Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

"schwerer, sie auszubreiten: der Weise bekommt alles
"von sich, der Thor alles von andern. Der Freie
"muß den Sklaven erlösen, der Weise für den Tho¬
"ren denken, der Glückliche für den Unglücklichen
"arbeiten."

Er stand auf und setzte Viktors Ja voraus.
Dieser muste ihm also unter dem Gehen seinen Red¬
nerfluß zutröpfeln. Er fing mit gehäuftem Athem
an: "Ich verabscheue aufs heftigste den Samielwind
"der Hofluft. . . .

Bei mir hats der Lord zu verantworten, daß
der Sohn hier die conjunctio concessiva "Zwar"
auslässet: wer sich die Erwartung des Gehorsams
merken lässet, erhält ihn wenigstens unter einer stol¬
zern Facon. --

"Die über lauter liegende Menschen streicht und
"den zu Pulver macht, der aufrecht bleibt -- Ich
"wollt' ich wär' in einem Vorzimmer an einem
"Courtage, ich wollte zu allen in Gedanken sagen:
"wie hass' ich euch und euer tolles Oximel von
"Lust- und Plag-Partien -- die verdammten Ex¬
"pektanten- und Ruderbänke euerer Spieltische --
"die vollen Schlachtschüsseln hingerichteter Pro¬
"vinzen, ich meine euere Spiel und Speiseteller --
"Über ich weiß schon, ich drücke mich nie mit
"Stärke aus über die knechtischen lauernden Hofau¬
"stern, die nichts zu bewegen und aufzuschließen

»ſchwerer, ſie auszubreiten: der Weiſe bekommt alles
»von ſich, der Thor alles von andern. Der Freie
»muß den Sklaven erloͤſen, der Weiſe fuͤr den Tho¬
»ren denken, der Gluͤckliche fuͤr den Ungluͤcklichen
»arbeiten.«

Er ſtand auf und ſetzte Viktors Ja voraus.
Dieſer muſte ihm alſo unter dem Gehen ſeinen Red¬
nerfluß zutroͤpfeln. Er fing mit gehaͤuftem Athem
an: »Ich verabſcheue aufs heftigſte den Samielwind
»der Hofluft. . . .

Bei mir hats der Lord zu verantworten, daß
der Sohn hier die conjunctio concéssiva »Zwar«
auslaͤſſet: wer ſich die Erwartung des Gehorſams
merken laͤſſet, erhaͤlt ihn wenigſtens unter einer ſtol¬
zern Façon. —

»Die uͤber lauter liegende Menſchen ſtreicht und
»den zu Pulver macht, der aufrecht bleibt — Ich
»wollt' ich waͤr' in einem Vorzimmer an einem
»Courtage, ich wollte zu allen in Gedanken ſagen:
»wie haſſ' ich euch und euer tolles Oximel von
»Luſt- und Plag-Partien — die verdammten Ex¬
»pektanten- und Ruderbaͤnke euerer Spieltiſche —
»die vollen Schlachtſchuͤſſeln hingerichteter Pro¬
»vinzen, ich meine euere Spiel und Speiſeteller —
»Über ich weiß ſchon, ich druͤcke mich nie mit
»Staͤrke aus uͤber die knechtiſchen lauernden Hofau¬
»ſtern, die nichts zu bewegen und aufzuſchließen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0067" n="56"/>
»&#x017F;chwerer, &#x017F;ie auszubreiten: der Wei&#x017F;e bekommt alles<lb/>
»von &#x017F;ich, der Thor alles von andern. Der Freie<lb/>
»muß den Sklaven erlo&#x0364;&#x017F;en, der Wei&#x017F;e fu&#x0364;r den Tho¬<lb/>
»ren denken, der Glu&#x0364;ckliche fu&#x0364;r den Unglu&#x0364;cklichen<lb/>
»arbeiten.«</p><lb/>
        <p>Er &#x017F;tand auf und &#x017F;etzte Viktors Ja voraus.<lb/>
Die&#x017F;er mu&#x017F;te ihm al&#x017F;o unter dem Gehen &#x017F;einen Red¬<lb/>
nerfluß zutro&#x0364;pfeln. Er fing mit geha&#x0364;uftem Athem<lb/>
an: »Ich verab&#x017F;cheue aufs heftig&#x017F;te den Samielwind<lb/>
»der Hofluft. . . .</p><lb/>
        <p>Bei mir hats der Lord zu verantworten, daß<lb/>
der Sohn hier die <hi rendition="#aq">conjunctio concéssiva</hi> »<hi rendition="#g">Zwar</hi>«<lb/>
ausla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et: wer &#x017F;ich die Erwartung des Gehor&#x017F;ams<lb/>
merken la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, erha&#x0364;lt ihn wenig&#x017F;tens unter einer &#x017F;tol¬<lb/>
zern Fa<hi rendition="#aq">ç</hi>on. &#x2014;</p><lb/>
        <p>»Die u&#x0364;ber lauter liegende Men&#x017F;chen &#x017F;treicht und<lb/>
»den zu Pulver macht, der aufrecht bleibt &#x2014; Ich<lb/>
»wollt' ich wa&#x0364;r' in einem Vorzimmer an einem<lb/>
»Courtage, ich wollte zu allen in Gedanken &#x017F;agen:<lb/>
»wie ha&#x017F;&#x017F;' ich euch und euer tolles Oximel von<lb/>
»Lu&#x017F;t- und Plag-Partien &#x2014; die verdammten Ex¬<lb/>
»pektanten- und Ruderba&#x0364;nke euerer Spielti&#x017F;che &#x2014;<lb/>
»die vollen <hi rendition="#g">Schlacht&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln</hi> hingerichteter Pro¬<lb/>
»vinzen, ich meine euere Spiel und Spei&#x017F;eteller &#x2014;<lb/>
»Über ich weiß &#x017F;chon, ich dru&#x0364;cke mich nie mit<lb/>
»Sta&#x0364;rke aus u&#x0364;ber die knechti&#x017F;chen lauernden Hofau¬<lb/>
»&#x017F;tern, die nichts zu bewegen und aufzu&#x017F;chließen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0067] »ſchwerer, ſie auszubreiten: der Weiſe bekommt alles »von ſich, der Thor alles von andern. Der Freie »muß den Sklaven erloͤſen, der Weiſe fuͤr den Tho¬ »ren denken, der Gluͤckliche fuͤr den Ungluͤcklichen »arbeiten.« Er ſtand auf und ſetzte Viktors Ja voraus. Dieſer muſte ihm alſo unter dem Gehen ſeinen Red¬ nerfluß zutroͤpfeln. Er fing mit gehaͤuftem Athem an: »Ich verabſcheue aufs heftigſte den Samielwind »der Hofluft. . . . Bei mir hats der Lord zu verantworten, daß der Sohn hier die conjunctio concéssiva »Zwar« auslaͤſſet: wer ſich die Erwartung des Gehorſams merken laͤſſet, erhaͤlt ihn wenigſtens unter einer ſtol¬ zern Façon. — »Die uͤber lauter liegende Menſchen ſtreicht und »den zu Pulver macht, der aufrecht bleibt — Ich »wollt' ich waͤr' in einem Vorzimmer an einem »Courtage, ich wollte zu allen in Gedanken ſagen: »wie haſſ' ich euch und euer tolles Oximel von »Luſt- und Plag-Partien — die verdammten Ex¬ »pektanten- und Ruderbaͤnke euerer Spieltiſche — »die vollen Schlachtſchuͤſſeln hingerichteter Pro¬ »vinzen, ich meine euere Spiel und Speiſeteller — »Über ich weiß ſchon, ich druͤcke mich nie mit »Staͤrke aus uͤber die knechtiſchen lauernden Hofau¬ »ſtern, die nichts zu bewegen und aufzuſchließen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/67
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/67>, abgerufen am 25.11.2024.