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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Hofnung, daß unter so vielen Wünschen wenig¬
stens einer von so vielen Freundinnen Wina's
werde gekauft werden, für diese. "O wohl zehn!"
sagt' er.

So kam Weihnachten heran und gieng vor¬
über, ohne daß aus der Asche der Kindheit die
gewöhnlichen schillernden Phönixe aufstiegen --
da die Neujahrs-Nacht ihnen zu nahe vorglänz¬
te -- und diese brach endlich mit ihrer Abend-
Aurora an, die noch dem alten Jahre gehörte.

Noch Abends beim Schimmer des Hesperus,
oder sonst eines Sterns, verflucht' es Vult von
neuem, daß er nichts weiter hatte, als die schön¬
ste Gelegenheit, aber kein Geld, Nachts den ga¬
lantesten Mann von Welt bei den Jungfrauen
zu spielen: "ich wollte, ich wäre wie schlechtere
Musici mit dem Bettelorden der Neujahrsfahrer
umhergeschifft, und hätte wenigstens mir so viel
erbettelt, um den Reichen zu machen," sagt' er.
Sobald Engelberta ihn auf 4 Uhr Morgens in
die große gelbe Stube mit dem Bewußten bestell¬
te: so gieng er Nachts mit Walt freudeglühend
in das Weinhaus, wo er als ein alter Haus¬

Hofnung, daß unter ſo vielen Wuͤnſchen wenig¬
ſtens einer von ſo vielen Freundinnen Wina's
werde gekauft werden, fuͤr dieſe. „O wohl zehn!“
ſagt' er.

So kam Weihnachten heran und gieng vor¬
uͤber, ohne daß aus der Aſche der Kindheit die
gewoͤhnlichen ſchillernden Phoͤnixe aufſtiegen —
da die Neujahrs-Nacht ihnen zu nahe vorglaͤnz¬
te — und dieſe brach endlich mit ihrer Abend-
Aurora an, die noch dem alten Jahre gehoͤrte.

Noch Abends beim Schimmer des Hesperus,
oder ſonſt eines Sterns, verflucht' es Vult von
neuem, daß er nichts weiter hatte, als die ſchoͤn¬
ſte Gelegenheit, aber kein Geld, Nachts den ga¬
lanteſten Mann von Welt bei den Jungfrauen
zu ſpielen: „ich wollte, ich waͤre wie ſchlechtere
Muſici mit dem Bettelorden der Neujahrsfahrer
umhergeſchifft, und haͤtte wenigſtens mir ſo viel
erbettelt, um den Reichen zu machen,“ ſagt' er.
Sobald Engelberta ihn auf 4 Uhr Morgens in
die große gelbe Stube mit dem Bewußten beſtell¬
te: ſo gieng er Nachts mit Walt freudegluͤhend
in das Weinhaus, wo er als ein alter Haus¬

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[246/0252] Hofnung, daß unter ſo vielen Wuͤnſchen wenig¬ ſtens einer von ſo vielen Freundinnen Wina's werde gekauft werden, fuͤr dieſe. „O wohl zehn!“ ſagt' er. So kam Weihnachten heran und gieng vor¬ uͤber, ohne daß aus der Aſche der Kindheit die gewoͤhnlichen ſchillernden Phoͤnixe aufſtiegen — da die Neujahrs-Nacht ihnen zu nahe vorglaͤnz¬ te — und dieſe brach endlich mit ihrer Abend- Aurora an, die noch dem alten Jahre gehoͤrte. Noch Abends beim Schimmer des Hesperus, oder ſonſt eines Sterns, verflucht' es Vult von neuem, daß er nichts weiter hatte, als die ſchoͤn¬ ſte Gelegenheit, aber kein Geld, Nachts den ga¬ lanteſten Mann von Welt bei den Jungfrauen zu ſpielen: „ich wollte, ich waͤre wie ſchlechtere Muſici mit dem Bettelorden der Neujahrsfahrer umhergeſchifft, und haͤtte wenigſtens mir ſo viel erbettelt, um den Reichen zu machen,“ ſagt' er. Sobald Engelberta ihn auf 4 Uhr Morgens in die große gelbe Stube mit dem Bewußten beſtell¬ te: ſo gieng er Nachts mit Walt freudegluͤhend in das Weinhaus, wo er als ein alter Haus¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/252>, abgerufen am 25.11.2024.