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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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war daher der Blick auf Nießen, der, wie der
Doktor sich in einem bekannten Briefe aus-
drückte, "seinen Kopf, wie ein reitender Jäger
den Flintenlauf, immer gen Himmel gerichtet an-
hängen hatte," kein sympathetischer Anblick, ob-
wohl ein antipathetischer. Bey ihm wollte das
Wenige, das Nieß über Todte und vermählte
Herzens-Paradiese auf dem Wege hatte fallen las-
sen, sich wenig empfehlen. Vor allem Warmen über-
lief gewöhnlich des Doktors innern Menschen
eine Gänsehaut; kalte Stichworte hingegen rie-
ben wie Schnee seine Brust und Glieder warm
und roth. Uebrigens verschlang sich seine Seele
ziemlich mit der Nießischen, so wie der Werboffi-
zier bey dem Rekruten schläft, und immer einen
Schenkel oder Arm auf ihn legt, um ihn zu be-
halten im Schlafe. Er nun hatte die Köpfe
und Ellenbogen am Pförtchen angehäuft. --
Endlich ließ er gar ein rundes Kinderköpfchen
nach dem Dichter laufen als nach seinem Kegel-
könig. Aber hier nahm Nieß aus übermäßiger
Phantasie Reißaus, und schwang sich auf einen
nahen Birnbaum, an der niedern Gottesacker-

Erster Theil. 8

war daher der Blick auf Nießen, der, wie der
Doktor ſich in einem bekannten Briefe aus-
druͤckte, „ſeinen Kopf, wie ein reitender Jaͤger
den Flintenlauf, immer gen Himmel gerichtet an-
haͤngen hatte,“ kein ſympathetiſcher Anblick, ob-
wohl ein antipathetiſcher. Bey ihm wollte das
Wenige, das Nieß uͤber Todte und vermählte
Herzens-Paradieſe auf dem Wege hatte fallen laſ-
ſen, ſich wenig empfehlen. Vor allem Warmen uͤber-
lief gewoͤhnlich des Doktors innern Menſchen
eine Gaͤnſehaut; kalte Stichworte hingegen rie-
ben wie Schnee ſeine Bruſt und Glieder warm
und roth. Uebrigens verſchlang ſich ſeine Seele
ziemlich mit der Nießiſchen, ſo wie der Werboffi-
zier bey dem Rekruten ſchlaͤft, und immer einen
Schenkel oder Arm auf ihn legt, um ihn zu be-
halten im Schlafe. Er nun hatte die Koͤpfe
und Ellenbogen am Pfoͤrtchen angehaͤuft. —
Endlich ließ er gar ein rundes Kinderkoͤpfchen
nach dem Dichter laufen als nach ſeinem Kegel-
koͤnig. Aber hier nahm Nieß aus uͤbermaͤßiger
Phantaſie Reißaus, und ſchwang ſich auf einen
nahen Birnbaum, an der niedern Gottesacker-

Erſter Theil. 8
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[113/0131] war daher der Blick auf Nießen, der, wie der Doktor ſich in einem bekannten Briefe aus- druͤckte, „ſeinen Kopf, wie ein reitender Jaͤger den Flintenlauf, immer gen Himmel gerichtet an- haͤngen hatte,“ kein ſympathetiſcher Anblick, ob- wohl ein antipathetiſcher. Bey ihm wollte das Wenige, das Nieß uͤber Todte und vermählte Herzens-Paradieſe auf dem Wege hatte fallen laſ- ſen, ſich wenig empfehlen. Vor allem Warmen uͤber- lief gewoͤhnlich des Doktors innern Menſchen eine Gaͤnſehaut; kalte Stichworte hingegen rie- ben wie Schnee ſeine Bruſt und Glieder warm und roth. Uebrigens verſchlang ſich ſeine Seele ziemlich mit der Nießiſchen, ſo wie der Werboffi- zier bey dem Rekruten ſchlaͤft, und immer einen Schenkel oder Arm auf ihn legt, um ihn zu be- halten im Schlafe. Er nun hatte die Koͤpfe und Ellenbogen am Pfoͤrtchen angehaͤuft. — Endlich ließ er gar ein rundes Kinderkoͤpfchen nach dem Dichter laufen als nach ſeinem Kegel- koͤnig. Aber hier nahm Nieß aus uͤbermaͤßiger Phantaſie Reißaus, und ſchwang ſich auf einen nahen Birnbaum, an der niedern Gottesacker- Erſter Theil. 8

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/131>, abgerufen am 23.11.2024.