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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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dich und dein Pferd lenkte und hielte, und einen
von euch steigen oder fallen ließ? -- Nun die
sieben Erben wissen, ob ich ihnen geschadet. Ue¬
berhaupt, was sind denn die irrenden Menschen
anders, als Himmelskörper auf Erden, bei deren
täglichen und jährlichen Aberrationen und Nuta¬
tionen man nichts machen kann, als blos den
guten Zach dabei, nämlich die Zachischen Tafeln
davon. Eben so hättest du dich auch sonst hin¬
tergangen, wenn du dir geschmeichelt hättest, ich
würde dich sonderlich ausbilden und ausprägen
mit meinem Münzkopf. Ich lasse dich, wie du
warst, und gehe, wie ich kam. Auch du hast
mich nicht merklich umgemünzt, so daß ich leicht
schliesse, du bist der -- so wahren -- Meinung,
es sey im Geisterreich, so wie im Körperreich --
man trage das Fuhrmannshemde sowohl auf Re¬
douten als auf Chausseen -- das Spurfah¬
ren
verderblich.

Morgen bin ich in die freie Welt hinausge¬
zogen. Der nahe Frühling ruft mich schon ins
weite helle Leben. Spielgeld, das meine Schul¬
den bezahlt, liegt bei; -- und somit guten Tag.

dich und dein Pferd lenkte und hielte, und einen
von euch ſteigen oder fallen ließ? — Nun die
ſieben Erben wiſſen, ob ich ihnen geſchadet. Ue¬
berhaupt, was ſind denn die irrenden Menſchen
anders, als Himmelskoͤrper auf Erden, bei deren
taͤglichen und jaͤhrlichen Aberrationen und Nuta¬
tionen man nichts machen kann, als blos den
guten Zach dabei, naͤmlich die Zachiſchen Tafeln
davon. Eben ſo haͤtteſt du dich auch ſonſt hin¬
tergangen, wenn du dir geſchmeichelt haͤtteſt, ich
wuͤrde dich ſonderlich ausbilden und auspraͤgen
mit meinem Muͤnzkopf. Ich laſſe dich, wie du
warſt, und gehe, wie ich kam. Auch du haſt
mich nicht merklich umgemuͤnzt, ſo daß ich leicht
ſchlieſſe, du biſt der — ſo wahren — Meinung,
es ſey im Geiſterreich, ſo wie im Koͤrperreich —
man trage das Fuhrmannshemde ſowohl auf Re¬
douten als auf Chauſſeen — das Spurfah¬
ren
verderblich.

Morgen bin ich in die freie Welt hinausge¬
zogen. Der nahe Fruͤhling ruft mich ſchon ins
weite helle Leben. Spielgeld, das meine Schul¬
den bezahlt, liegt bei; — und ſomit guten Tag.

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[295/0301] dich und dein Pferd lenkte und hielte, und einen von euch ſteigen oder fallen ließ? — Nun die ſieben Erben wiſſen, ob ich ihnen geſchadet. Ue¬ berhaupt, was ſind denn die irrenden Menſchen anders, als Himmelskoͤrper auf Erden, bei deren taͤglichen und jaͤhrlichen Aberrationen und Nuta¬ tionen man nichts machen kann, als blos den guten Zach dabei, naͤmlich die Zachiſchen Tafeln davon. Eben ſo haͤtteſt du dich auch ſonſt hin¬ tergangen, wenn du dir geſchmeichelt haͤtteſt, ich wuͤrde dich ſonderlich ausbilden und auspraͤgen mit meinem Muͤnzkopf. Ich laſſe dich, wie du warſt, und gehe, wie ich kam. Auch du haſt mich nicht merklich umgemuͤnzt, ſo daß ich leicht ſchlieſſe, du biſt der — ſo wahren — Meinung, es ſey im Geiſterreich, ſo wie im Koͤrperreich — man trage das Fuhrmannshemde ſowohl auf Re¬ douten als auf Chauſſeen — das Spurfah¬ ren verderblich. Morgen bin ich in die freie Welt hinausge¬ zogen. Der nahe Fruͤhling ruft mich ſchon ins weite helle Leben. Spielgeld, das meine Schul¬ den bezahlt, liegt bei; — und ſomit guten Tag.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/301>, abgerufen am 06.05.2024.