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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Sinne, worin Sie es wahrscheinlich meinen.
Wahrlich, ich thät' es kühn aus Liebe gegen Sie.
Schon jetzt schmerzen Sie mich. Sie haben mei¬
nen Morgen gestört, und meine Raphaela wird
mich nicht froh genug finden."

Vult zog, schon ehe sie die letzten Worte sag¬
te, die Flötenstücke heraus, setzte sie zusammen,
und gab, nur einen Blick hinwerfend, ein stum¬
mes Zeichen anzufangen. Sie begann mit erstick¬
ter Stimme, eine kurze Zeit darauf mehr forte,
aber bald ordentlich.

Walt durchschnitt den Hauptgang unten hin
und her, um beiden nachzublicken, bis sie ihm ferne
in den Mondschimmer wie zergingen. Endlich
hörte er den wunderbaren Gruß-Gesang an die
Schlafende, seine eigenen Worte, aus der Däm¬
mer-Ferne, und sein Herz in eine fremde Brust
versetzt, wie es der armen Schläferin droben, an
die selber er bisher gerade am wenigsten ge¬
dacht, die Worte sagt: "erwache froh, gelieb¬
tes Herz!" -- Er sah deshalb aufrichtig mit
Glückwünschen an ihr Fenster hinauf, um sich
zu entschuldigen, und wünscht' ihr alles, was

Sinne, worin Sie es wahrſcheinlich meinen.
Wahrlich, ich thaͤt' es kuͤhn aus Liebe gegen Sie.
Schon jetzt ſchmerzen Sie mich. Sie haben mei¬
nen Morgen geſtoͤrt, und meine Raphaela wird
mich nicht froh genug finden.”

Vult zog, ſchon ehe ſie die letzten Worte ſag¬
te, die Floͤtenſtuͤcke heraus, ſetzte ſie zuſammen,
und gab, nur einen Blick hinwerfend, ein ſtum¬
mes Zeichen anzufangen. Sie begann mit erſtick¬
ter Stimme, eine kurze Zeit darauf mehr forte,
aber bald ordentlich.

Walt durchſchnitt den Hauptgang unten hin
und her, um beiden nachzublicken, bis ſie ihm ferne
in den Mondſchimmer wie zergingen. Endlich
hoͤrte er den wunderbaren Gruß-Geſang an die
Schlafende, ſeine eigenen Worte, aus der Daͤm¬
mer-Ferne, und ſein Herz in eine fremde Bruſt
verſetzt, wie es der armen Schlaͤferin droben, an
die ſelber er bisher gerade am wenigſten ge¬
dacht, die Worte ſagt: „erwache froh, gelieb¬
tes Herz!” — Er ſah deshalb aufrichtig mit
Gluͤckwuͤnſchen an ihr Fenſter hinauf, um ſich
zu entſchuldigen, und wuͤnſcht' ihr alles, was

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[255/0261] Sinne, worin Sie es wahrſcheinlich meinen. Wahrlich, ich thaͤt' es kuͤhn aus Liebe gegen Sie. Schon jetzt ſchmerzen Sie mich. Sie haben mei¬ nen Morgen geſtoͤrt, und meine Raphaela wird mich nicht froh genug finden.” Vult zog, ſchon ehe ſie die letzten Worte ſag¬ te, die Floͤtenſtuͤcke heraus, ſetzte ſie zuſammen, und gab, nur einen Blick hinwerfend, ein ſtum¬ mes Zeichen anzufangen. Sie begann mit erſtick¬ ter Stimme, eine kurze Zeit darauf mehr forte, aber bald ordentlich. Walt durchſchnitt den Hauptgang unten hin und her, um beiden nachzublicken, bis ſie ihm ferne in den Mondſchimmer wie zergingen. Endlich hoͤrte er den wunderbaren Gruß-Geſang an die Schlafende, ſeine eigenen Worte, aus der Daͤm¬ mer-Ferne, und ſein Herz in eine fremde Bruſt verſetzt, wie es der armen Schlaͤferin droben, an die ſelber er bisher gerade am wenigſten ge¬ dacht, die Worte ſagt: „erwache froh, gelieb¬ tes Herz!” — Er ſah deshalb aufrichtig mit Gluͤckwuͤnſchen an ihr Fenſter hinauf, um ſich zu entſchuldigen, und wuͤnſcht' ihr alles, was

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/261>, abgerufen am 22.11.2024.