Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.ber Julius! -- Dann sank er langsam an den wei¬ Gerade um diese Stunde an diesem Tage vor ei¬ Als er jetzt hinter einer Gesträuch'allee dem Orte Eigentlich war es nicht ganz so: sondern das ber Julius! — Dann ſank er langſam an den wei¬ Gerade um dieſe Stunde an dieſem Tage vor ei¬ Als er jetzt hinter einer Geſtraͤuch'allee dem Orte Eigentlich war es nicht ganz ſo: ſondern das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0079" n="69"/> ber Julius! — Dann ſank er langſam an den wei¬<lb/> chen Menſchen voll Liebe und umarmte an Einer<lb/> Bruſt — drei Herzen; und reichte ihm den Brief:<lb/> »gieb ihn deinem Emanuel!« und floh mit dem<lb/> waͤrmſten Druck der zarteſten Hand, den Berg tiefer<lb/> hinab und davon. —</p><lb/> <p>Gerade um dieſe Stunde an dieſem Tage vor ei¬<lb/> nem Jahr verſchwand auch Giulia aus Maienthal<lb/> und nahm nichts von dem ſchoͤnen Blumenboden mit<lb/> als einen — Grabeshuͤgel.</p><lb/> <p>Als er jetzt hinter einer Geſtraͤuch'allee dem Orte<lb/> der Seeligen entronnen war: machte ſeine naͤchtliche<lb/> Erheiterung einer unbezwinglichen Wehmuth Platz.<lb/> Die aufgehende Sonne zog alle hellen Farben aus<lb/> ſeinem naͤchtlichen Traum — »hab' ich denn wirk¬<lb/> »lich Maienthal und Julius und alle Geliebte ge¬<lb/> »ſehen oder iſt nur auf einer jeden den Mond ſchil¬<lb/> »lernden Wolke ein zerfloſſenes Schattenſpiel vor¬<lb/> »uͤber geronnen?« ſagt' er — der Tag bruͤtete die<lb/> friſche Nachtluft ſeiner Seele zu einem ſchwuͤlen<lb/> Flattern des Suͤdwinds an — Anſtatt daß der<lb/> Menſch ſonſt wie Raguel, in der Mitternacht Graͤ¬<lb/> ber aushauet und in der Morgenſonne ſie wieder<lb/> verſchuͤttet, kehrte heute Sebaſtian es um. —</p><lb/> <p>Eigentlich war es nicht ganz ſo: ſondern das<lb/> ſchnelle Vorſpringen und Einſinken der geliebten Ge¬<lb/> ſtalten; die vergroͤßerte Sehnſucht darnach, der ruͤh¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0079]
ber Julius! — Dann ſank er langſam an den wei¬
chen Menſchen voll Liebe und umarmte an Einer
Bruſt — drei Herzen; und reichte ihm den Brief:
»gieb ihn deinem Emanuel!« und floh mit dem
waͤrmſten Druck der zarteſten Hand, den Berg tiefer
hinab und davon. —
Gerade um dieſe Stunde an dieſem Tage vor ei¬
nem Jahr verſchwand auch Giulia aus Maienthal
und nahm nichts von dem ſchoͤnen Blumenboden mit
als einen — Grabeshuͤgel.
Als er jetzt hinter einer Geſtraͤuch'allee dem Orte
der Seeligen entronnen war: machte ſeine naͤchtliche
Erheiterung einer unbezwinglichen Wehmuth Platz.
Die aufgehende Sonne zog alle hellen Farben aus
ſeinem naͤchtlichen Traum — »hab' ich denn wirk¬
»lich Maienthal und Julius und alle Geliebte ge¬
»ſehen oder iſt nur auf einer jeden den Mond ſchil¬
»lernden Wolke ein zerfloſſenes Schattenſpiel vor¬
»uͤber geronnen?« ſagt' er — der Tag bruͤtete die
friſche Nachtluft ſeiner Seele zu einem ſchwuͤlen
Flattern des Suͤdwinds an — Anſtatt daß der
Menſch ſonſt wie Raguel, in der Mitternacht Graͤ¬
ber aushauet und in der Morgenſonne ſie wieder
verſchuͤttet, kehrte heute Sebaſtian es um. —
Eigentlich war es nicht ganz ſo: ſondern das
ſchnelle Vorſpringen und Einſinken der geliebten Ge¬
ſtalten; die vergroͤßerte Sehnſucht darnach, der ruͤh¬
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