Blinden -- o! komm' in meine Seele, wenn sie allein ist und wenn es warm und still auf meine Wangen regnet und ich dazu weine, und eine un¬ aussprechliche Liebe fühle: ach du guter großer Geist, dich hab' ich gewiß bisher gemeint und geliebt! -- Emanuel, sag' mir noch viel, sage mir seine Gedan¬ ken und seinen Anfang."
Gott ist die Ewigkeit, Gott ist die Wahrheit, Gott ist die Heiligkeit -- er hat nichts, er ist alles -- das ganze Herz fasset ihn, aber kein Gedanke und Er denkt nur uns wenn wir ihn denken. -- -- Alles Unendliche und Unbegreifliche im Men¬ schen ist sein Wiederschein; aber weiter denke dein Schauder nicht. Die Schöpfung hängt als Schleier, der aus Sonnen und Geistern gewebt ist, über dem Unendlichen und die Ewigkeiten gehen vor dem Schleier vorbei und ziehen ihn nicht weg von dem Glanze, den er verhüllet."
Stumm gingen wir Hand in Hand den Berg hinab, wir vernahmen den Sturmwind nicht vor der Stimme unserer Gedanken, und als wir in unsere Hütte traten, sagte Julius: ich werde den größten Gedanken des Menschen immer denken, unter dem Tönen meiner Flöte, unter dem Brausen des Sturms und unter dem Fallen des warmen Regens, und wenn ich weine und wenn ich dich umarme und
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Blinden — o! komm' in meine Seele, wenn ſie allein iſt und wenn es warm und ſtill auf meine Wangen regnet und ich dazu weine, und eine un¬ ausſprechliche Liebe fuͤhle: ach du guter großer Geiſt, dich hab' ich gewiß bisher gemeint und geliebt! — Emanuel, ſag' mir noch viel, ſage mir ſeine Gedan¬ ken und ſeinen Anfang.«
Gott iſt die Ewigkeit, Gott iſt die Wahrheit, Gott iſt die Heiligkeit — er hat nichts, er iſt alles — das ganze Herz faſſet ihn, aber kein Gedanke und Er denkt nur uns wenn wir ihn denken. — — Alles Unendliche und Unbegreifliche im Men¬ ſchen iſt ſein Wiederſchein; aber weiter denke dein Schauder nicht. Die Schoͤpfung haͤngt als Schleier, der aus Sonnen und Geiſtern gewebt iſt, uͤber dem Unendlichen und die Ewigkeiten gehen vor dem Schleier vorbei und ziehen ihn nicht weg von dem Glanze, den er verhuͤllet.«
Stumm gingen wir Hand in Hand den Berg hinab, wir vernahmen den Sturmwind nicht vor der Stimme unſerer Gedanken, und als wir in unſere Huͤtte traten, ſagte Julius: ich werde den groͤßten Gedanken des Menſchen immer denken, unter dem Toͤnen meiner Floͤte, unter dem Brauſen des Sturms und unter dem Fallen des warmen Regens, und wenn ich weine und wenn ich dich umarme und
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Blinden — o! komm' in meine Seele, wenn ſie<lb/>
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Blinden — o! komm' in meine Seele, wenn ſie
allein iſt und wenn es warm und ſtill auf meine
Wangen regnet und ich dazu weine, und eine un¬
ausſprechliche Liebe fuͤhle: ach du guter großer Geiſt,
dich hab' ich gewiß bisher gemeint und geliebt! —
Emanuel, ſag' mir noch viel, ſage mir ſeine Gedan¬
ken und ſeinen Anfang.«
Gott iſt die Ewigkeit, Gott iſt die Wahrheit,
Gott iſt die Heiligkeit — er hat nichts, er iſt alles
— das ganze Herz faſſet ihn, aber kein Gedanke
und Er denkt nur uns wenn wir ihn denken.
— — Alles Unendliche und Unbegreifliche im Men¬
ſchen iſt ſein Wiederſchein; aber weiter denke dein
Schauder nicht. Die Schoͤpfung haͤngt als Schleier,
der aus Sonnen und Geiſtern gewebt iſt, uͤber
dem Unendlichen und die Ewigkeiten gehen vor dem
Schleier vorbei und ziehen ihn nicht weg von dem
Glanze, den er verhuͤllet.«
Stumm gingen wir Hand in Hand den Berg
hinab, wir vernahmen den Sturmwind nicht vor der
Stimme unſerer Gedanken, und als wir in unſere
Huͤtte traten, ſagte Julius: ich werde den groͤßten
Gedanken des Menſchen immer denken, unter dem
Toͤnen meiner Floͤte, unter dem Brauſen des Sturms
und unter dem Fallen des warmen Regens, und
wenn ich weine und wenn ich dich umarme und
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/285>, abgerufen am 23.11.2024.
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