zu haben scheint, der dem meinigen ähnlich war. *) Er sprach heute sehr gut und schien aus zwei Hälf¬ ten zusammengesetzt zu seyn, aus einer brittischen und einer französischen. Einige seiner schönen An¬ merkungen sind mir nicht entfallen -- z. B. "die "Leiden sind wie die Gewitterwolken, in der Ferne "sehen sie schwarz aus, über uns kaum grau. -- "Wie traurige Träume eine angenehme Zukunft be "deuten: so werd' es mit dem Traume des Lebens "seyn, wenn er aus sey. -- Alle unsere starken Ge¬ "fühle regieren wie die Gespenster nur bis auf eine "gewisse Stunde und wenn ein Mensch immer zu sich "sagte: diese Leidenschaft, dieser Schmerz, diese "Entzückung ist in drei Tagen gewiß aus deiner "Seele heraus: so würd' er immer ruhiger und stil¬ "ler werden." Ich berichte Ihnen alles dieses so ausführlich, um mich gleichsam selber zu bestrafen für ein voreiliges Urtheil, das ich vor einigen Ta¬ gen (wiewol in mir) über seinen Hang zur Satire fällte. Die Satire scheint auch bloß für das stär¬ kere Geschlecht zu seyn: ich habe in dem meinigen noch keine gefunden, die Swifts oder Cervantes oder Tristrams Werke recht goutirt hätte. -- --
*) Der Leser erinnere sich, daß sie so viel von dieser Biogra¬ phie innen habe wie er, wenn nicht mehr.
zu haben ſcheint, der dem meinigen aͤhnlich war. *) Er ſprach heute ſehr gut und ſchien aus zwei Haͤlf¬ ten zuſammengeſetzt zu ſeyn, aus einer brittiſchen und einer franzoͤſiſchen. Einige ſeiner ſchoͤnen An¬ merkungen ſind mir nicht entfallen — z. B. »die »Leiden ſind wie die Gewitterwolken, in der Ferne »ſehen ſie ſchwarz aus, uͤber uns kaum grau. — »Wie traurige Traͤume eine angenehme Zukunft be »deuten: ſo werd' es mit dem Traume des Lebens »ſeyn, wenn er aus ſey. — Alle unſere ſtarken Ge¬ »fuͤhle regieren wie die Geſpenſter nur bis auf eine »gewiſſe Stunde und wenn ein Menſch immer zu ſich »ſagte: dieſe Leidenſchaft, dieſer Schmerz, dieſe »Entzuͤckung iſt in drei Tagen gewiß aus deiner »Seele heraus: ſo wuͤrd' er immer ruhiger und ſtil¬ »ler werden.« Ich berichte Ihnen alles dieſes ſo ausfuͤhrlich, um mich gleichſam ſelber zu beſtrafen fuͤr ein voreiliges Urtheil, das ich vor einigen Ta¬ gen (wiewol in mir) uͤber ſeinen Hang zur Satire faͤllte. Die Satire ſcheint auch bloß fuͤr das ſtaͤr¬ kere Geſchlecht zu ſeyn: ich habe in dem meinigen noch keine gefunden, die Swifts oder Cervantes oder Triſtrams Werke recht goutirt haͤtte. — —
*) Der Leſer erinnere ſich, daß ſie ſo viel von dieſer Biogra¬ phie innen habe wie er, wenn nicht mehr.
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zu haben ſcheint, der dem meinigen aͤhnlich war. *)
Er ſprach heute ſehr gut und ſchien aus zwei Haͤlf¬
ten zuſammengeſetzt zu ſeyn, aus einer brittiſchen
und einer franzoͤſiſchen. Einige ſeiner ſchoͤnen An¬
merkungen ſind mir nicht entfallen — z. B. »die
»Leiden ſind wie die Gewitterwolken, in der Ferne
»ſehen ſie ſchwarz aus, uͤber uns kaum grau. —
»Wie traurige Traͤume eine angenehme Zukunft be
»deuten: ſo werd' es mit dem Traume des Lebens
»ſeyn, wenn er aus ſey. — Alle unſere ſtarken Ge¬
»fuͤhle regieren wie die Geſpenſter nur bis auf eine
»gewiſſe Stunde und wenn ein Menſch immer zu ſich
»ſagte: dieſe Leidenſchaft, dieſer Schmerz, dieſe
»Entzuͤckung iſt in drei Tagen gewiß aus deiner
»Seele heraus: ſo wuͤrd' er immer ruhiger und ſtil¬
»ler werden.« Ich berichte Ihnen alles dieſes ſo
ausfuͤhrlich, um mich gleichſam ſelber zu beſtrafen
fuͤr ein voreiliges Urtheil, das ich vor einigen Ta¬
gen (wiewol in mir) uͤber ſeinen Hang zur Satire
faͤllte. Die Satire ſcheint auch bloß fuͤr das ſtaͤr¬
kere Geſchlecht zu ſeyn: ich habe in dem meinigen
noch keine gefunden, die Swifts oder Cervantes oder
Triſtrams Werke recht goutirt haͤtte. — —
*)
Der Leſer erinnere ſich, daß ſie ſo viel von dieſer Biogra¬
phie innen habe wie er, wenn nicht mehr.
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/351>, abgerufen am 10.06.2024.
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