wüste, daß sie soviel, theils Verstand, theils vier¬ blätterigen Klee *)in sich hätten, daß sie die grö߬ ten Verfasser -- z. B. die eines Tasso, eines Da¬ mokles -- wenn diese fein seyn und sie durch ästhe¬ tische Gauckeleyen entweder wie Schröpfer in Furcht oder wie Bettler in Mitleiden setzen wollten, daß sie diese kaltblütig sich abarbeiten ließen und sagten: "wir lassen uns nicht fangen." -- Gleichwohl wären die Rezensenten noch toller und gescheuter und viel¬ leicht die besten jetzigen Skotometer, zumal da sie so elende Photometer wären. -- Und endlich sagt' ich meinem historischen Adjutanten gerade her¬ aus, er hätte keinen Schaden davon; aber ich, daß man mich in mehrere Sprachen übersetzte und darinn für jede Unwahrscheinlichkeit des Textes in das Geisselgewölbe einer Note hinunterzöge und da sehr striche, indeß ich nicht den Mund aufthun dürf¬ te, wenn der verthierende Spitzbube, der meinen Kürbisflaschenkeller wie ein Faß Wein aus einem Land ins andre führe, den Wein unter Weges wie alle Fuhrleute mit Wasser aussen begösse und innen nachfüllte. -- Er sollte mir nur wenigstens, bat ich, Antwort geben, damit ich sie den Le¬
*) Diese Klee macht, zufällig gefunden, daß man nicht mehr zu täuschen ist. Bisher fanden ihn nur -- Fürsten und Philosophen.
wuͤſte, daß ſie ſoviel, theils Verſtand, theils vier¬ blaͤtterigen Klee *)in ſich haͤtten, daß ſie die groͤ߬ ten Verfaſſer — z. B. die eines Taſſo, eines Da¬ mokles — wenn dieſe fein ſeyn und ſie durch aͤſthe¬ tiſche Gauckeleyen entweder wie Schroͤpfer in Furcht oder wie Bettler in Mitleiden ſetzen wollten, daß ſie dieſe kaltbluͤtig ſich abarbeiten ließen und ſagten: »wir laſſen uns nicht fangen.» — Gleichwohl waͤren die Rezenſenten noch toller und geſcheuter und viel¬ leicht die beſten jetzigen Skotometer, zumal da ſie ſo elende Photometer waͤren. — Und endlich ſagt' ich meinem hiſtoriſchen Adjutanten gerade her¬ aus, er haͤtte keinen Schaden davon; aber ich, daß man mich in mehrere Sprachen uͤberſetzte und darinn fuͤr jede Unwahrſcheinlichkeit des Textes in das Geiſſelgewoͤlbe einer Note hinunterzoͤge und da ſehr ſtriche, indeß ich nicht den Mund aufthun duͤrf¬ te, wenn der verthierende Spitzbube, der meinen Kuͤrbisflaſchenkeller wie ein Faß Wein aus einem Land ins andre fuͤhre, den Wein unter Weges wie alle Fuhrleute mit Waſſer auſſen begoͤſſe und innen nachfuͤllte. — Er ſollte mir nur wenigſtens, bat ich, Antwort geben, damit ich ſie den Le¬
*) Dieſe Klee macht, zufaͤllig gefunden, daß man nicht mehr zu taͤuſchen iſt. Bisher fanden ihn nur — Fuͤrſten und Philoſophen.
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wuͤſte, daß ſie ſoviel, theils Verſtand, theils vier¬
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ten Verfaſſer — z. B. die eines Taſſo, eines Da¬
mokles — wenn dieſe fein ſeyn und ſie durch aͤſthe¬
tiſche Gauckeleyen entweder wie Schroͤpfer in Furcht
oder wie Bettler in Mitleiden ſetzen wollten, daß
ſie dieſe kaltbluͤtig ſich abarbeiten ließen und ſagten:
»wir laſſen uns nicht fangen.» — Gleichwohl waͤren
die Rezenſenten noch toller und geſcheuter und viel¬
leicht die beſten jetzigen Skotometer, zumal da
ſie ſo elende Photometer waͤren. — Und endlich
ſagt' ich meinem hiſtoriſchen Adjutanten gerade her¬
aus, er haͤtte keinen Schaden davon; aber ich,
daß man mich in mehrere Sprachen uͤberſetzte und
darinn fuͤr jede Unwahrſcheinlichkeit des Textes in
das Geiſſelgewoͤlbe einer Note hinunterzoͤge und da
ſehr ſtriche, indeß ich nicht den Mund aufthun duͤrf¬
te, wenn der verthierende Spitzbube, der meinen
Kuͤrbisflaſchenkeller wie ein Faß Wein aus einem
Land ins andre fuͤhre, den Wein unter Weges wie
alle Fuhrleute mit Waſſer auſſen begoͤſſe und innen
nachfuͤllte. — Er ſollte mir nur wenigſtens, bat
ich, Antwort geben, damit ich ſie den Le¬
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Dieſe Klee macht, zufaͤllig gefunden, daß man nicht mehr
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/115>, abgerufen am 04.12.2024.
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