Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

schuhe, gegen die er überall seinen Fehdehandschuh
hinwarf: "eine Frau -- sagt' er im Hannöverischen
"-- wag' es einmal und ziehe gegen mich Le¬
"der, nämlich ihre Hand, und verfechte damit oh¬
"ne Hülfe der Esaushände, die Esaushände und sa¬
"ge, man muß sie nicht abziehen als im Bette. An¬
"ziehen müßte man sie höchstens da, könnt' ich re¬
"pliziren; aber ich werde repliziren: zu was dienen
"denn am Ende die schönsten Hände, die ich sehe,
"wenn sie immer unter den Flügel decken liegen, als
"wenn wir Männer persische Könige wären? Und
"ist es dann zu streng wenn man Personen, die sol¬
"che nachgemachte Hände von Leder oder Seide tra¬
"gen, ins Gesicht sagt, sie glichen der medizeischen
"Venus, sogar bis auf die Hände *)? Man ant¬
"worte?" --

Ueberhaupt ist in diesem dunkeln grünen Kabinet
fast alles -- Agnola's schöne römische Schultern
ausgenommen -- zugehüllt: sogar zwei Heiligenbilder
warens. Denn ein gemaltes Marienbild mit einer wah¬
ren metallischen Krone -- es sollte kein Sinnbild
der Regenten mit Vexier-Köpfen unter ächten Kro¬
nen seyn -- deckten die Zedern der Bette Feder¬
büsche zu; und über einen sehr hübschen h. Seba¬
stian
von Tizian -- aus dem Pallast Barbarigo in

*) Die Hände der medizeischen Venus sind neu und ergänzt.

ſchuhe, gegen die er uͤberall ſeinen Fehdehandſchuh
hinwarf: »eine Frau — ſagt' er im Hannoͤveriſchen
»— wag' es einmal und ziehe gegen mich Le¬
»der, naͤmlich ihre Hand, und verfechte damit oh¬
»ne Huͤlfe der Eſaushaͤnde, die Eſaushaͤnde und ſa¬
»ge, man muß ſie nicht abziehen als im Bette. An¬
»ziehen muͤßte man ſie hoͤchſtens da, koͤnnt' ich re¬
»pliziren; aber ich werde repliziren: zu was dienen
»denn am Ende die ſchoͤnſten Haͤnde, die ich ſehe,
»wenn ſie immer unter den Fluͤgel decken liegen, als
»wenn wir Maͤnner perſiſche Koͤnige waͤren? Und
»iſt es dann zu ſtreng wenn man Perſonen, die ſol¬
»che nachgemachte Haͤnde von Leder oder Seide tra¬
»gen, ins Geſicht ſagt, ſie glichen der medizeiſchen
»Venus, ſogar bis auf die Haͤnde *)? Man ant¬
»worte?« —

Ueberhaupt iſt in dieſem dunkeln gruͤnen Kabinet
faſt alles — Agnola's ſchoͤne roͤmiſche Schultern
ausgenommen — zugehuͤllt: ſogar zwei Heiligenbilder
warens. Denn ein gemaltes Marienbild mit einer wah¬
ren metalliſchen Krone — es ſollte kein Sinnbild
der Regenten mit Vexier-Koͤpfen unter aͤchten Kro¬
nen ſeyn — deckten die Zedern der Bette Feder¬
buͤſche zu; und uͤber einen ſehr huͤbſchen h. Seba¬
ſtian
von Tizian — aus dem Pallaſt Barbarigo in

*) Die Hände der medizeiſchen Venus ſind neu und ergänzt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0320" n="310"/>
&#x017F;chuhe, gegen die er u&#x0364;berall &#x017F;einen Fehdehand&#x017F;chuh<lb/>
hinwarf: »eine Frau &#x2014; &#x017F;agt' er im Hanno&#x0364;veri&#x017F;chen<lb/>
»&#x2014; wag' es einmal und ziehe gegen mich <hi rendition="#g">Le¬</hi><lb/>
»<hi rendition="#g">der</hi>, na&#x0364;mlich ihre Hand, und verfechte damit oh¬<lb/>
»ne Hu&#x0364;lfe der E&#x017F;ausha&#x0364;nde, die E&#x017F;ausha&#x0364;nde und &#x017F;<lb/>
»ge, man muß &#x017F;ie nicht abziehen als im Bette. An¬<lb/>
»ziehen mu&#x0364;ßte man &#x017F;ie ho&#x0364;ch&#x017F;tens da, ko&#x0364;nnt' ich re¬<lb/>
»pliziren; aber ich werde repliziren: zu was dienen<lb/>
»denn am Ende die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Ha&#x0364;nde, die ich &#x017F;ehe,<lb/>
»wenn &#x017F;ie immer unter den Flu&#x0364;gel decken liegen, als<lb/>
»wenn wir Ma&#x0364;nner per&#x017F;i&#x017F;che Ko&#x0364;nige wa&#x0364;ren? Und<lb/>
»i&#x017F;t es dann zu &#x017F;treng wenn man Per&#x017F;onen, die &#x017F;ol¬<lb/>
»che nachgemachte Ha&#x0364;nde von Leder oder Seide tra¬<lb/>
»gen, ins Ge&#x017F;icht &#x017F;agt, &#x017F;ie glichen der medizei&#x017F;chen<lb/>
»Venus, &#x017F;ogar bis auf die Ha&#x0364;nde <note place="foot" n="*)">Die Hände der medizei&#x017F;chen Venus &#x017F;ind neu und ergänzt.<lb/></note>? Man ant¬<lb/>
»worte?« &#x2014;</p>
            <p>Ueberhaupt i&#x017F;t in die&#x017F;em dunkeln gru&#x0364;nen Kabinet<lb/>
fa&#x017F;t alles &#x2014; Agnola's &#x017F;cho&#x0364;ne ro&#x0364;mi&#x017F;che Schultern<lb/>
ausgenommen &#x2014; zugehu&#x0364;llt: &#x017F;ogar zwei Heiligenbilder<lb/>
warens. Denn ein gemaltes Marienbild mit einer wah¬<lb/>
ren metalli&#x017F;chen Krone &#x2014; es &#x017F;ollte kein Sinnbild<lb/>
der Regenten mit Vexier-Ko&#x0364;pfen unter a&#x0364;chten Kro¬<lb/>
nen &#x017F;eyn &#x2014; deckten die Zedern der Bette Feder¬<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;che zu; und u&#x0364;ber einen &#x017F;ehr hu&#x0364;b&#x017F;chen h. <hi rendition="#g">Seba¬<lb/>
&#x017F;tian</hi> von Tizian &#x2014; aus dem Palla&#x017F;t Barbarigo in<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0320] ſchuhe, gegen die er uͤberall ſeinen Fehdehandſchuh hinwarf: »eine Frau — ſagt' er im Hannoͤveriſchen »— wag' es einmal und ziehe gegen mich Le¬ »der, naͤmlich ihre Hand, und verfechte damit oh¬ »ne Huͤlfe der Eſaushaͤnde, die Eſaushaͤnde und ſa¬ »ge, man muß ſie nicht abziehen als im Bette. An¬ »ziehen muͤßte man ſie hoͤchſtens da, koͤnnt' ich re¬ »pliziren; aber ich werde repliziren: zu was dienen »denn am Ende die ſchoͤnſten Haͤnde, die ich ſehe, »wenn ſie immer unter den Fluͤgel decken liegen, als »wenn wir Maͤnner perſiſche Koͤnige waͤren? Und »iſt es dann zu ſtreng wenn man Perſonen, die ſol¬ »che nachgemachte Haͤnde von Leder oder Seide tra¬ »gen, ins Geſicht ſagt, ſie glichen der medizeiſchen »Venus, ſogar bis auf die Haͤnde *)? Man ant¬ »worte?« — Ueberhaupt iſt in dieſem dunkeln gruͤnen Kabinet faſt alles — Agnola's ſchoͤne roͤmiſche Schultern ausgenommen — zugehuͤllt: ſogar zwei Heiligenbilder warens. Denn ein gemaltes Marienbild mit einer wah¬ ren metalliſchen Krone — es ſollte kein Sinnbild der Regenten mit Vexier-Koͤpfen unter aͤchten Kro¬ nen ſeyn — deckten die Zedern der Bette Feder¬ buͤſche zu; und uͤber einen ſehr huͤbſchen h. Seba¬ ſtian von Tizian — aus dem Pallaſt Barbarigo in *) Die Hände der medizeiſchen Venus ſind neu und ergänzt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/320
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/320>, abgerufen am 26.05.2024.