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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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chen dem Kammerherrn, den er wegen eigner Ah¬
nen Glaze nicht erschießen konnte, mit der Pistole
das Lebenslicht ausgeputzt. Der Regierungsrath
wurde auf einer kleinen scheinbaren Flucht inhaftiert
und als eine göttliche Statue allein in jenen Tem¬
pel gesetzt, der wie die alten Tempel ohne Fenster
und Geräthschaft war, und den die darin seßhaften
Götter wie Diogenes sein Faß mit Inskripzionen
versehen, und den der gemeine Mann blos ein Ge¬
fängnis nennt. -- -- -- Ich will aber vor allen
Dingen diese und die folgenden Worte ein
Extrablatt
benennen. Die Kapelle oder das Filial eines sol¬
chen Tempels heisset man ferner ein Hundeloch.
Die Priester und Sodalen dieser Pagoden sind die
Stockmeister und Stadtknechte. Ueberhaupt sind die
Zeiten nicht mehr, wo die Großen gleichgültig ge¬
gen Wahrheiten waren: jetzt suchen sie einen Mann,
der wichtige gesagt hat, vielmehr auf und setzen ihm
nach und machen ihn (mit mehr Recht als die Tyrier
ihren Gott Herkules) in besagten Tempeln mit Ketgen
und eisernen postillions d'amour fest, damit er da auf
diesem Isolierschemel (Isolatorio) sein elektrisches
Feuer und Licht besser beisammen behalte und an¬
häufe. Ist einmal ein solcher Merkur so fixiert und
hat er mit den Fixsternen außer dem Lichte auch die

chen dem Kammerherrn, den er wegen eigner Ah¬
nen Glaze nicht erſchießen konnte, mit der Piſtole
das Lebenslicht ausgeputzt. Der Regierungsrath
wurde auf einer kleinen ſcheinbaren Flucht inhaftiert
und als eine goͤttliche Statue allein in jenen Tem¬
pel geſetzt, der wie die alten Tempel ohne Fenſter
und Geraͤthſchaft war, und den die darin ſeßhaften
Goͤtter wie Diogenes ſein Faß mit Inſkripzionen
verſehen, und den der gemeine Mann blos ein Ge¬
faͤngnis nennt. — — — Ich will aber vor allen
Dingen dieſe und die folgenden Worte ein
Extrablatt
benennen. Die Kapelle oder das Filial eines ſol¬
chen Tempels heiſſet man ferner ein Hundeloch.
Die Prieſter und Sodalen dieſer Pagoden ſind die
Stockmeiſter und Stadtknechte. Ueberhaupt ſind die
Zeiten nicht mehr, wo die Großen gleichguͤltig ge¬
gen Wahrheiten waren: jetzt ſuchen ſie einen Mann,
der wichtige geſagt hat, vielmehr auf und ſetzen ihm
nach und machen ihn (mit mehr Recht als die Tyrier
ihren Gott Herkules) in beſagten Tempeln mit Ketgen
und eiſernen postillions d'amour feſt, damit er da auf
dieſem Iſolierſchemel (Iſolatorio) ſein elektriſches
Feuer und Licht beſſer beiſammen behalte und an¬
haͤufe. Iſt einmal ein ſolcher Merkur ſo fixiert und
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[329/0339] chen dem Kammerherrn, den er wegen eigner Ah¬ nen Glaze nicht erſchießen konnte, mit der Piſtole das Lebenslicht ausgeputzt. Der Regierungsrath wurde auf einer kleinen ſcheinbaren Flucht inhaftiert und als eine goͤttliche Statue allein in jenen Tem¬ pel geſetzt, der wie die alten Tempel ohne Fenſter und Geraͤthſchaft war, und den die darin ſeßhaften Goͤtter wie Diogenes ſein Faß mit Inſkripzionen verſehen, und den der gemeine Mann blos ein Ge¬ faͤngnis nennt. — — — Ich will aber vor allen Dingen dieſe und die folgenden Worte ein Extrablatt benennen. Die Kapelle oder das Filial eines ſol¬ chen Tempels heiſſet man ferner ein Hundeloch. Die Prieſter und Sodalen dieſer Pagoden ſind die Stockmeiſter und Stadtknechte. Ueberhaupt ſind die Zeiten nicht mehr, wo die Großen gleichguͤltig ge¬ gen Wahrheiten waren: jetzt ſuchen ſie einen Mann, der wichtige geſagt hat, vielmehr auf und ſetzen ihm nach und machen ihn (mit mehr Recht als die Tyrier ihren Gott Herkules) in beſagten Tempeln mit Ketgen und eiſernen postillions d'amour feſt, damit er da auf dieſem Iſolierſchemel (Iſolatorio) ſein elektriſches Feuer und Licht beſſer beiſammen behalte und an¬ haͤufe. Iſt einmal ein ſolcher Merkur ſo fixiert und hat er mit den Fixſternen außer dem Lichte auch die

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/339>, abgerufen am 23.11.2024.