komisch erwehrend, vielleicht nicht ohne alle Züge des Erhabnen liefern und malen werde folgende historische Benefizkomödie von der Ue¬ bergabe der Prinzessin, in 5 Akten.
(Das halbe Wort Benefiz bedeutet blos den Nut¬ zen, den ich selber davon habe.)
Erster Akt. Unter drei Zimmern ist das mitt¬ lere der Schauplatz, wo man agirt, der Handelsplatz, wo man auslegt, der Korrelationssaal (regenspurgisch zu reden,) wo alles Wichtige zeitigt und reift -- hingegen in dem ersten Nachbar-Zimmer steckt der italienische, im zweiten der Flachsenfingische Hofstaat und jeder erwartet ruhig den Anfang einer Rolle, für die ihn die Natur geschaffen. Diese zwei Zim¬ mer halt' ich nur für die Sakristeien und Nischen des größten.
Das Medianzimmer, d. h. sein Vorhang, der aus zwei Flügelthüren gemacht ist, geht endlich auf und zeigt dem Associe Sebastian, der aus seinem Laden neben der katarrhalischen Firma hereinguckt, viel. Es tritt auf an der Thüre der Kulisse No. I. ein rothsamtner Stuhl; an der Thüre der Kulisse No. II. wieder einer, ein Bruder und Anverwandter von jenem; es sind diese Duplikate die Sessel, worin sich die Prinzessin setzt im Verfolge der Handlung, nicht weil die Müdigkeit sondern weil ihr Stand es ausdrücklich begehrt. Mitten im Agiren ist schon
komiſch erwehrend, vielleicht nicht ohne alle Zuͤge des Erhabnen liefern und malen werde folgende hiſtoriſche Benefizkomoͤdie von der Ue¬ bergabe der Prinzeſſin, in 5 Akten.
(Das halbe Wort Benefiz bedeutet blos den Nut¬ zen, den ich ſelber davon habe.)
Erſter Akt. Unter drei Zimmern iſt das mitt¬ lere der Schauplatz, wo man agirt, der Handelsplatz, wo man auslegt, der Korrelationsſaal (regenſpurgiſch zu reden,) wo alles Wichtige zeitigt und reift — hingegen in dem erſten Nachbar-Zimmer ſteckt der italieniſche, im zweiten der Flachſenfingiſche Hofſtaat und jeder erwartet ruhig den Anfang einer Rolle, fuͤr die ihn die Natur geſchaffen. Dieſe zwei Zim¬ mer halt' ich nur fuͤr die Sakriſteien und Niſchen des groͤßten.
Das Medianzimmer, d. h. ſein Vorhang, der aus zwei Fluͤgelthuͤren gemacht iſt, geht endlich auf und zeigt dem Associè Sebaſtian, der aus ſeinem Laden neben der katarrhaliſchen Firma hereinguckt, viel. Es tritt auf an der Thuͤre der Kuliſſe No. I. ein rothſamtner Stuhl; an der Thuͤre der Kuliſſe No. II. wieder einer, ein Bruder und Anverwandter von jenem; es ſind dieſe Duplikate die Seſſel, worin ſich die Prinzeſſin ſetzt im Verfolge der Handlung, nicht weil die Muͤdigkeit ſondern weil ihr Stand es ausdruͤcklich begehrt. Mitten im Agiren iſt ſchon
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komiſch erwehrend, vielleicht nicht ohne alle Zuͤge
des Erhabnen liefern und malen werde folgende
hiſtoriſche Benefizkomoͤdie von der Ue¬
bergabe der Prinzeſſin, in 5 Akten.
(Das halbe Wort Benefiz bedeutet blos den Nut¬
zen, den ich ſelber davon habe.)
Erſter Akt. Unter drei Zimmern iſt das mitt¬
lere der Schauplatz, wo man agirt, der Handelsplatz,
wo man auslegt, der Korrelationsſaal (regenſpurgiſch
zu reden,) wo alles Wichtige zeitigt und reift —
hingegen in dem erſten Nachbar-Zimmer ſteckt der
italieniſche, im zweiten der Flachſenfingiſche Hofſtaat
und jeder erwartet ruhig den Anfang einer Rolle,
fuͤr die ihn die Natur geſchaffen. Dieſe zwei Zim¬
mer halt' ich nur fuͤr die Sakriſteien und Niſchen
des groͤßten.
Das Medianzimmer, d. h. ſein Vorhang, der
aus zwei Fluͤgelthuͤren gemacht iſt, geht endlich auf
und zeigt dem Associè Sebaſtian, der aus ſeinem
Laden neben der katarrhaliſchen Firma hereinguckt,
viel. Es tritt auf an der Thuͤre der Kuliſſe No. I.
ein rothſamtner Stuhl; an der Thuͤre der Kuliſſe
No. II. wieder einer, ein Bruder und Anverwandter
von jenem; es ſind dieſe Duplikate die Seſſel, worin
ſich die Prinzeſſin ſetzt im Verfolge der Handlung,
nicht weil die Muͤdigkeit ſondern weil ihr Stand es
ausdruͤcklich begehrt. Mitten im Agiren iſt ſchon
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/260>, abgerufen am 22.11.2024.
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