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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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ging hinaus; Spes ins fünfte Kabinet; draußen
winkte sie ihm aus einer Thüre hinein. Walt
wollte den Bruder umarmen, aber dieser fuhr
nach beiden Thürschlößern: "bedenke das Ge¬
schlecht unserer Masken," und schloß zu. Er
warf seine Larve weg, und eine seltsame heiße
Wüsten-Dürre oder trockne Fieberhitze brach durch
seine Mienen und Worte. "Wenn du je Liebe
für deinen Bruder getragen -- begann er mit trock¬
ner Stimme, und nahm den Kranz ab, und lö¬
sete das Weiberkleid auf -- wenn dir die Erfül¬
lung eines innigsten Wunsches desselben etwas
gilt, dessen Wichtigkeit du 24 Stunden später er¬
fährst; -- und ist es dir unter deinen Freuden
nicht gleichgültig, ob er die kleinsten oder größten
haben soll, kurz wenn du eine seiner flehentlichsten
Bitten erhören willst: so ziehe dich aus; dies ist
die halbe; ziehe dich an, und sei die Hoffnung,
ich der Fuhrmann; dies die ganze."

"Lieber Bruder, -- antwortete Walt erschrocken
und ließ den im langen Erwarten geschöpften
Athem los -- darauf kann ich dir, wie sich von
selbst versteht, nur zur Antwort geben: mit Freuden."

ging hinaus; Spes ins fuͤnfte Kabinet; draußen
winkte ſie ihm aus einer Thuͤre hinein. Walt
wollte den Bruder umarmen, aber dieſer fuhr
nach beiden Thuͤrſchloͤßern: „bedenke das Ge¬
ſchlecht unſerer Masken,“ und ſchloß zu. Er
warf ſeine Larve weg, und eine ſeltſame heiße
Wuͤſten-Duͤrre oder trockne Fieberhitze brach durch
ſeine Mienen und Worte. „Wenn du je Liebe
fuͤr deinen Bruder getragen — begann er mit trock¬
ner Stimme, und nahm den Kranz ab, und loͤ¬
ſete das Weiberkleid auf — wenn dir die Erfuͤl¬
lung eines innigſten Wunſches deſſelben etwas
gilt, deſſen Wichtigkeit du 24 Stunden ſpaͤter er¬
faͤhrſt; — und iſt es dir unter deinen Freuden
nicht gleichguͤltig, ob er die kleinſten oder groͤßten
haben ſoll, kurz wenn du eine ſeiner flehentlichſten
Bitten erhoͤren willſt: ſo ziehe dich aus; dies iſt
die halbe; ziehe dich an, und ſei die Hoffnung,
ich der Fuhrmann; dies die ganze.“

„Lieber Bruder, — antwortete Walt erſchrocken
und ließ den im langen Erwarten geſchoͤpften
Athem los — darauf kann ich dir, wie ſich von
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[284/0290] ging hinaus; Spes ins fuͤnfte Kabinet; draußen winkte ſie ihm aus einer Thuͤre hinein. Walt wollte den Bruder umarmen, aber dieſer fuhr nach beiden Thuͤrſchloͤßern: „bedenke das Ge¬ ſchlecht unſerer Masken,“ und ſchloß zu. Er warf ſeine Larve weg, und eine ſeltſame heiße Wuͤſten-Duͤrre oder trockne Fieberhitze brach durch ſeine Mienen und Worte. „Wenn du je Liebe fuͤr deinen Bruder getragen — begann er mit trock¬ ner Stimme, und nahm den Kranz ab, und loͤ¬ ſete das Weiberkleid auf — wenn dir die Erfuͤl¬ lung eines innigſten Wunſches deſſelben etwas gilt, deſſen Wichtigkeit du 24 Stunden ſpaͤter er¬ faͤhrſt; — und iſt es dir unter deinen Freuden nicht gleichguͤltig, ob er die kleinſten oder groͤßten haben ſoll, kurz wenn du eine ſeiner flehentlichſten Bitten erhoͤren willſt: ſo ziehe dich aus; dies iſt die halbe; ziehe dich an, und ſei die Hoffnung, ich der Fuhrmann; dies die ganze.“ „Lieber Bruder, — antwortete Walt erſchrocken und ließ den im langen Erwarten geſchoͤpften Athem los — darauf kann ich dir, wie ſich von ſelbſt verſteht, nur zur Antwort geben: mit Freuden.“

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/290>, abgerufen am 25.11.2024.