des Lebens so abgehoben werden als jetzt, und nie decke sich euch ein Leichen- schleier statt eines Brautschleiers auf. -- Ich war nämlich mein eigner Vorläufer; denn ich bin wirklich der Theudobach, dessen Ankunft ich auf heute in Briefen ansagte."
um die Wolke des Inkognito ſeinem Phoͤbus auszuziehen. Zum Gluͤck war er fruͤher darauf geruͤſtet, und hatte daher — da er laͤngſt wußte, daß die Menſchen die erſten Worte eines großen Mannes, ſogar die kahlſten, laͤnger behalten, und umtragen als die beſten nach einem Umgange von Jahren — ſchon auf der Chauſſee zehn Mei- len vom Leſeſaal, folgende improviſierende An- rede ausgearbeitet.
„Ehrwuͤrdige Verſammlung, faͤnd’ ich nur die erſten Worte! Auf eine ſolche Sympathie einer ſo gebildeten Geſellſchaft mit mir, durft’ ich ohne Eigenliebe nicht rechnen. Aber eine Herzens-Ergießung verdient die andere, und ich gebe mich willig dem Ungeſtuͤm des Augen- blicks Preis. Moͤge, Ihr Herrlichen, euch je- der Schleier des Lebens ſo abgehoben werden als jetzt, und nie decke ſich euch ein Leichen- ſchleier ſtatt eines Brautſchleiers auf. — Ich war naͤmlich mein eigner Vorläufer; denn ich bin wirklich der Theudobach, deſſen Ankunft ich auf heute in Briefen anſagte.”
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um die Wolke des Inkognito ſeinem Phoͤbus
auszuziehen. Zum Gluͤck war er fruͤher darauf
geruͤſtet, und hatte daher — da er laͤngſt wußte,
daß die Menſchen die erſten Worte eines großen
Mannes, ſogar die kahlſten, laͤnger behalten,
und umtragen als die beſten nach einem Umgange
von Jahren — ſchon auf der Chauſſee zehn Mei-
len vom Leſeſaal, folgende improviſierende An-
rede ausgearbeitet.
„Ehrwuͤrdige Verſammlung, faͤnd’ ich nur
die erſten Worte! Auf eine ſolche Sympathie
einer ſo gebildeten Geſellſchaft mit mir, durft’
ich ohne Eigenliebe nicht rechnen. Aber eine
Herzens-Ergießung verdient die andere, und
ich gebe mich willig dem Ungeſtuͤm des Augen-
blicks Preis. Moͤge, Ihr Herrlichen, euch je-
der Schleier des Lebens ſo abgehoben werden
als jetzt, und nie decke ſich euch ein Leichen-
ſchleier ſtatt eines Brautſchleiers auf. — Ich
war naͤmlich mein eigner Vorläufer; denn ich
bin wirklich der Theudobach, deſſen Ankunft ich
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/182>, abgerufen am 23.11.2024.
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