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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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nen Landskindern mit da und stieße: so würd' ich
ihn dort gleich regieren -- und eine Landstochter
ohne Bedenken -- Ich würde mit Bedacht verfah¬
ren und nur mit Subjekten aus meiner Billard-Ge¬
spannschaft die wichtigern Aemter besetzen, weil der
Regent den kennen muß, den er vozirt, welches er
beim Spiel bekanntlich am ersten kann -- Ich würde
meinen Landsassen und allen durch ein Generalregle¬
ment auf alle Zeiten strenge befehlen, glücklich und
wohlhabend zu seyn und wer arm würde, den setzte
ich zur Strafe auf halben Sold; und ich denke,
wenn ich die Armuth so nachdrücklich untersagte, so
würd' es zuletzt so viel seyn als regierten Saturn
und ich mit einander -- Ich würde in meinem
Staate nicht wie ein Sultan in seinem Harem, phy¬
sische Stumme und Zwerge begehren sondern morali¬
sche -- Ich gesteh' es, ich hätte eine eigne Vorliebe
für Genies und stellte bei allen, sogar beim elende¬
sien Posten die größten Köpfe an. -- Ich würde
mich vor nichts fürchten (Feinde ausgenommen) als
vor der Kopfwassersucht, vor der ein gekröntes Haupt
oder ein infulirtes in Aengsten seyn muß, wenn es
wie ich in dem D. Ludwig oder auch in Tissot von
den Nerven gelesen hat, daß dergleichen durch starke
Binden um den Kopf am ersten entstehe, welches
ich noch mehr von meiner Krone befahre, zumal

nen Landskindern mit da und ſtieße: ſo wuͤrd' ich
ihn dort gleich regieren — und eine Landstochter
ohne Bedenken — Ich wuͤrde mit Bedacht verfah¬
ren und nur mit Subjekten aus meiner Billard-Ge¬
ſpannſchaft die wichtigern Aemter beſetzen, weil der
Regent den kennen muß, den er vozirt, welches er
beim Spiel bekanntlich am erſten kann — Ich wuͤrde
meinen Landſaſſen und allen durch ein Generalregle¬
ment auf alle Zeiten ſtrenge befehlen, gluͤcklich und
wohlhabend zu ſeyn und wer arm wuͤrde, den ſetzte
ich zur Strafe auf halben Sold; und ich denke,
wenn ich die Armuth ſo nachdruͤcklich unterſagte, ſo
wuͤrd' es zuletzt ſo viel ſeyn als regierten Saturn
und ich mit einander — Ich wuͤrde in meinem
Staate nicht wie ein Sultan in ſeinem Harem, phy¬
ſiſche Stumme und Zwerge begehren ſondern morali¬
ſche — Ich geſteh' es, ich haͤtte eine eigne Vorliebe
fuͤr Genies und ſtellte bei allen, ſogar beim elende¬
ſien Poſten die groͤßten Koͤpfe an. — Ich wuͤrde
mich vor nichts fuͤrchten (Feinde ausgenommen) als
vor der Kopfwaſſerſucht, vor der ein gekroͤntes Haupt
oder ein infulirtes in Aengſten ſeyn muß, wenn es
wie ich in dem D. Ludwig oder auch in Tiſſot von
den Nerven geleſen hat, daß dergleichen durch ſtarke
Binden um den Kopf am erſten entſtehe, welches
ich noch mehr von meiner Krone befahre, zumal

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[102/0112] nen Landskindern mit da und ſtieße: ſo wuͤrd' ich ihn dort gleich regieren — und eine Landstochter ohne Bedenken — Ich wuͤrde mit Bedacht verfah¬ ren und nur mit Subjekten aus meiner Billard-Ge¬ ſpannſchaft die wichtigern Aemter beſetzen, weil der Regent den kennen muß, den er vozirt, welches er beim Spiel bekanntlich am erſten kann — Ich wuͤrde meinen Landſaſſen und allen durch ein Generalregle¬ ment auf alle Zeiten ſtrenge befehlen, gluͤcklich und wohlhabend zu ſeyn und wer arm wuͤrde, den ſetzte ich zur Strafe auf halben Sold; und ich denke, wenn ich die Armuth ſo nachdruͤcklich unterſagte, ſo wuͤrd' es zuletzt ſo viel ſeyn als regierten Saturn und ich mit einander — Ich wuͤrde in meinem Staate nicht wie ein Sultan in ſeinem Harem, phy¬ ſiſche Stumme und Zwerge begehren ſondern morali¬ ſche — Ich geſteh' es, ich haͤtte eine eigne Vorliebe fuͤr Genies und ſtellte bei allen, ſogar beim elende¬ ſien Poſten die groͤßten Koͤpfe an. — Ich wuͤrde mich vor nichts fuͤrchten (Feinde ausgenommen) als vor der Kopfwaſſerſucht, vor der ein gekroͤntes Haupt oder ein infulirtes in Aengſten ſeyn muß, wenn es wie ich in dem D. Ludwig oder auch in Tiſſot von den Nerven geleſen hat, daß dergleichen durch ſtarke Binden um den Kopf am erſten entſtehe, welches ich noch mehr von meiner Krone befahre, zumal

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/112>, abgerufen am 21.11.2024.