nen Landskindern mit da und stieße: so würd' ich ihn dort gleich regieren -- und eine Landstochter ohne Bedenken -- Ich würde mit Bedacht verfah¬ ren und nur mit Subjekten aus meiner Billard-Ge¬ spannschaft die wichtigern Aemter besetzen, weil der Regent den kennen muß, den er vozirt, welches er beim Spiel bekanntlich am ersten kann -- Ich würde meinen Landsassen und allen durch ein Generalregle¬ ment auf alle Zeiten strenge befehlen, glücklich und wohlhabend zu seyn und wer arm würde, den setzte ich zur Strafe auf halben Sold; und ich denke, wenn ich die Armuth so nachdrücklich untersagte, so würd' es zuletzt so viel seyn als regierten Saturn und ich mit einander -- Ich würde in meinem Staate nicht wie ein Sultan in seinem Harem, phy¬ sische Stumme und Zwerge begehren sondern morali¬ sche -- Ich gesteh' es, ich hätte eine eigne Vorliebe für Genies und stellte bei allen, sogar beim elende¬ sien Posten die größten Köpfe an. -- Ich würde mich vor nichts fürchten (Feinde ausgenommen) als vor der Kopfwassersucht, vor der ein gekröntes Haupt oder ein infulirtes in Aengsten seyn muß, wenn es wie ich in dem D. Ludwig oder auch in Tissot von den Nerven gelesen hat, daß dergleichen durch starke Binden um den Kopf am ersten entstehe, welches ich noch mehr von meiner Krone befahre, zumal
nen Landskindern mit da und ſtieße: ſo wuͤrd' ich ihn dort gleich regieren — und eine Landstochter ohne Bedenken — Ich wuͤrde mit Bedacht verfah¬ ren und nur mit Subjekten aus meiner Billard-Ge¬ ſpannſchaft die wichtigern Aemter beſetzen, weil der Regent den kennen muß, den er vozirt, welches er beim Spiel bekanntlich am erſten kann — Ich wuͤrde meinen Landſaſſen und allen durch ein Generalregle¬ ment auf alle Zeiten ſtrenge befehlen, gluͤcklich und wohlhabend zu ſeyn und wer arm wuͤrde, den ſetzte ich zur Strafe auf halben Sold; und ich denke, wenn ich die Armuth ſo nachdruͤcklich unterſagte, ſo wuͤrd' es zuletzt ſo viel ſeyn als regierten Saturn und ich mit einander — Ich wuͤrde in meinem Staate nicht wie ein Sultan in ſeinem Harem, phy¬ ſiſche Stumme und Zwerge begehren ſondern morali¬ ſche — Ich geſteh' es, ich haͤtte eine eigne Vorliebe fuͤr Genies und ſtellte bei allen, ſogar beim elende¬ ſien Poſten die groͤßten Koͤpfe an. — Ich wuͤrde mich vor nichts fuͤrchten (Feinde ausgenommen) als vor der Kopfwaſſerſucht, vor der ein gekroͤntes Haupt oder ein infulirtes in Aengſten ſeyn muß, wenn es wie ich in dem D. Ludwig oder auch in Tiſſot von den Nerven geleſen hat, daß dergleichen durch ſtarke Binden um den Kopf am erſten entſtehe, welches ich noch mehr von meiner Krone befahre, zumal
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0112"n="102"/>
nen Landskindern mit da und ſtieße: ſo wuͤrd' ich<lb/>
ihn dort gleich regieren — und eine Landstochter<lb/>
ohne Bedenken — Ich wuͤrde mit Bedacht verfah¬<lb/>
ren und nur mit Subjekten aus meiner Billard-Ge¬<lb/>ſpannſchaft die wichtigern Aemter beſetzen, weil der<lb/>
Regent den kennen muß, den er vozirt, welches er<lb/>
beim Spiel bekanntlich am erſten kann — Ich wuͤrde<lb/>
meinen Landſaſſen und allen durch ein Generalregle¬<lb/>
ment auf alle Zeiten ſtrenge befehlen, gluͤcklich und<lb/>
wohlhabend zu ſeyn und wer arm wuͤrde, den ſetzte<lb/>
ich zur Strafe auf halben Sold; und ich denke,<lb/>
wenn ich die Armuth ſo nachdruͤcklich unterſagte, ſo<lb/>
wuͤrd' es zuletzt ſo viel ſeyn als regierten Saturn<lb/>
und ich mit einander — Ich wuͤrde in meinem<lb/>
Staate nicht wie ein Sultan in ſeinem Harem, phy¬<lb/>ſiſche Stumme und Zwerge begehren ſondern morali¬<lb/>ſche — Ich geſteh' es, ich haͤtte eine eigne Vorliebe<lb/>
fuͤr Genies und ſtellte bei allen, ſogar beim elende¬<lb/>ſien Poſten die groͤßten Koͤpfe an. — Ich wuͤrde<lb/>
mich vor nichts fuͤrchten (Feinde ausgenommen) als<lb/>
vor der Kopfwaſſerſucht, vor der ein gekroͤntes Haupt<lb/>
oder ein infulirtes in Aengſten ſeyn muß, wenn es<lb/>
wie ich in dem D. Ludwig oder auch in Tiſſot von<lb/>
den Nerven geleſen hat, daß dergleichen durch ſtarke<lb/><hirendition="#g">Binden</hi> um den Kopf am erſten entſtehe, welches<lb/>
ich noch mehr von meiner Krone befahre, zumal<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[102/0112]
nen Landskindern mit da und ſtieße: ſo wuͤrd' ich
ihn dort gleich regieren — und eine Landstochter
ohne Bedenken — Ich wuͤrde mit Bedacht verfah¬
ren und nur mit Subjekten aus meiner Billard-Ge¬
ſpannſchaft die wichtigern Aemter beſetzen, weil der
Regent den kennen muß, den er vozirt, welches er
beim Spiel bekanntlich am erſten kann — Ich wuͤrde
meinen Landſaſſen und allen durch ein Generalregle¬
ment auf alle Zeiten ſtrenge befehlen, gluͤcklich und
wohlhabend zu ſeyn und wer arm wuͤrde, den ſetzte
ich zur Strafe auf halben Sold; und ich denke,
wenn ich die Armuth ſo nachdruͤcklich unterſagte, ſo
wuͤrd' es zuletzt ſo viel ſeyn als regierten Saturn
und ich mit einander — Ich wuͤrde in meinem
Staate nicht wie ein Sultan in ſeinem Harem, phy¬
ſiſche Stumme und Zwerge begehren ſondern morali¬
ſche — Ich geſteh' es, ich haͤtte eine eigne Vorliebe
fuͤr Genies und ſtellte bei allen, ſogar beim elende¬
ſien Poſten die groͤßten Koͤpfe an. — Ich wuͤrde
mich vor nichts fuͤrchten (Feinde ausgenommen) als
vor der Kopfwaſſerſucht, vor der ein gekroͤntes Haupt
oder ein infulirtes in Aengſten ſeyn muß, wenn es
wie ich in dem D. Ludwig oder auch in Tiſſot von
den Nerven geleſen hat, daß dergleichen durch ſtarke
Binden um den Kopf am erſten entſtehe, welches
ich noch mehr von meiner Krone befahre, zumal
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/112>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.