fühle über die weiblichen Wünsche entdeckte. Sie kömmt den ersten Mai aus Maienthal mit einem weinenden Herzen, das von einer Todten abgerissen offen noch fortblutet. -- Der Schüler Emanuels be¬ gegnet ihr und sie eilet wieder zum Grabe zurück, um dort mit den Thränen der Trauer ihre erste Lie¬ be auszulöschen. -- Aber Emanuel theilte dieser Lie¬ be sein heiliges Feuer mit durch die seinige, durch sein Lob des Geliebten, durch den schönen Brief voll keimender Liebe, den dieser am Geburtsfeste des 4ten Maies an ihn geschrieben. -- Sie kehrt unge¬ heilet gegen die Zeit seiner nahen Abreise zurück. -- Aber ihr guter Emanuel drückt freundschaftlich-grau¬ sam das Bild, das ihr das Herz zu enge macht, tie¬ fer in die Wunden desselben hinein, indem er ihr Viktors Leben in Maienthal und das Geständniß be¬ richtet, daß er sie liebe. --
Vitor schweigt vor ihr, aber sie glaubt, er thu' es, weil er von seinem Vater keine Erlaubniß habe, mit ihr über Flamins Verwandschaft zu reden. -- Er geht an den Hof und scheint sie zu vergessen, ja er legt ihr die Ketten des Hofamts um, die doch wie er weis ihre Seele blutig drücken. -- Ihre El¬ tern nöthigten ihr, um sie auszuforschen oder um ihrem geheimen Werber Matthieu mit ihrer weibli¬ chen Verschleierung zu schmeicheln, durch eine ty¬ rannische Frage das unglückliche Nein ab, das ihren
fuͤhle uͤber die weiblichen Wuͤnſche entdeckte. Sie koͤmmt den erſten Mai aus Maienthal mit einem weinenden Herzen, das von einer Todten abgeriſſen offen noch fortblutet. — Der Schuͤler Emanuels be¬ gegnet ihr und ſie eilet wieder zum Grabe zuruͤck, um dort mit den Thraͤnen der Trauer ihre erſte Lie¬ be auszuloͤſchen. — Aber Emanuel theilte dieſer Lie¬ be ſein heiliges Feuer mit durch die ſeinige, durch ſein Lob des Geliebten, durch den ſchoͤnen Brief voll keimender Liebe, den dieſer am Geburtsfeſte des 4ten Maies an ihn geſchrieben. — Sie kehrt unge¬ heilet gegen die Zeit ſeiner nahen Abreiſe zuruͤck. — Aber ihr guter Emanuel druͤckt freundſchaftlich-grau¬ ſam das Bild, das ihr das Herz zu enge macht, tie¬ fer in die Wunden deſſelben hinein, indem er ihr Viktors Leben in Maienthal und das Geſtaͤndniß be¬ richtet, daß er ſie liebe. —
Vitor ſchweigt vor ihr, aber ſie glaubt, er thu' es, weil er von ſeinem Vater keine Erlaubniß habe, mit ihr uͤber Flamins Verwandſchaft zu reden. — Er geht an den Hof und ſcheint ſie zu vergeſſen, ja er legt ihr die Ketten des Hofamts um, die doch wie er weis ihre Seele blutig druͤcken. — Ihre El¬ tern noͤthigten ihr, um ſie auszuforſchen oder um ihrem geheimen Werber Matthieu mit ihrer weibli¬ chen Verſchleierung zu ſchmeicheln, durch eine ty¬ ranniſche Frage das ungluͤckliche Nein ab, das ihren
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fuͤhle uͤber die weiblichen Wuͤnſche entdeckte. Sie
koͤmmt den erſten Mai aus Maienthal mit einem
weinenden Herzen, das von einer Todten abgeriſſen
offen noch fortblutet. — Der Schuͤler Emanuels be¬
gegnet ihr und ſie eilet wieder zum Grabe zuruͤck,
um dort mit den Thraͤnen der Trauer ihre erſte Lie¬
be auszuloͤſchen. — Aber Emanuel theilte dieſer Lie¬
be ſein heiliges Feuer mit durch die ſeinige, durch
ſein Lob des Geliebten, durch den ſchoͤnen Brief
voll keimender Liebe, den dieſer am Geburtsfeſte des
4ten Maies an ihn geſchrieben. — Sie kehrt unge¬
heilet gegen die Zeit ſeiner nahen Abreiſe zuruͤck. —
Aber ihr guter Emanuel druͤckt freundſchaftlich-grau¬
ſam das Bild, das ihr das Herz zu enge macht, tie¬
fer in die Wunden deſſelben hinein, indem er ihr
Viktors Leben in Maienthal und das Geſtaͤndniß be¬
richtet, daß er ſie liebe. —
Vitor ſchweigt vor ihr, aber ſie glaubt, er thu'
es, weil er von ſeinem Vater keine Erlaubniß habe,
mit ihr uͤber Flamins Verwandſchaft zu reden. —
Er geht an den Hof und ſcheint ſie zu vergeſſen, ja
er legt ihr die Ketten des Hofamts um, die doch
wie er weis ihre Seele blutig druͤcken. — Ihre El¬
tern noͤthigten ihr, um ſie auszuforſchen oder um
ihrem geheimen Werber Matthieu mit ihrer weibli¬
chen Verſchleierung zu ſchmeicheln, durch eine ty¬
ranniſche Frage das ungluͤckliche Nein ab, das ihren
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/23>, abgerufen am 24.11.2024.
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