in Gruppen und unschuldige Menschen, stille Kinder, sanfte tugendhafte Mädgen und er schauete zum ge¬ stirnten Himmel auf und sein Auge voll Thränen sagte zum Allgütigen: o gieb auch meinem guten Vater und meinem guten Flamin eine solche Nacht -- -- als er plötzlich die Töne wie abgewehet ver¬ nahm und den Britten mit den Kindern ziehen sah und das Schwanenlied eines Mästoso wurde voraus¬ getragen vor der entfliehenden Jugend. . . .
Viktor ging oben mit den wegschwimmenden Tö¬ nen und die Sterne schienen mitzuschwimmen und die Gegend mitzugehen -- auf einmal stockt er am Ende der Blumenterrasse, vor der Abendfontaine, vor den Ebenbildern Giulias, den weissen Hyazinthen, vor der Freundin Giulias, vor -- Klotilde. . . Au¬ genblick! der nur in der Ewigkeit wiederholt wird, schimmere nicht zu stark, damit ich es ertragen kann, bewege mein Herz nicht zu sehr, damit es dich be¬ schreiben kann! -- Ach beweg' es nur wie die zwei Herzen, denen du erschienst, du begegnest uns allen nicht mehr. . . . . Und Klotilde und Viktor standen unschuldig vor Gott und Gott sagte: weint und liebt wie in der zweiten Welt bei mir! -- Und sie schaue¬ ten sich sprachlos an in der Verklärung der Nacht, in der Verklärung der Liebe, in der Verklärung der Rührung und Wonnezähren deckten die Augen zu und hinter den erleuchteten Thränen stiegen um sie
in Gruppen und unſchuldige Menſchen, ſtille Kinder, ſanfte tugendhafte Maͤdgen und er ſchauete zum ge¬ ſtirnten Himmel auf und ſein Auge voll Thraͤnen ſagte zum Allguͤtigen: o gieb auch meinem guten Vater und meinem guten Flamin eine ſolche Nacht — — als er ploͤtzlich die Toͤne wie abgewehet ver¬ nahm und den Britten mit den Kindern ziehen ſah und das Schwanenlied eines Maͤſtoſo wurde voraus¬ getragen vor der entfliehenden Jugend. . . .
Viktor ging oben mit den wegſchwimmenden Toͤ¬ nen und die Sterne ſchienen mitzuſchwimmen und die Gegend mitzugehen — auf einmal ſtockt er am Ende der Blumenterraſſe, vor der Abendfontaine, vor den Ebenbildern Giulias, den weiſſen Hyazinthen, vor der Freundin Giulias, vor — Klotilde. . . Au¬ genblick! der nur in der Ewigkeit wiederholt wird, ſchimmere nicht zu ſtark, damit ich es ertragen kann, bewege mein Herz nicht zu ſehr, damit es dich be¬ ſchreiben kann! — Ach beweg' es nur wie die zwei Herzen, denen du erſchienſt, du begegneſt uns allen nicht mehr. . . . . Und Klotilde und Viktor ſtanden unſchuldig vor Gott und Gott ſagte: weint und liebt wie in der zweiten Welt bei mir! — Und ſie ſchaue¬ ten ſich ſprachlos an in der Verklaͤrung der Nacht, in der Verklaͤrung der Liebe, in der Verklaͤrung der Ruͤhrung und Wonnezaͤhren deckten die Augen zu und hinter den erleuchteten Thraͤnen ſtiegen um ſie
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in Gruppen und unſchuldige Menſchen, ſtille Kinder,
ſanfte tugendhafte Maͤdgen und er ſchauete zum ge¬
ſtirnten Himmel auf und ſein Auge voll Thraͤnen
ſagte zum Allguͤtigen: o gieb auch meinem guten
Vater und meinem guten Flamin eine ſolche Nacht
— — als er ploͤtzlich die Toͤne wie abgewehet ver¬
nahm und den Britten mit den Kindern ziehen ſah
und das Schwanenlied eines Maͤſtoſo wurde voraus¬
getragen vor der entfliehenden Jugend. . . .
Viktor ging oben mit den wegſchwimmenden Toͤ¬
nen und die Sterne ſchienen mitzuſchwimmen und
die Gegend mitzugehen — auf einmal ſtockt er am
Ende der Blumenterraſſe, vor der Abendfontaine, vor
den Ebenbildern Giulias, den weiſſen Hyazinthen,
vor der Freundin Giulias, vor — Klotilde. . . Au¬
genblick! der nur in der Ewigkeit wiederholt wird,
ſchimmere nicht zu ſtark, damit ich es ertragen kann,
bewege mein Herz nicht zu ſehr, damit es dich be¬
ſchreiben kann! — Ach beweg' es nur wie die zwei
Herzen, denen du erſchienſt, du begegneſt uns allen
nicht mehr. . . . . Und Klotilde und Viktor ſtanden
unſchuldig vor Gott und Gott ſagte: weint und liebt
wie in der zweiten Welt bei mir! — Und ſie ſchaue¬
ten ſich ſprachlos an in der Verklaͤrung der Nacht,
in der Verklaͤrung der Liebe, in der Verklaͤrung der
Ruͤhrung und Wonnezaͤhren deckten die Augen zu
und hinter den erleuchteten Thraͤnen ſtiegen um ſie
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/200>, abgerufen am 21.11.2024.
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