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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Flitten, der ihn fragte, ob er denn beim Henker
nicht sein Gast sei?

Aber nun hatt' er noch einen feinern Punkt,
nämlich den testatorischen Zweck seines Wohnens
zu besprechen. Er nahm folgende Wendung:
"es wird ordentlich schwer, in diesen kostbaren
"heitern Zimmern und bei Ihnen an etwas so
"Juristisches wie das Testament und dessen Haupt-
"Klausel zu denken; da ich aber meine Freude nicht
"meiner Obliegenheit gegen meine Eltern opfern
"darf: so -- darf ich eben schwerlich, sondern ich
"muß Sie um den Vorschlag dessen bitten, wor¬
"in ich etwa Fehler begehen könnte. Wahrlich,
"es wird mir schwerer, zu fragen als zu han¬
"deln." --

Der Elsaßer faßte ihn nicht sogleich mit sei¬
nen Feinheiten: "Pah, sagt' er, was ist zu sa¬
"krisiziren? Wir parliren und tanzen zusam¬
"men; das geht den alten Kabel nichts an." --
-- "Parliren und tanzen? (versetzte der vom No¬
tariat zusammengescheuchte Walt) Und zw[] bei¬
des zusammen? -- Ich kann hier nichts sagen,
als daß schon eines von beiden einen unabsehbaren

Flitten, der ihn fragte, ob er denn beim Henker
nicht ſein Gaſt ſei?

Aber nun hatt' er noch einen feinern Punkt,
naͤmlich den teſtatoriſchen Zweck ſeines Wohnens
zu beſprechen. Er nahm folgende Wendung:
„es wird ordentlich ſchwer, in dieſen koſtbaren
„heitern Zimmern und bei Ihnen an etwas ſo
„Juriſtiſches wie das Teſtament und deſſen Haupt-
„Klauſel zu denken; da ich aber meine Freude nicht
„meiner Obliegenheit gegen meine Eltern opfern
„darf: ſo — darf ich eben ſchwerlich, ſondern ich
„muß Sie um den Vorſchlag deſſen bitten, wor¬
„in ich etwa Fehler begehen koͤnnte. Wahrlich,
„es wird mir ſchwerer, zu fragen als zu han¬
„deln.“ —

Der Elſaßer faßte ihn nicht ſogleich mit ſei¬
nen Feinheiten: „Pah, ſagt' er, was iſt zu ſa¬
„kriſiziren? Wir parliren und tanzen zuſam¬
„men; das geht den alten Kabel nichts an.“ —
— „Parliren und tanzen? (verſetzte der vom No¬
tariat zuſammengeſcheuchte Walt) Und zw[] bei¬
des zuſammen? — Ich kann hier nichts ſagen,
als daß ſchon eines von beiden einen unabſehbaren

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[29/0035] Flitten, der ihn fragte, ob er denn beim Henker nicht ſein Gaſt ſei? Aber nun hatt' er noch einen feinern Punkt, naͤmlich den teſtatoriſchen Zweck ſeines Wohnens zu beſprechen. Er nahm folgende Wendung: „es wird ordentlich ſchwer, in dieſen koſtbaren „heitern Zimmern und bei Ihnen an etwas ſo „Juriſtiſches wie das Teſtament und deſſen Haupt- „Klauſel zu denken; da ich aber meine Freude nicht „meiner Obliegenheit gegen meine Eltern opfern „darf: ſo — darf ich eben ſchwerlich, ſondern ich „muß Sie um den Vorſchlag deſſen bitten, wor¬ „in ich etwa Fehler begehen koͤnnte. Wahrlich, „es wird mir ſchwerer, zu fragen als zu han¬ „deln.“ — Der Elſaßer faßte ihn nicht ſogleich mit ſei¬ nen Feinheiten: „Pah, ſagt' er, was iſt zu ſa¬ „kriſiziren? Wir parliren und tanzen zuſam¬ „men; das geht den alten Kabel nichts an.“ — — „Parliren und tanzen? (verſetzte der vom No¬ tariat zuſammengeſcheuchte Walt) Und zw_ bei¬ des zuſammen? — Ich kann hier nichts ſagen, als daß ſchon eines von beiden einen unabſehbaren

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/35>, abgerufen am 26.04.2024.