Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.Lied, um das die Verstorbne sie gebeten hatte Das Grab ist tief und stille, Und schauderhaft sein Rand;Es deckt mit schwarzer Hülle Ein unbekanntes Land. Das Lied der Nachtigallen Tönt nicht in seinen Schooß;Der Freundschaft Rosen fallen Nur auf des Hügels Mooß. Verlaßne Bräute ringen Umsonst die Hände wund;Der Waisen Klagen dringen Nicht in der Tiefe Grund. Doch sonst an keinem Orte Wohnt die ersehnte Ruh';Nur durch die dunkle Pforte Geht man der Heimath zu. ten Seufzer, alle unsere vertrockneten Thränen und heben das steigende Herz aus seinen Wurzeln und Adern und es will sterben! Lied, um das die Verſtorbne ſie gebeten hatte Das Grab iſt tief und ſtille, Und ſchauderhaft ſein Rand;Es deckt mit ſchwarzer Huͤlle Ein unbekanntes Land. Das Lied der Nachtigallen Toͤnt nicht in ſeinen Schooß;Der Freundſchaft Roſen fallen Nur auf des Huͤgels Mooß. Verlaßne Braͤute ringen Umſonſt die Haͤnde wund;Der Waiſen Klagen dringen Nicht in der Tiefe Grund. Doch ſonſt an keinem Orte Wohnt die erſehnte Ruh';Nur durch die dunkle Pforte Geht man der Heimath zu. ten Seufzer, alle unſere vertrockneten Thraͤnen und heben das ſteigende Herz aus ſeinen Wurzeln und Adern und es will ſterben! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0220" n="210"/> Lied, um das die Verſtorbne ſie gebeten hatte<lb/> und das ich mit unausſprechlicher Ruͤhrung gebe:<lb/><lg type="poem"><lg n="1"><l rendition="#et">Das Grab iſt tief und ſtille,</l><lb/><l>Und ſchauderhaft ſein Rand;</l><lb/><l>Es deckt mit ſchwarzer Huͤlle</l><lb/><l>Ein unbekanntes Land.</l><lb/></lg><lg n="2"><l rendition="#et">Das Lied der Nachtigallen</l><lb/><l>Toͤnt nicht in ſeinen Schooß;</l><lb/><l>Der Freundſchaft Roſen fallen</l><lb/><l>Nur auf des Huͤgels Mooß.</l><lb/></lg><lg n="3"><l rendition="#et">Verlaßne Braͤute ringen</l><lb/><l>Umſonſt die Haͤnde wund;</l><lb/><l>Der Waiſen Klagen dringen</l><lb/><l>Nicht in der Tiefe Grund.</l><lb/></lg><lg n="4"><l rendition="#et"><hi rendition="#g">Doch</hi> ſonſt an keinem Orte</l><lb/><l>Wohnt die erſehnte Ruh';</l><lb/><l>Nur durch die dunkle Pforte</l><lb/><l>Geht man der Heimath zu.</l><lb/></lg></lg> O <hi rendition="#g">Salis</hi>! in dieſem <hi rendition="#g">Doch</hi> ſind alle unſere verweh¬<lb/> ten Seufzer, alle unſere vertrockneten Thraͤnen und<lb/> heben das ſteigende Herz aus ſeinen Wurzeln und<lb/> Adern und es will ſterben!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [210/0220]
Lied, um das die Verſtorbne ſie gebeten hatte
und das ich mit unausſprechlicher Ruͤhrung gebe:
Das Grab iſt tief und ſtille,
Und ſchauderhaft ſein Rand;
Es deckt mit ſchwarzer Huͤlle
Ein unbekanntes Land.
Das Lied der Nachtigallen
Toͤnt nicht in ſeinen Schooß;
Der Freundſchaft Roſen fallen
Nur auf des Huͤgels Mooß.
Verlaßne Braͤute ringen
Umſonſt die Haͤnde wund;
Der Waiſen Klagen dringen
Nicht in der Tiefe Grund.
Doch ſonſt an keinem Orte
Wohnt die erſehnte Ruh';
Nur durch die dunkle Pforte
Geht man der Heimath zu.
O Salis! in dieſem Doch ſind alle unſere verweh¬
ten Seufzer, alle unſere vertrockneten Thraͤnen und
heben das ſteigende Herz aus ſeinen Wurzeln und
Adern und es will ſterben!
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