Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

gers Badreise und Geschichte, so wie die
Schluß-Polymeter; aber hierüber sey ein Beicht-
wort an den Leser vergönnt, wurd' es ihm auch
schwerer, zum zweytenmale der H. Stroppinus
zu seyn. Und doch sind über das folgende leich-
ter vergebende Beichtväter zu haben, als Beicht-
mütter. Es betrifft den Zynismus des Doktors
Katzenberger.

Es gibt aber viererley Zynismen. Der erste
ist der rohe in Betreff des Geschlechts, wie ihn
Aristophanes, Rabelais, Fischart, überhaupt
die alten, obwol keuschen Deutschen und die
Aerzte haben. Dieser ist nicht sowol gegen Sitt-
lichkeit als gegen Geschmack und Zeit. Der
zweyte Zynismus, den die Vernunftlehre an-
nimmt, ist der subtile der Franzosen, der ähn-
lich dem subtilen Todtschlag und Diebstahl der
alten Gottesgelehrten einen zarten subtilen Ehe-
bruch abgibt; dieser glatte nattergiftige Zynis-

gers Badreiſe und Geſchichte, ſo wie die
Schluß-Polymeter; aber hieruͤber ſey ein Beicht-
wort an den Leſer vergoͤnnt, wurd’ es ihm auch
ſchwerer, zum zweytenmale der H. Stroppinus
zu ſeyn. Und doch ſind uͤber das folgende leich-
ter vergebende Beichtvaͤter zu haben, als Beicht-
muͤtter. Es betrifft den Zyniſmus des Doktors
Katzenberger.

Es gibt aber viererley Zyniſmen. Der erſte
iſt der rohe in Betreff des Geſchlechts, wie ihn
Ariſtophanes, Rabelais, Fiſchart, uͤberhaupt
die alten, obwol keuſchen Deutſchen und die
Aerzte haben. Dieſer iſt nicht ſowol gegen Sitt-
lichkeit als gegen Geſchmack und Zeit. Der
zweyte Zyniſmus, den die Vernunftlehre an-
nimmt, iſt der ſubtile der Franzoſen, der aͤhn-
lich dem ſubtilen Todtſchlag und Diebſtahl der
alten Gottesgelehrten einen zarten ſubtilen Ehe-
bruch abgibt; dieſer glatte nattergiftige Zyniſ-

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0011" n="III"/>
gers Badrei&#x017F;e</hi> und Ge&#x017F;chichte, &#x017F;o wie die<lb/>
Schluß-Polymeter; aber hieru&#x0364;ber &#x017F;ey ein Beicht-<lb/>
wort an den Le&#x017F;er vergo&#x0364;nnt, wurd&#x2019; es ihm auch<lb/>
&#x017F;chwerer, zum zweytenmale der H. Stroppinus<lb/>
zu &#x017F;eyn. Und doch &#x017F;ind u&#x0364;ber das folgende leich-<lb/>
ter vergebende Beichtva&#x0364;ter zu haben, als Beicht-<lb/>
mu&#x0364;tter. Es betrifft den Zyni&#x017F;mus des Doktors<lb/>
Katzenberger.</p><lb/>
        <p>Es gibt aber viererley Zyni&#x017F;men. Der <hi rendition="#g">er&#x017F;te</hi><lb/>
i&#x017F;t der rohe in Betreff des <hi rendition="#g">Ge&#x017F;chlechts</hi>, wie ihn<lb/>
Ari&#x017F;tophanes, Rabelais, Fi&#x017F;chart, u&#x0364;berhaupt<lb/>
die alten, obwol keu&#x017F;chen Deut&#x017F;chen und die<lb/>
Aerzte haben. Die&#x017F;er i&#x017F;t nicht &#x017F;owol gegen Sitt-<lb/>
lichkeit als gegen Ge&#x017F;chmack und Zeit. Der<lb/><hi rendition="#g">zweyte</hi> Zyni&#x017F;mus, den die Vernunftlehre an-<lb/>
nimmt, i&#x017F;t der &#x017F;ubtile der Franzo&#x017F;en, der a&#x0364;hn-<lb/>
lich dem &#x017F;ubtilen Todt&#x017F;chlag und Dieb&#x017F;tahl der<lb/>
alten Gottesgelehrten einen zarten &#x017F;ubtilen Ehe-<lb/>
bruch abgibt; die&#x017F;er glatte nattergiftige Zyni&#x017F;-<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[III/0011] gers Badreiſe und Geſchichte, ſo wie die Schluß-Polymeter; aber hieruͤber ſey ein Beicht- wort an den Leſer vergoͤnnt, wurd’ es ihm auch ſchwerer, zum zweytenmale der H. Stroppinus zu ſeyn. Und doch ſind uͤber das folgende leich- ter vergebende Beichtvaͤter zu haben, als Beicht- muͤtter. Es betrifft den Zyniſmus des Doktors Katzenberger. Es gibt aber viererley Zyniſmen. Der erſte iſt der rohe in Betreff des Geſchlechts, wie ihn Ariſtophanes, Rabelais, Fiſchart, uͤberhaupt die alten, obwol keuſchen Deutſchen und die Aerzte haben. Dieſer iſt nicht ſowol gegen Sitt- lichkeit als gegen Geſchmack und Zeit. Der zweyte Zyniſmus, den die Vernunftlehre an- nimmt, iſt der ſubtile der Franzoſen, der aͤhn- lich dem ſubtilen Todtſchlag und Diebſtahl der alten Gottesgelehrten einen zarten ſubtilen Ehe- bruch abgibt; dieſer glatte nattergiftige Zyniſ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/11
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. III. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/11>, abgerufen am 23.11.2024.