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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

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verlor, aber selten eine Nacht, ohne Menschen
glücklich zu machen. Er muß die jetzige Entvöl¬
kerung Frankreichs vorausgesehen haben: denn er
setzte sich ihr schon damals dagegen und hinterließ in
drei gallischen Seestädten eben so viel Söhne und
auf den sogenannten sieben Inseln nur Einen.
Gleichwol liebte er sie so sehr als wärens lauter
Dauphins, Prinzen von Kalabrien, von Asturien,
von Brasilien, von Wallis: er war sinnlich und ein
wenig schwach, aber im äußersten Grade (außer wo
er fürchtete) menschenfreundlich. Er lies diese
Kinder erziehen und wollte sie niemals nach Flach¬
senfingen rufen. Diese Liebe wuchs noch mehr durch
ein hitziges Fieber in London: der Beichtvater und
das Fieber heitzten ihm so sehr ein, daß er in der
Todesnoth einen Schwur that, bei keinem Mädgen
mehr die gegenwärtige Entvölkerung Galliens zu
überlegen. Dieselbe Schwäche, die seinen Aber- und
Kinderglauben nährte, diente auch seiner Sinnlich¬
keit: als er wieder auf war, wust' er nicht was er
machen sollte. Aber ein geschickter Exjesuit aus Ire¬
land wust' es: denn er bewies ihm: "sein Gelübde
"müss' er, zumal vor der Dispensation, gewissenhaft
"erfüllen, ausgenommen den sündlichen und unmög¬
"lichen Punkt, der darin wäre: nämlich den, den er
"ohne Einwilligung seiner Gemahlin weder gelo¬
"ben dürfte noch könnte." Mit andern Wor

verlor, aber ſelten eine Nacht, ohne Menſchen
gluͤcklich zu machen. Er muß die jetzige Entvoͤl¬
kerung Frankreichs vorausgeſehen haben: denn er
ſetzte ſich ihr ſchon damals dagegen und hinterließ in
drei galliſchen Seeſtaͤdten eben ſo viel Soͤhne und
auf den ſogenannten ſieben Inſeln nur Einen.
Gleichwol liebte er ſie ſo ſehr als waͤrens lauter
Dauphins, Prinzen von Kalabrien, von Aſturien,
von Braſilien, von Wallis: er war ſinnlich und ein
wenig ſchwach, aber im aͤußerſten Grade (außer wo
er fuͤrchtete) menſchenfreundlich. Er lies dieſe
Kinder erziehen und wollte ſie niemals nach Flach¬
ſenfingen rufen. Dieſe Liebe wuchs noch mehr durch
ein hitziges Fieber in London: der Beichtvater und
das Fieber heitzten ihm ſo ſehr ein, daß er in der
Todesnoth einen Schwur that, bei keinem Maͤdgen
mehr die gegenwaͤrtige Entvoͤlkerung Galliens zu
uͤberlegen. Dieſelbe Schwaͤche, die ſeinen Aber- und
Kinderglauben naͤhrte, diente auch ſeiner Sinnlich¬
keit: als er wieder auf war, wuſt' er nicht was er
machen ſollte. Aber ein geſchickter Exjeſuit aus Ire¬
land wuſt' es: denn er bewies ihm: »ſein Geluͤbde
»muͤſſ' er, zumal vor der Diſpenſation, gewiſſenhaft
»erfuͤllen, ausgenommen den ſuͤndlichen und unmoͤg¬
»lichen Punkt, der darin waͤre: naͤmlich den, den er
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[47/0058] verlor, aber ſelten eine Nacht, ohne Menſchen gluͤcklich zu machen. Er muß die jetzige Entvoͤl¬ kerung Frankreichs vorausgeſehen haben: denn er ſetzte ſich ihr ſchon damals dagegen und hinterließ in drei galliſchen Seeſtaͤdten eben ſo viel Soͤhne und auf den ſogenannten ſieben Inſeln nur Einen. Gleichwol liebte er ſie ſo ſehr als waͤrens lauter Dauphins, Prinzen von Kalabrien, von Aſturien, von Braſilien, von Wallis: er war ſinnlich und ein wenig ſchwach, aber im aͤußerſten Grade (außer wo er fuͤrchtete) menſchenfreundlich. Er lies dieſe Kinder erziehen und wollte ſie niemals nach Flach¬ ſenfingen rufen. Dieſe Liebe wuchs noch mehr durch ein hitziges Fieber in London: der Beichtvater und das Fieber heitzten ihm ſo ſehr ein, daß er in der Todesnoth einen Schwur that, bei keinem Maͤdgen mehr die gegenwaͤrtige Entvoͤlkerung Galliens zu uͤberlegen. Dieſelbe Schwaͤche, die ſeinen Aber- und Kinderglauben naͤhrte, diente auch ſeiner Sinnlich¬ keit: als er wieder auf war, wuſt' er nicht was er machen ſollte. Aber ein geſchickter Exjeſuit aus Ire¬ land wuſt' es: denn er bewies ihm: »ſein Geluͤbde »muͤſſ' er, zumal vor der Diſpenſation, gewiſſenhaft »erfuͤllen, ausgenommen den ſuͤndlichen und unmoͤg¬ »lichen Punkt, der darin waͤre: naͤmlich den, den er »ohne Einwilligung ſeiner Gemahlin weder gelo¬ »ben duͤrfte noch koͤnnte.« Mit andern Wor

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/58>, abgerufen am 24.11.2024.