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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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Herzens daraus -- man konnte nicht sagen "es ist
"trübe, warm, die Nadel hat mich gestochen etc."
ohne daß er das für einen Kugelzieher nahm, der
sein Herz aus dem Pistolenhalfter der Brust vorzog
und vorwies -- es war vor seinen Ohren unmöglich
daß man nicht fein war und aus eurem Gutenmor¬
gen bossirte er ein Bonmot -- hätt' er das alte Te¬
stament gelesen, er hätte sich über die Tournure
darin nicht satt wundern können. Dafür schränkte
der wohlriechende Narr seinen ganzen Witz auf
ein lebhaftes Gesicht ein -- er schlug diesen Fracht-
und Assekuranzbrief von tausend Saillien vor euch
auf und hielt ihn vor, aber es kam nichts -- ihr
hättet auf den Pränumerationsschein von Witz in
seinem feurigen Auge, geschworen, jetzt brenn' er
loß -- aber bei Leibe! er handhabte die satirische
Waffe wie die Grenadiere die Handgranaten, die sie
nicht mehr werfen sondern nur abgebildet auf den
Mützen führen.

Als der Feine sein erotisches Bonmot gesagt
hatte: sah Joachime unsern Helden an und sagte
mit einer ironischen Mine wider den Feinen: j'aime
les
Sages a la folie.

Der Stolz des wohlriechenden auf seinen heuti¬
gen Vorzug und die scheinbare Gleichgültigkeit des
feinen Narren gegen seine Hintansetzung bewiesen,
daß alle beide selten im heutigen Falle waren; --

Hesperus. II. Th. K

Herzens daraus — man konnte nicht ſagen »es iſt
»truͤbe, warm, die Nadel hat mich geſtochen ꝛc.«
ohne daß er das fuͤr einen Kugelzieher nahm, der
ſein Herz aus dem Piſtolenhalfter der Bruſt vorzog
und vorwies — es war vor ſeinen Ohren unmoͤglich
daß man nicht fein war und aus eurem Gutenmor¬
gen boſſirte er ein Bonmot — haͤtt' er das alte Te¬
ſtament geleſen, er haͤtte ſich uͤber die Tournure
darin nicht ſatt wundern koͤnnen. Dafuͤr ſchraͤnkte
der wohlriechende Narr ſeinen ganzen Witz auf
ein lebhaftes Geſicht ein — er ſchlug dieſen Fracht-
und Aſſekuranzbrief von tauſend Saillien vor euch
auf und hielt ihn vor, aber es kam nichts — ihr
haͤttet auf den Praͤnumerationsſchein von Witz in
ſeinem feurigen Auge, geſchworen, jetzt brenn' er
loß — aber bei Leibe! er handhabte die ſatiriſche
Waffe wie die Grenadiere die Handgranaten, die ſie
nicht mehr werfen ſondern nur abgebildet auf den
Muͤtzen fuͤhren.

Als der Feine ſein erotiſches Bonmot geſagt
hatte: ſah Joachime unſern Helden an und ſagte
mit einer ironiſchen Mine wider den Feinen: j'aime
les
Sages a la folie.

Der Stolz des wohlriechenden auf ſeinen heuti¬
gen Vorzug und die ſcheinbare Gleichguͤltigkeit des
feinen Narren gegen ſeine Hintanſetzung bewieſen,
daß alle beide ſelten im heutigen Falle waren; —

Heſperus. II. Th. K
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[145/0155] Herzens daraus — man konnte nicht ſagen »es iſt »truͤbe, warm, die Nadel hat mich geſtochen ꝛc.« ohne daß er das fuͤr einen Kugelzieher nahm, der ſein Herz aus dem Piſtolenhalfter der Bruſt vorzog und vorwies — es war vor ſeinen Ohren unmoͤglich daß man nicht fein war und aus eurem Gutenmor¬ gen boſſirte er ein Bonmot — haͤtt' er das alte Te¬ ſtament geleſen, er haͤtte ſich uͤber die Tournure darin nicht ſatt wundern koͤnnen. Dafuͤr ſchraͤnkte der wohlriechende Narr ſeinen ganzen Witz auf ein lebhaftes Geſicht ein — er ſchlug dieſen Fracht- und Aſſekuranzbrief von tauſend Saillien vor euch auf und hielt ihn vor, aber es kam nichts — ihr haͤttet auf den Praͤnumerationsſchein von Witz in ſeinem feurigen Auge, geſchworen, jetzt brenn' er loß — aber bei Leibe! er handhabte die ſatiriſche Waffe wie die Grenadiere die Handgranaten, die ſie nicht mehr werfen ſondern nur abgebildet auf den Muͤtzen fuͤhren. Als der Feine ſein erotiſches Bonmot geſagt hatte: ſah Joachime unſern Helden an und ſagte mit einer ironiſchen Mine wider den Feinen: j'aime les Sages a la folie. Der Stolz des wohlriechenden auf ſeinen heuti¬ gen Vorzug und die ſcheinbare Gleichguͤltigkeit des feinen Narren gegen ſeine Hintanſetzung bewieſen, daß alle beide ſelten im heutigen Falle waren; — Heſperus. II. Th. K

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/155>, abgerufen am 21.11.2024.