Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.terzuschauen in die zweite Halbkugel des Himmels, Das reine Morgenzimmer machte gleichsam die X 2
terzuſchauen in die zweite Halbkugel des Himmels, Das reine Morgenzimmer machte gleichſam die X 2
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terzuſchauen in die zweite Halbkugel des Himmels,
die uns der Stein auf dem Grabe und der fette
Trift-Boden dieſes Lebens verdeckt. Sein Ange¬
ſicht verklaͤrte ſich, wenn er es zum Himmel aufhob
— wenn er Gott nannte oder die Ewigkeit — wenn
er vom laͤngſten Tage ſprach; in ſeinem Licht er¬
blaßte das Glanzgold der Gegenwart zum Mattgold
der Vergangenheit und ſein Geiſt ruhte ſchwebend
auf dem Koͤrper, wie in Arabesken Genien aus Blu¬
men keimen. So leicht ſtimmte ſich Viktor nie aus
dem Traum in den neuen Tag als an dieſem Mor¬
gen durch Emanuels Stimme, die ſo zu ſagen die
Sphaͤrenmuſik zum blauen Himmel ſeiner Augen
war, aus dem wie aus dem aͤgyptiſchen nie ein
Tropfen fiel, ich meine, die entweder aus phyſiſchem
Unvermoͤgen oder Seelenſtille niemals weinten.
Das reine Morgenzimmer machte gleichſam die
Seele rein und ſtill. Er war der groͤßte koͤrperliche
Puriſt, er wuſch ſeinen Koͤrper eben ſo oft als ſeine
Kleider und der Schmuz der mediziniſchen Sprache
wurde bis ſogar auf Woͤrter wie z. B. Zahnſtocher
ꝛc. von ſeiner unbefleckten Zunge gemieden. Eben
ſo blieb ſein Herz ſogar von den Bildern gewiſſer
Suͤnden unbeſudelt; und dieſe unwiſſende Unſchuld
ſo wie eine Unbekanntſchaft mit unſern liſtigen Sit¬
ten machte ihn in drei verſchiedenen Augen entweder
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/334>, abgerufen am 22.07.2024. |