Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.Doktor in den Steig und lässet ihn nicht nach Mai¬ Würdigster Freund, "Kein Mädgen ist vielleicht so glücklich als eine Wenn ich Ihnen das Vergnügen, H. Emanuel Ach die Besorgniß für meinen unvergeßlichen Doktor in den Steig und laͤſſet ihn nicht nach Mai¬ Wuͤrdigſter Freund, »Kein Maͤdgen iſt vielleicht ſo gluͤcklich als eine Wenn ich Ihnen das Vergnuͤgen, H. Emanuel Ach die Beſorgniß fuͤr meinen unvergeßlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0062" n="52"/> Doktor in den Steig und laͤſſet ihn nicht nach Mai¬<lb/> enthal. Denn er heiſſet ſo:</p><lb/> <p> <hi rendition="#g">Wuͤrdigſter Freund,</hi> </p><lb/> <p>»Kein Maͤdgen iſt vielleicht ſo gluͤcklich als eine<lb/> Dichterin; und ich glaube, hier in dieſem aufge¬<lb/> ſchmuͤckten Thale wird man zuletzt beides. Sie ſind<lb/> uͤberall gluͤcklich, da Sie ſogar an einem Hofe ein Dich¬<lb/> ter ſeyn koͤnnen, wie mir Ihre ſchoͤne poetiſche Epi¬<lb/> fiel beweiſet. Aber die Phantaſie malet gern aus<lb/> Schminkdoſen — das wahre Maienthal kann der<lb/> Ihrigen nicht ſoviel geben als Sie in die drei Land¬<lb/> ſchafts-Blaͤtter deſſelben zu legen wiſſen. So oft<lb/> ich und Sie einerlei durch Phantaſie erſetzen muͤſ¬<lb/> ſen: ſo iſt blos bei Ihnen der Erſatz groͤßer als das<lb/> Opfer.</p><lb/> <p>Wenn ich Ihnen das Vergnuͤgen, H. Emanuel<lb/> zu ſehen, durch Ueberreden haͤtte verſchaffen koͤnnen:<lb/> ſo haͤtt' ichs gern gethan; aber ich war zuletzt aus<lb/> Gewiſſenhaftigkeit nicht beredt genug, um ihn zu<lb/> einer Reiſe zu Ihnen zu bringen, die ſeine ſieche<lb/> Bruſt der Gefahr des Verblutens ausſetzte. Sehen<lb/> Sie ihn fuͤr einen Fruͤhling an, den man alle Jah¬<lb/> re neun Monate lang erwarten muß.</p><lb/> <p>Ach die Beſorgniß fuͤr meinen unvergeßlichen<lb/> und unerſetzlichen Lehrer wirft einen Schatten uͤber<lb/> den jetzigen ganzen Fruͤhling wie ein Grabmal uͤber<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0062]
Doktor in den Steig und laͤſſet ihn nicht nach Mai¬
enthal. Denn er heiſſet ſo:
Wuͤrdigſter Freund,
»Kein Maͤdgen iſt vielleicht ſo gluͤcklich als eine
Dichterin; und ich glaube, hier in dieſem aufge¬
ſchmuͤckten Thale wird man zuletzt beides. Sie ſind
uͤberall gluͤcklich, da Sie ſogar an einem Hofe ein Dich¬
ter ſeyn koͤnnen, wie mir Ihre ſchoͤne poetiſche Epi¬
fiel beweiſet. Aber die Phantaſie malet gern aus
Schminkdoſen — das wahre Maienthal kann der
Ihrigen nicht ſoviel geben als Sie in die drei Land¬
ſchafts-Blaͤtter deſſelben zu legen wiſſen. So oft
ich und Sie einerlei durch Phantaſie erſetzen muͤſ¬
ſen: ſo iſt blos bei Ihnen der Erſatz groͤßer als das
Opfer.
Wenn ich Ihnen das Vergnuͤgen, H. Emanuel
zu ſehen, durch Ueberreden haͤtte verſchaffen koͤnnen:
ſo haͤtt' ichs gern gethan; aber ich war zuletzt aus
Gewiſſenhaftigkeit nicht beredt genug, um ihn zu
einer Reiſe zu Ihnen zu bringen, die ſeine ſieche
Bruſt der Gefahr des Verblutens ausſetzte. Sehen
Sie ihn fuͤr einen Fruͤhling an, den man alle Jah¬
re neun Monate lang erwarten muß.
Ach die Beſorgniß fuͤr meinen unvergeßlichen
und unerſetzlichen Lehrer wirft einen Schatten uͤber
den jetzigen ganzen Fruͤhling wie ein Grabmal uͤber
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