"ganz ruhig, ganz kalt die zweite ab." -- Was er nicht sagte und dachte, aber fühlte und fürchtete war: daß seine Halbgöttin Klotilde, die das Aller¬ heiligste in seiner Brust bewohnte, und die seiner Seele durch ihre Unsichtbarkeit theurer, nöthiger und eben darum gewisser geworden war, ihm vielleicht bei ihrer Erscheinung alle Hoffnungen auf einmal aus seinem Herzen ziehe. --
Es war am Abend des empfangnen Eymannischen Briefes, wo er so phantasirte: "wenn Jenner nur "so gesund bliebe -- er muß Mozion haben, aber "eine andere -- der Reiter muß gehen, der Fu߬ "gänger fahren. -- Wir sollten miteinander zu Fuß "durchs Land ziehen verkleidet. -- Ach ich könnte "vielleicht manchem armen Teufel nützen -- wir "schlichen heimwärts durch St. Lüne -- -- Nein, "Nein, Nein" ...
Er erschrack selber vor einem gewissen Einfall -- denn er besorgte, er würde ihn, da er ihn einmal gehabt, auch ausführen, daher sagte er dreimal Nein dazu. Der Einfall war der, den Fürsten zu Klotil¬ dens Eltern hinzubereden. -- Es half aber nichts: es fiel ihm bei, daß sein Vater ein zu strenges Rü¬ gegericht über den Kammerherrn und den Minister gehalten -- "was will mir le Baut schaden?
»ganz ruhig, ganz kalt die zweite ab.» — Was er nicht ſagte und dachte, aber fuͤhlte und fuͤrchtete war: daß ſeine Halbgoͤttin Klotilde, die das Aller¬ heiligſte in ſeiner Bruſt bewohnte, und die ſeiner Seele durch ihre Unſichtbarkeit theurer, noͤthiger und eben darum gewiſſer geworden war, ihm vielleicht bei ihrer Erſcheinung alle Hoffnungen auf einmal aus ſeinem Herzen ziehe. —
Es war am Abend des empfangnen Eymanniſchen Briefes, wo er ſo phantaſirte: »wenn Jenner nur »ſo geſund bliebe — er muß Mozion haben, aber »eine andere — der Reiter muß gehen, der Fu߬ »gaͤnger fahren. — Wir ſollten miteinander zu Fuß »durchs Land ziehen verkleidet. — Ach ich koͤnnte »vielleicht manchem armen Teufel nuͤtzen — wir »ſchlichen heimwaͤrts durch St. Luͤne — — Nein, »Nein, Nein» ...
Er erſchrack ſelber vor einem gewiſſen Einfall — denn er beſorgte, er wuͤrde ihn, da er ihn einmal gehabt, auch ausfuͤhren, daher ſagte er dreimal Nein dazu. Der Einfall war der, den Fuͤrſten zu Klotil¬ dens Eltern hinzubereden. — Es half aber nichts: es fiel ihm bei, daß ſein Vater ein zu ſtrenges Ruͤ¬ gegericht uͤber den Kammerherrn und den Miniſter gehalten — »was will mir le Baut ſchaden?
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»ganz ruhig, ganz kalt die zweite ab.» — Was er
nicht ſagte und dachte, aber fuͤhlte und fuͤrchtete
war: daß ſeine Halbgoͤttin Klotilde, die das Aller¬
heiligſte in ſeiner Bruſt bewohnte, und die ſeiner
Seele durch ihre Unſichtbarkeit theurer, noͤthiger
und eben darum gewiſſer geworden war, ihm
vielleicht bei ihrer Erſcheinung alle Hoffnungen auf
einmal aus ſeinem Herzen ziehe. —
Es war am Abend des empfangnen Eymanniſchen
Briefes, wo er ſo phantaſirte: »wenn Jenner nur
»ſo geſund bliebe — er muß Mozion haben, aber
»eine andere — der Reiter muß gehen, der Fu߬
»gaͤnger fahren. — Wir ſollten miteinander zu Fuß
»durchs Land ziehen verkleidet. — Ach ich koͤnnte
»vielleicht manchem armen Teufel nuͤtzen — wir
»ſchlichen heimwaͤrts durch St. Luͤne — — Nein,
»Nein, Nein» ...
Er erſchrack ſelber vor einem gewiſſen Einfall —
denn er beſorgte, er wuͤrde ihn, da er ihn einmal
gehabt, auch ausfuͤhren, daher ſagte er dreimal Nein
dazu. Der Einfall war der, den Fuͤrſten zu Klotil¬
dens Eltern hinzubereden. — Es half aber nichts:
es fiel ihm bei, daß ſein Vater ein zu ſtrenges Ruͤ¬
gegericht uͤber den Kammerherrn und den Miniſter
gehalten — »was will mir le Baut ſchaden?
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/48>, abgerufen am 18.12.2024.
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