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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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sie damals blos ans Höflichkeit einige Kälte gegen
ihre neue Entfernung von ihren Eltern vorgespiegelt,
und also gegen den neuen Ort; auch hätte man
Freude darüber für Wärme gegen irgend jemand
am Hofe nehman können z. B. gegen ihren -- Bru¬
der, dacht' er.

Jetzt kam der gestrige Einfall, über den ich die
Wette verloren, wieder hervor, in Einer Nacht er¬
staunlich in die Höhe geschossen: wenn er nämlich
den Fürsten zur Reise und Visite beim Kammerherrn
überredete und ihn noch unterwegs um ein Vorwort
für Klotilde bei der Fürstin ansprach: so wars erst¬
lich dem Stiefvater unmöglich, die Bitte für die
schönste Stieftochter abzuweisen, und zweitens der
Fürstin unmöglich, bei ihrem Gemahl, der das
Recht der ersten Bitte exerzirte, nicht allen mögli¬
chen Vortheil aus der ersten Gelegenheit zu ziehen,
sich ihn verbindlich zu machen. -- --

-- -- Acht Tage darauf, da es schon dämmerte
-- in den Herbsttagen wirds eher Nacht -- stand
der Hofkaplan Eyman auf der Warte und guckte
nach der Sonne, nicht ihrentwegen sondern um des
Abendroths und Wetters willen, weil er morgen
säen wollte: als er erschrocken von der Warte hin¬
über sprang in sein Haus und die Hiobspost aus¬
packte, der Konsistorialbote werde gleich da seyn
samt einem, französischen Emigranten und für den

ſie damals blos ans Hoͤflichkeit einige Kaͤlte gegen
ihre neue Entfernung von ihren Eltern vorgeſpiegelt,
und alſo gegen den neuen Ort; auch haͤtte man
Freude daruͤber fuͤr Waͤrme gegen irgend jemand
am Hofe nehman koͤnnen z. B. gegen ihren — Bru¬
der, dacht' er.

Jetzt kam der geſtrige Einfall, uͤber den ich die
Wette verloren, wieder hervor, in Einer Nacht er¬
ſtaunlich in die Hoͤhe geſchoſſen: wenn er naͤmlich
den Fuͤrſten zur Reiſe und Viſite beim Kammerherrn
uͤberredete und ihn noch unterwegs um ein Vorwort
fuͤr Klotilde bei der Fuͤrſtin anſprach: ſo wars erſt¬
lich dem Stiefvater unmoͤglich, die Bitte fuͤr die
ſchoͤnſte Stieftochter abzuweiſen, und zweitens der
Fuͤrſtin unmoͤglich, bei ihrem Gemahl, der das
Recht der erſten Bitte exerzirte, nicht allen moͤgli¬
chen Vortheil aus der erſten Gelegenheit zu ziehen,
ſich ihn verbindlich zu machen. — —

— — Acht Tage darauf, da es ſchon daͤmmerte
— in den Herbſttagen wirds eher Nacht — ſtand
der Hofkaplan Eyman auf der Warte und guckte
nach der Sonne, nicht ihrentwegen ſondern um des
Abendroths und Wetters willen, weil er morgen
ſaͤen wollte: als er erſchrocken von der Warte hin¬
uͤber ſprang in ſein Haus und die Hiobspoſt aus¬
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[43/0053] ſie damals blos ans Hoͤflichkeit einige Kaͤlte gegen ihre neue Entfernung von ihren Eltern vorgeſpiegelt, und alſo gegen den neuen Ort; auch haͤtte man Freude daruͤber fuͤr Waͤrme gegen irgend jemand am Hofe nehman koͤnnen z. B. gegen ihren — Bru¬ der, dacht' er. Jetzt kam der geſtrige Einfall, uͤber den ich die Wette verloren, wieder hervor, in Einer Nacht er¬ ſtaunlich in die Hoͤhe geſchoſſen: wenn er naͤmlich den Fuͤrſten zur Reiſe und Viſite beim Kammerherrn uͤberredete und ihn noch unterwegs um ein Vorwort fuͤr Klotilde bei der Fuͤrſtin anſprach: ſo wars erſt¬ lich dem Stiefvater unmoͤglich, die Bitte fuͤr die ſchoͤnſte Stieftochter abzuweiſen, und zweitens der Fuͤrſtin unmoͤglich, bei ihrem Gemahl, der das Recht der erſten Bitte exerzirte, nicht allen moͤgli¬ chen Vortheil aus der erſten Gelegenheit zu ziehen, ſich ihn verbindlich zu machen. — — — — Acht Tage darauf, da es ſchon daͤmmerte — in den Herbſttagen wirds eher Nacht — ſtand der Hofkaplan Eyman auf der Warte und guckte nach der Sonne, nicht ihrentwegen ſondern um des Abendroths und Wetters willen, weil er morgen ſaͤen wollte: als er erſchrocken von der Warte hin¬ uͤber ſprang in ſein Haus und die Hiobspoſt aus¬ packte, der Konſiſtorialbote werde gleich da ſeyn ſamt einem, franzoͤſiſchen Emigranten und fuͤr den

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/53>, abgerufen am 21.11.2024.