folge der anonymen in den Rezensionen so ge- wiß gezählet hatte; einen rauhen, wiederhaari- gen, stämmigen Mann hatte er zu finden ge- höfft, dem der Kopf kaum anders zu waschen ist, als durch Abreißen oder Abhaaren desselben, wenigstens einen Mann, der wie ein Teich un- ter seine weißen Wasser-Blüten gezähnte Hechte verbärge -- -- aber er, ein so gebognes, wan- genfettes, gehorsamstes, unterthänigstes Zier- Männchen, das noch niemand ein hartes Wort gesagt, als Frau und Kindern, und gegen nie- mand ein Elephant, als gegen Elephanten-Kä- fer und Elephant-Ameisen! ... Nichts er- bittert mehr als anonyme Grobheit eines abge- süßten Schwächlings!
Allerdings gibt es ein oder das andere We- sen in der Welt, das Gott selber kaum stärken kann ohne den Tod -- das sich als ewiger Bet- telbrief gern auf- und zubrechen, als ewiges Friedensinstrumment gern brechen läßt. -- Das eine Ohrfeige empfängt, und zornig heraus- fährt, es erwarte jetzt, daß man sich bestimm-
Erster Theil. 9
folge der anonymen in den Rezenſionen ſo ge- wiß gezaͤhlet hatte; einen rauhen, wiederhaari- gen, ſtaͤmmigen Mann hatte er zu finden ge- hoͤfft, dem der Kopf kaum anders zu waſchen iſt, als durch Abreißen oder Abhaaren deſſelben, wenigſtens einen Mann, der wie ein Teich un- ter ſeine weißen Waſſer-Bluͤten gezaͤhnte Hechte verbaͤrge — — aber er, ein ſo gebognes, wan- genfettes, gehorſamſtes, unterthaͤnigſtes Zier- Maͤnnchen, das noch niemand ein hartes Wort geſagt, als Frau und Kindern, und gegen nie- mand ein Elephant, als gegen Elephanten-Kaͤ- fer und Elephant-Ameiſen! … Nichts er- bittert mehr als anonyme Grobheit eines abge- ſuͤßten Schwaͤchlings!
Allerdings gibt es ein oder das andere We- ſen in der Welt, das Gott ſelber kaum ſtaͤrken kann ohne den Tod — das ſich als ewiger Bet- telbrief gern auf- und zubrechen, als ewiges Friedensinſtrumment gern brechen laͤßt. — Das eine Ohrfeige empfaͤngt, und zornig heraus- fährt, es erwarte jetzt, daß man ſich beſtimm-
Erſter Theil. 9
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folge der anonymen in den Rezenſionen ſo ge-
wiß gezaͤhlet hatte; einen rauhen, wiederhaari-
gen, ſtaͤmmigen Mann hatte er zu finden ge-
hoͤfft, dem der Kopf kaum anders zu waſchen iſt,
als durch Abreißen oder Abhaaren deſſelben,
wenigſtens einen Mann, der wie ein Teich un-
ter ſeine weißen Waſſer-Bluͤten gezaͤhnte Hechte
verbaͤrge — — aber er, ein ſo gebognes, wan-
genfettes, gehorſamſtes, unterthaͤnigſtes Zier-
Maͤnnchen, das noch niemand ein hartes Wort
geſagt, als Frau und Kindern, und gegen nie-
mand ein Elephant, als gegen Elephanten-Kaͤ-
fer und Elephant-Ameiſen! … Nichts er-
bittert mehr als anonyme Grobheit eines abge-
ſuͤßten Schwaͤchlings!
Allerdings gibt es ein oder das andere We-
ſen in der Welt, das Gott ſelber kaum ſtaͤrken
kann ohne den Tod — das ſich als ewiger Bet-
telbrief gern auf- und zubrechen, als ewiges
Friedensinſtrumment gern brechen laͤßt. — Das
eine Ohrfeige empfaͤngt, und zornig heraus-
fährt, es erwarte jetzt, daß man ſich beſtimm-
Erſter Theil. 9
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/147>, abgerufen am 17.07.2024.
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