daß Flamfn mit Viktor und dem jetzt unsichtbaren Kaplans Sohn ins Schiff ging und daß letzterer die Blattern und Blindheit bekam; aber er ging -- nicht zurück, wie ich doch oben im zweiten Posttage berichtete, sondern -- mit fort. Nur verhehlet der Lord ihn jetzt, damit niemand aus den drei Kin¬ dern den Fürstensohn ausfinde, er bringt ihn aber in einem Jahre in Gesellschaft der übrigen zum Vor¬ schein. Der Lord hat nicht nur leichte Beweise, um den Fürsten von seiner Verwandschaft mit vier oder fünf Menschen zu überführen -- bei Flamin das Zeugniß der mitkommenden Mutter, bei den übrigen ihre Aehnlichkeit mit ihren Portraits, die er noch hat -- sondern auch einen recht sonderbaren Beweiß: nämlich einen Stettiner Apfel; und dieses Apfels wegen muß er ein Jahr ausbleiben.
Viktor hatte es schon von der Pfarrern selber gehört, daß alle Söhne des Flachsenfingischen Für¬ sten ein gewisses Mutter- oder Vatermahl auf dem linken Schulterblatte hätten, das wie Nichts aussähe außer im Herbste wenn die Stettiner reiften: da würd' es auch roth und glich einem.
Dem Leser müssen aus den Jahrbüchern der ge¬ lehrten Sozietäten ganze Duzend Kirschen vorgekom¬ men seyn, die auf Kinder skiziret waren und die sich mit denen an den Bäumen zu röthen anfingen. Wenn ich meinem Bad-Motisten glauben dürfte, so
T 2
daß Flamfn mit Viktor und dem jetzt unſichtbaren Kaplans Sohn ins Schiff ging und daß letzterer die Blattern und Blindheit bekam; aber er ging — nicht zuruͤck, wie ich doch oben im zweiten Poſttage berichtete, ſondern — mit fort. Nur verhehlet der Lord ihn jetzt, damit niemand aus den drei Kin¬ dern den Fuͤrſtenſohn ausfinde, er bringt ihn aber in einem Jahre in Geſellſchaft der uͤbrigen zum Vor¬ ſchein. Der Lord hat nicht nur leichte Beweiſe, um den Fuͤrſten von ſeiner Verwandſchaft mit vier oder fuͤnf Menſchen zu uͤberfuͤhren — bei Flamin das Zeugniß der mitkommenden Mutter, bei den uͤbrigen ihre Aehnlichkeit mit ihren Portraits, die er noch hat — ſondern auch einen recht ſonderbaren Beweiß: naͤmlich einen Stettiner Apfel; und dieſes Apfels wegen muß er ein Jahr ausbleiben.
Viktor hatte es ſchon von der Pfarrern ſelber gehoͤrt, daß alle Soͤhne des Flachſenfingiſchen Fuͤr¬ ſten ein gewiſſes Mutter- oder Vatermahl auf dem linken Schulterblatte haͤtten, das wie Nichts ausſaͤhe außer im Herbſte wenn die Stettiner reiften: da wuͤrd' es auch roth und glich einem.
Dem Leſer muͤſſen aus den Jahrbuͤchern der ge¬ lehrten Sozietaͤten ganze Duzend Kirſchen vorgekom¬ men ſeyn, die auf Kinder ſkiziret waren und die ſich mit denen an den Baͤumen zu roͤthen anfingen. Wenn ich meinem Bad-Motiſten glauben duͤrfte, ſo
T 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0302"n="291"/>
daß Flamfn mit Viktor und dem jetzt unſichtbaren<lb/>
Kaplans Sohn ins Schiff ging und daß letzterer die<lb/>
Blattern und Blindheit bekam; aber er ging —<lb/>
nicht zuruͤck, wie ich doch oben im zweiten Poſttage<lb/>
berichtete, ſondern — mit fort. Nur verhehlet<lb/>
der Lord ihn jetzt, damit niemand aus den drei Kin¬<lb/>
dern den Fuͤrſtenſohn ausfinde, er bringt ihn aber<lb/>
in einem Jahre in Geſellſchaft der uͤbrigen zum Vor¬<lb/>ſchein. Der Lord hat nicht nur leichte Beweiſe,<lb/>
um den Fuͤrſten von ſeiner Verwandſchaft mit vier<lb/>
oder fuͤnf Menſchen zu uͤberfuͤhren — bei Flamin<lb/>
das Zeugniß der mitkommenden Mutter, bei den<lb/>
uͤbrigen ihre Aehnlichkeit mit ihren Portraits, die<lb/>
er noch hat —ſondern auch einen recht ſonderbaren<lb/>
Beweiß: naͤmlich einen Stettiner Apfel; und dieſes<lb/>
Apfels wegen muß er ein Jahr ausbleiben.</p><lb/><p>Viktor hatte es ſchon von der Pfarrern ſelber<lb/>
gehoͤrt, daß alle Soͤhne des Flachſenfingiſchen Fuͤr¬<lb/>ſten ein gewiſſes Mutter- oder Vatermahl auf dem<lb/>
linken Schulterblatte haͤtten, das wie Nichts ausſaͤhe<lb/>
außer im Herbſte wenn die Stettiner reiften: da<lb/>
wuͤrd' es auch roth und glich einem.</p><lb/><p>Dem Leſer muͤſſen aus den Jahrbuͤchern der ge¬<lb/>
lehrten Sozietaͤten ganze Duzend Kirſchen vorgekom¬<lb/>
men ſeyn, die auf Kinder ſkiziret waren und die ſich<lb/>
mit denen an den Baͤumen zu roͤthen anfingen.<lb/>
Wenn ich meinem Bad-Motiſten glauben duͤrfte, ſo<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 2<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[291/0302]
daß Flamfn mit Viktor und dem jetzt unſichtbaren
Kaplans Sohn ins Schiff ging und daß letzterer die
Blattern und Blindheit bekam; aber er ging —
nicht zuruͤck, wie ich doch oben im zweiten Poſttage
berichtete, ſondern — mit fort. Nur verhehlet
der Lord ihn jetzt, damit niemand aus den drei Kin¬
dern den Fuͤrſtenſohn ausfinde, er bringt ihn aber
in einem Jahre in Geſellſchaft der uͤbrigen zum Vor¬
ſchein. Der Lord hat nicht nur leichte Beweiſe,
um den Fuͤrſten von ſeiner Verwandſchaft mit vier
oder fuͤnf Menſchen zu uͤberfuͤhren — bei Flamin
das Zeugniß der mitkommenden Mutter, bei den
uͤbrigen ihre Aehnlichkeit mit ihren Portraits, die
er noch hat — ſondern auch einen recht ſonderbaren
Beweiß: naͤmlich einen Stettiner Apfel; und dieſes
Apfels wegen muß er ein Jahr ausbleiben.
Viktor hatte es ſchon von der Pfarrern ſelber
gehoͤrt, daß alle Soͤhne des Flachſenfingiſchen Fuͤr¬
ſten ein gewiſſes Mutter- oder Vatermahl auf dem
linken Schulterblatte haͤtten, das wie Nichts ausſaͤhe
außer im Herbſte wenn die Stettiner reiften: da
wuͤrd' es auch roth und glich einem.
Dem Leſer muͤſſen aus den Jahrbuͤchern der ge¬
lehrten Sozietaͤten ganze Duzend Kirſchen vorgekom¬
men ſeyn, die auf Kinder ſkiziret waren und die ſich
mit denen an den Baͤumen zu roͤthen anfingen.
Wenn ich meinem Bad-Motiſten glauben duͤrfte, ſo
T 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/302>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.