lag und ein Sessel wie ein Fußblock -- sondern weil er unter feinen Leuten war, die (trotz der spitzigsten Verhältnisse) dem Dialog sechs Schmetterlingsflügel geben, damit er -- als Gegenspiel der klebenden Raupe, die sich in jedem Dorn aufspiesset -- ohne Getöse und in kleinen Bögen über Stacheln fliege und nur auf Blüthen falle. Er war der gröste Freund feiner Leute und feiner Wendungen; daher gieng er so gern in die Gesellschaft eines Fontenella, Crebillon Marivaux, des ganzen weiblichen Geschlechtes und besonders des anständig koketten Theils desselben. Man werde nicht irre! Ach an seinem Flamin, an seinem Dahore, an grossen über die feinen, feigen, leeren Mikro-Kosmologen der grossen Welt erhabnen Menschen hieng glühend seine ganze Seele; aber eben darum suchte er zur grössern Vollkommenheit die klei¬ nern als Gebräme und Dedikationskupfer mit so vie¬ lem Eifer auf.
Vier Personen hatten jetzt auf einmal vier Seh¬ röhre auf seine Seele gerichtet; er nahm gar nichts in die Hand, weil er zu gutmüthig und zu freudig war, um der Mouchard eines Herzens zu sein; und erst nach Verlauf einiger Tage beobachtete er an ei¬ nem Gesellschafter das zurückgebliebne Bild in seinem Kopf. Er verbarg sich nicht -- und wurde doch falsch gesehen: gute Menschen können sich leichter in schlimme hineindenken als diese in jene -- er errieth
lag und ein Seſſel wie ein Fußblock — ſondern weil er unter feinen Leuten war, die (trotz der ſpitzigſten Verhaͤltniſſe) dem Dialog ſechs Schmetterlingsfluͤgel geben, damit er — als Gegenſpiel der klebenden Raupe, die ſich in jedem Dorn aufſpieſſet — ohne Getoͤſe und in kleinen Boͤgen uͤber Stacheln fliege und nur auf Bluͤthen falle. Er war der groͤſte Freund feiner Leute und feiner Wendungen; daher gieng er ſo gern in die Geſellſchaft eines Fontenella, Crebillon Marivaux, des ganzen weiblichen Geſchlechtes und beſonders des anſtaͤndig koketten Theils deſſelben. Man werde nicht irre! Ach an ſeinem Flamin, an ſeinem Dahore, an groſſen uͤber die feinen, feigen, leeren Mikro-Kosmologen der groſſen Welt erhabnen Menſchen hieng gluͤhend ſeine ganze Seele; aber eben darum ſuchte er zur groͤſſern Vollkommenheit die klei¬ nern als Gebraͤme und Dedikationskupfer mit ſo vie¬ lem Eifer auf.
Vier Perſonen hatten jetzt auf einmal vier Seh¬ roͤhre auf ſeine Seele gerichtet; er nahm gar nichts in die Hand, weil er zu gutmuͤthig und zu freudig war, um der Mouchard eines Herzens zu ſein; und erſt nach Verlauf einiger Tage beobachtete er an ei¬ nem Geſellſchafter das zuruͤckgebliebne Bild in ſeinem Kopf. Er verbarg ſich nicht — und wurde doch falſch geſehen: gute Menſchen koͤnnen ſich leichter in ſchlimme hineindenken als dieſe in jene — er errieth
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lag und ein Seſſel wie ein Fußblock — ſondern weil
er unter feinen Leuten war, die (trotz der ſpitzigſten
Verhaͤltniſſe) dem Dialog ſechs Schmetterlingsfluͤgel
geben, damit er — als Gegenſpiel der klebenden
Raupe, die ſich in jedem Dorn aufſpieſſet — ohne
Getoͤſe und in kleinen Boͤgen uͤber Stacheln fliege
und nur auf Bluͤthen falle. Er war der groͤſte Freund
feiner Leute und feiner Wendungen; daher gieng er
ſo gern in die Geſellſchaft eines Fontenella, Crebillon
Marivaux, des ganzen weiblichen Geſchlechtes und
beſonders des anſtaͤndig koketten Theils deſſelben.
Man werde nicht irre! Ach an ſeinem Flamin, an
ſeinem Dahore, an groſſen uͤber die feinen, feigen,
leeren Mikro-Kosmologen der groſſen Welt erhabnen
Menſchen hieng gluͤhend ſeine ganze Seele; aber eben
darum ſuchte er zur groͤſſern Vollkommenheit die klei¬
nern als Gebraͤme und Dedikationskupfer mit ſo vie¬
lem Eifer auf.
Vier Perſonen hatten jetzt auf einmal vier Seh¬
roͤhre auf ſeine Seele gerichtet; er nahm gar nichts
in die Hand, weil er zu gutmuͤthig und zu freudig
war, um der Mouchard eines Herzens zu ſein; und
erſt nach Verlauf einiger Tage beobachtete er an ei¬
nem Geſellſchafter das zuruͤckgebliebne Bild in ſeinem
Kopf. Er verbarg ſich nicht — und wurde doch
falſch geſehen: gute Menſchen koͤnnen ſich leichter in
ſchlimme hineindenken als dieſe in jene — er errieth
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/101>, abgerufen am 05.12.2024.
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