Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795."sammenscharren können: liegt da auf dem Tisch. D 2
»ſammenſcharren koͤnnen: liegt da auf dem Tiſch. D 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0061" n="51"/> »ſammenſcharren koͤnnen: liegt da auf dem Tiſch.<lb/> »Der Haufe koͤnnte noch einmal ſo breit ſeyn, wenn<lb/> »das Konſiſtorium Verſtand haͤtte und ſagte: »»wer<lb/> »»kauft? neue friſche Ablaßbriefe fuͤr alles!»» —<lb/> »Es hat gezeigt, daß es uͤber einige Verwandsgrade<lb/> »Diſpenſazionsbullen ſo gut wie der Pabſt verferti¬<lb/> »gen koͤnne: warum will es ſich denn an keine naͤ¬<lb/> »hern Grade machen? Es wuͤrde von groſſen ſo gut<lb/> »als von kleinen diſpenſiren koͤnnen, wenn es dar¬<lb/><supplied>»</supplied>uͤber herwollte, eben ſo gut von Bußtags-Faſten<lb/> »als von Trauerzeit und Proklamazion dieſer ero¬<lb/> »tiſchen Faſtenzeit. Beim Himmel, wenn ein einzi¬<lb/> »ziger Menſch wie der Pabſt die geiſtliche Waſchma¬<lb/> »ſchine ganzer Welttheile zu ſeyn vermag und die<lb/> »Seelen am Jubeljahre Faszikel-weiſe ſaͤubern kann:<lb/> »ſo werden doch wir alle im Kollegio zur Waſch¬<lb/> »maſchine Eines Landes zu brauchen ſeyn? — Ge¬<lb/> »ſchieht das nicht: ſo nehmen wir — denn wir wol¬<lb/> »len leben — Suͤndengeld und Sportuln fuͤr das<lb/> »Wenige, worin wir zu indulgiren haben; und wenn<lb/> »in Sparta die <hi rendition="#g">Richter</hi> die Goͤttin der Furcht<lb/> »anbeteten, ſo verehren bei uns die <hi rendition="#g">Partheyen</hi><lb/> »dieſes ſchoͤne <hi rendition="#aq">ens</hi>. — Haͤtten wir nur wenigſtens<lb/> »von fuͤnf oder ſechs großen Suͤnden loszuſprechen,<lb/> »nur z. B. von einem Mord: ſo koͤnnten wir Ehe¬<lb/> »ſcheidung und Ehe-Beſchleunigung — dieſe ganz<lb/> »entgegengeſetzten Operazionen gelingen uns, ſo wie<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 2<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0061]
»ſammenſcharren koͤnnen: liegt da auf dem Tiſch.
»Der Haufe koͤnnte noch einmal ſo breit ſeyn, wenn
»das Konſiſtorium Verſtand haͤtte und ſagte: »»wer
»»kauft? neue friſche Ablaßbriefe fuͤr alles!»» —
»Es hat gezeigt, daß es uͤber einige Verwandsgrade
»Diſpenſazionsbullen ſo gut wie der Pabſt verferti¬
»gen koͤnne: warum will es ſich denn an keine naͤ¬
»hern Grade machen? Es wuͤrde von groſſen ſo gut
»als von kleinen diſpenſiren koͤnnen, wenn es dar¬
»uͤber herwollte, eben ſo gut von Bußtags-Faſten
»als von Trauerzeit und Proklamazion dieſer ero¬
»tiſchen Faſtenzeit. Beim Himmel, wenn ein einzi¬
»ziger Menſch wie der Pabſt die geiſtliche Waſchma¬
»ſchine ganzer Welttheile zu ſeyn vermag und die
»Seelen am Jubeljahre Faszikel-weiſe ſaͤubern kann:
»ſo werden doch wir alle im Kollegio zur Waſch¬
»maſchine Eines Landes zu brauchen ſeyn? — Ge¬
»ſchieht das nicht: ſo nehmen wir — denn wir wol¬
»len leben — Suͤndengeld und Sportuln fuͤr das
»Wenige, worin wir zu indulgiren haben; und wenn
»in Sparta die Richter die Goͤttin der Furcht
»anbeteten, ſo verehren bei uns die Partheyen
»dieſes ſchoͤne ens. — Haͤtten wir nur wenigſtens
»von fuͤnf oder ſechs großen Suͤnden loszuſprechen,
»nur z. B. von einem Mord: ſo koͤnnten wir Ehe¬
»ſcheidung und Ehe-Beſchleunigung — dieſe ganz
»entgegengeſetzten Operazionen gelingen uns, ſo wie
D 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/61 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/61>, abgerufen am 16.02.2025. |