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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

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Paul, der in solchen Lagen war, und oft Jahre
lang auf Einem Platz vor solchen Bergfestungen
mit seinen Sturmleitern und Labarum und Trompe¬
tern stand und statt der Besatzung selber ehrenvoll
abzog, Jean Paul sag' ich kann sich eine Vorstel¬
lung machen, was hier in Sachen Sebastians contra
Klotilden für Aktenpapier, Zeit und Druckschwärze
wird (von ihm und mir) verthan werden, bis mirs
nur zur Kriegsbefestigung treiben. Es wird ei¬
nem Mann überhaupt bei einer vernünftigen
Frau nie recht wohl, sondern bei einer bloß feinen,
phantasirenden, heissen, launenhaften ist er erst zu
Hause. Durch so eine wie Klotilde kann der beste
Mensch vor bloßer Angst und Achtung frostig, dumm
und entzückt werden; und meistens schlägt obendrein
noch das Unglück dazu, daß der arme matte Sche¬
ker, von dem sich ein solcher sublunarischer Engel
wie der apokalyptische vom Jünger Johannes, durch¬
aus nicht will anbeten lassen, selten noch die Kräfte
auftreibt, um zum Engel zu sagen -- wie etwan zu
einem entgegengesetzten Engel, der das Anbeten ha¬
ben will: -- hebe dich weg von mir! Paul hebt sich
allemal selber weg. -- --

Viktor that das nicht: er wollte jetzt gar nicht
aus dem Hause, d. h. aus dem Dorfe. Die Som¬
mertage schienen ihm jetzt in St. Lüne wie in einem
Arkadien zu ruhen wehend, duftend, seelig; und er

Paul, der in ſolchen Lagen war, und oft Jahre
lang auf Einem Platz vor ſolchen Bergfeſtungen
mit ſeinen Sturmleitern und Labarum und Trompe¬
tern ſtand und ſtatt der Beſatzung ſelber ehrenvoll
abzog, Jean Paul ſag' ich kann ſich eine Vorſtel¬
lung machen, was hier in Sachen Sebaſtians contra
Klotilden fuͤr Aktenpapier, Zeit und Druckſchwaͤrze
wird (von ihm und mir) verthan werden, bis mirs
nur zur Kriegsbefeſtigung treiben. Es wird ei¬
nem Mann uͤberhaupt bei einer vernuͤnftigen
Frau nie recht wohl, ſondern bei einer bloß feinen,
phantaſirenden, heiſſen, launenhaften iſt er erſt zu
Hauſe. Durch ſo eine wie Klotilde kann der beſte
Menſch vor bloßer Angſt und Achtung froſtig, dumm
und entzuͤckt werden; und meiſtens ſchlaͤgt obendrein
noch das Ungluͤck dazu, daß der arme matte Sche¬
ker, von dem ſich ein ſolcher ſublunariſcher Engel
wie der apokalyptiſche vom Juͤnger Johannes, durch¬
aus nicht will anbeten laſſen, ſelten noch die Kraͤfte
auftreibt, um zum Engel zu ſagen — wie etwan zu
einem entgegengeſetzten Engel, der das Anbeten ha¬
ben will: — hebe dich weg von mir! Paul hebt ſich
allemal ſelber weg. — —

Viktor that das nicht: er wollte jetzt gar nicht
aus dem Hauſe, d. h. aus dem Dorfe. Die Som¬
mertage ſchienen ihm jetzt in St. Luͤne wie in einem
Arkadien zu ruhen wehend, duftend, ſeelig; und er

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[364/0375] Paul, der in ſolchen Lagen war, und oft Jahre lang auf Einem Platz vor ſolchen Bergfeſtungen mit ſeinen Sturmleitern und Labarum und Trompe¬ tern ſtand und ſtatt der Beſatzung ſelber ehrenvoll abzog, Jean Paul ſag' ich kann ſich eine Vorſtel¬ lung machen, was hier in Sachen Sebaſtians contra Klotilden fuͤr Aktenpapier, Zeit und Druckſchwaͤrze wird (von ihm und mir) verthan werden, bis mirs nur zur Kriegsbefeſtigung treiben. Es wird ei¬ nem Mann uͤberhaupt bei einer vernuͤnftigen Frau nie recht wohl, ſondern bei einer bloß feinen, phantaſirenden, heiſſen, launenhaften iſt er erſt zu Hauſe. Durch ſo eine wie Klotilde kann der beſte Menſch vor bloßer Angſt und Achtung froſtig, dumm und entzuͤckt werden; und meiſtens ſchlaͤgt obendrein noch das Ungluͤck dazu, daß der arme matte Sche¬ ker, von dem ſich ein ſolcher ſublunariſcher Engel wie der apokalyptiſche vom Juͤnger Johannes, durch¬ aus nicht will anbeten laſſen, ſelten noch die Kraͤfte auftreibt, um zum Engel zu ſagen — wie etwan zu einem entgegengeſetzten Engel, der das Anbeten ha¬ ben will: — hebe dich weg von mir! Paul hebt ſich allemal ſelber weg. — — Viktor that das nicht: er wollte jetzt gar nicht aus dem Hauſe, d. h. aus dem Dorfe. Die Som¬ mertage ſchienen ihm jetzt in St. Luͤne wie in einem Arkadien zu ruhen wehend, duftend, ſeelig; und er

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/375>, abgerufen am 25.11.2024.