die Freundschaft die Ehe der Seelen ist, enthalt¬ sam im Zölibate der Seelen verblieben. . . .
Eben beim Schluße dieses Kapitels bringt der Hund das neue und ich flechte beide gar ineinander und fahre fort:
Ohne sonderliche Aergerniß über das Ausbleiben der Antwort aus Maienthal, ging Viktor den 4ten Mai einsam nach St. Lüne und mit jedem Schritte, um den er näher kam, wurde seine Seele weicher und versöhnlicher. -- Als er ankam -- -- --
Es giebt in jedem Hause Tage, die in der Lita¬ nei vergessen wurden -- verdammte, verteufelte, verhenkerte Tage -- wo alles Diagonal geht und die Queere -- wo alles keift und knurrt und mit dem Schwanze wedelt -- wo die Kinder und der Hund nicht Muck! sagen dürfen und der Erb- Lehn- und Gerichtsherr des Hauses alle Thüren zuwirft und die Haus-Souverainin das Schnarrkorpus-Re¬ gister des Moralisirens *) zieht und den Silberton der Teller und Schlüsselbunde anschlägt -- wo man lauter alte Schäden aufstöbert, alle Waldfrevel der Mäuse und Motten, die zerknickten Parasol- und
*) Die meisten Weiber sind nicht eher Galgenpatres (eigent¬ lich-Galgenmatres) und Kasernenpredigerinnen als bis sie Teufelstoll sind, wie Sterne die meisten Einfälle hatte, wenn er nicht wohl war.
die Freundſchaft die Ehe der Seelen iſt, enthalt¬ ſam im Zoͤlibate der Seelen verblieben. . . .
Eben beim Schluße dieſes Kapitels bringt der Hund das neue und ich flechte beide gar ineinander und fahre fort:
Ohne ſonderliche Aergerniß uͤber das Ausbleiben der Antwort aus Maienthal, ging Viktor den 4ten Mai einſam nach St. Luͤne und mit jedem Schritte, um den er naͤher kam, wurde ſeine Seele weicher und verſoͤhnlicher. — Als er ankam — — —
Es giebt in jedem Hauſe Tage, die in der Lita¬ nei vergeſſen wurden — verdammte, verteufelte, verhenkerte Tage — wo alles Diagonal geht und die Queere — wo alles keift und knurrt und mit dem Schwanze wedelt — wo die Kinder und der Hund nicht Muck! ſagen duͤrfen und der Erb- Lehn- und Gerichtsherr des Hauſes alle Thuͤren zuwirft und die Haus-Souverainin das Schnarrkorpus-Re¬ giſter des Moraliſirens *) zieht und den Silberton der Teller und Schluͤſſelbunde anſchlaͤgt — wo man lauter alte Schaͤden aufſtoͤbert, alle Waldfrevel der Maͤuſe und Motten, die zerknickten Paraſol- und
*) Die meiſten Weiber ſind nicht eher Galgenpatres (eigent¬ lich-Galgenmatres) und Kaſernenpredigerinnen als bis ſie Teufelstoll ſind, wie Sterne die meiſten Einfälle hatte, wenn er nicht wohl war.
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die Freundſchaft die Ehe der Seelen iſt, enthalt¬
ſam im Zoͤlibate der Seelen verblieben. . . .
Eben beim Schluße dieſes Kapitels bringt der
Hund das neue und ich flechte beide gar ineinander
und fahre fort:
Ohne ſonderliche Aergerniß uͤber das Ausbleiben
der Antwort aus Maienthal, ging Viktor den 4ten
Mai einſam nach St. Luͤne und mit jedem Schritte,
um den er naͤher kam, wurde ſeine Seele weicher
und verſoͤhnlicher. — Als er ankam — — —
Es giebt in jedem Hauſe Tage, die in der Lita¬
nei vergeſſen wurden — verdammte, verteufelte,
verhenkerte Tage — wo alles Diagonal geht und
die Queere — wo alles keift und knurrt und mit
dem Schwanze wedelt — wo die Kinder und der
Hund nicht Muck! ſagen duͤrfen und der Erb- Lehn-
und Gerichtsherr des Hauſes alle Thuͤren zuwirft
und die Haus-Souverainin das Schnarrkorpus-Re¬
giſter des Moraliſirens *) zieht und den Silberton
der Teller und Schluͤſſelbunde anſchlaͤgt — wo man
lauter alte Schaͤden aufſtoͤbert, alle Waldfrevel der
Maͤuſe und Motten, die zerknickten Paraſol- und
*) Die meiſten Weiber ſind nicht eher Galgenpatres (eigent¬
lich-Galgenmatres) und Kaſernenpredigerinnen als bis ſie
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wenn er nicht wohl war.
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/95>, abgerufen am 06.05.2024.
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