welche so gewaltig ziehen. Ein zweites Gesetz ist: man kann nicht früh genug bei einem schlechten Schuldner vorsprechen, der eben Tags vorher Geld bekommen.
Es kam das gewöhnliche wüthende Heer, das er Elsaßer immer als ein geheiltes zurück schicken mußte, zu rechter früher Tageszeit an; und Flitte konnte es hier wie überall in der besonders dazu ge¬ wählten Audienz-Kammer empfangen, um sol¬ chem das einzige zu geben, was er hatte, Gehör. Blos letzteres mußte wieder der Notar versagen, der eifrig-taub fortdichtete, während Flitte von weitem seine Schlachten schlug. Es lohnet der Mühe, die Feldzüge flüchtig zu erzählen, welche der Elsaßer an einem Tage that, bevor er Abends das warme Winterquartier des Betts bezog. Der linke Flügel des täglich angreifenden Heeres war aus Juden geworben; und den rechten formirten Zimmer- und Pferde- und Bücher-Verleiher und sämmtliche Professionisten des menschlichen Leibs und deren Fisch-Weiber; und an der Spitze zog als Generalissimus ein Mann mit einer Trat¬ te; -- die offiziellen Berichte davon sind aber fol¬ gende:
welche ſo gewaltig ziehen. Ein zweites Geſetz iſt: man kann nicht fruͤh genug bei einem ſchlechten Schuldner vorſprechen, der eben Tags vorher Geld bekommen.
Es kam das gewoͤhnliche wuͤthende Heer, das er Elſaßer immer als ein geheiltes zuruͤck ſchicken mußte, zu rechter fruͤher Tageszeit an; und Flitte konnte es hier wie uͤberall in der beſonders dazu ge¬ waͤhlten Audienz-Kammer empfangen, um ſol¬ chem das einzige zu geben, was er hatte, Gehoͤr. Blos letzteres mußte wieder der Notar verſagen, der eifrig-taub fortdichtete, waͤhrend Flitte von weitem ſeine Schlachten ſchlug. Es lohnet der Muͤhe, die Feldzuͤge fluͤchtig zu erzaͤhlen, welche der Elſaßer an einem Tage that, bevor er Abends das warme Winterquartier des Betts bezog. Der linke Fluͤgel des taͤglich angreifenden Heeres war aus Juden geworben; und den rechten formirten Zimmer- und Pferde- und Buͤcher-Verleiher und ſaͤmmtliche Profeſſioniſten des menſchlichen Leibs und deren Fiſch-Weiber; und an der Spitze zog als Generaliſſimus ein Mann mit einer Trat¬ te; — die offiziellen Berichte davon ſind aber fol¬ gende:
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0057"n="51"/>
welche ſo gewaltig ziehen. Ein zweites Geſetz iſt:<lb/>
man kann nicht fruͤh genug bei einem ſchlechten<lb/>
Schuldner vorſprechen, der eben Tags vorher<lb/>
Geld bekommen.</p><lb/><p>Es kam das gewoͤhnliche wuͤthende Heer, das<lb/>
er Elſaßer immer als ein geheiltes zuruͤck ſchicken<lb/>
mußte, zu rechter fruͤher Tageszeit an; und Flitte<lb/>
konnte es hier wie uͤberall in der beſonders dazu ge¬<lb/>
waͤhlten Audienz-Kammer empfangen, um ſol¬<lb/>
chem das einzige zu geben, was er hatte, Gehoͤr.<lb/>
Blos letzteres mußte wieder der Notar verſagen,<lb/>
der eifrig-taub fortdichtete, waͤhrend Flitte von<lb/>
weitem ſeine Schlachten ſchlug. Es lohnet der<lb/>
Muͤhe, die Feldzuͤge fluͤchtig zu erzaͤhlen, welche<lb/>
der Elſaßer an einem Tage that, bevor er Abends<lb/>
das warme Winterquartier des Betts bezog. Der<lb/>
linke Fluͤgel des taͤglich angreifenden Heeres war<lb/>
aus Juden geworben; und den rechten formirten<lb/>
Zimmer- und Pferde- und Buͤcher-Verleiher<lb/>
und ſaͤmmtliche Profeſſioniſten des menſchlichen<lb/>
Leibs und deren Fiſch-Weiber; und an der Spitze<lb/>
zog als Generaliſſimus ein Mann mit einer Trat¬<lb/>
te; — die offiziellen Berichte davon ſind aber fol¬<lb/>
gende:</p><lb/></div></body></text></TEI>
[51/0057]
welche ſo gewaltig ziehen. Ein zweites Geſetz iſt:
man kann nicht fruͤh genug bei einem ſchlechten
Schuldner vorſprechen, der eben Tags vorher
Geld bekommen.
Es kam das gewoͤhnliche wuͤthende Heer, das
er Elſaßer immer als ein geheiltes zuruͤck ſchicken
mußte, zu rechter fruͤher Tageszeit an; und Flitte
konnte es hier wie uͤberall in der beſonders dazu ge¬
waͤhlten Audienz-Kammer empfangen, um ſol¬
chem das einzige zu geben, was er hatte, Gehoͤr.
Blos letzteres mußte wieder der Notar verſagen,
der eifrig-taub fortdichtete, waͤhrend Flitte von
weitem ſeine Schlachten ſchlug. Es lohnet der
Muͤhe, die Feldzuͤge fluͤchtig zu erzaͤhlen, welche
der Elſaßer an einem Tage that, bevor er Abends
das warme Winterquartier des Betts bezog. Der
linke Fluͤgel des taͤglich angreifenden Heeres war
aus Juden geworben; und den rechten formirten
Zimmer- und Pferde- und Buͤcher-Verleiher
und ſaͤmmtliche Profeſſioniſten des menſchlichen
Leibs und deren Fiſch-Weiber; und an der Spitze
zog als Generaliſſimus ein Mann mit einer Trat¬
te; — die offiziellen Berichte davon ſind aber fol¬
gende:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/57>, abgerufen am 01.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.