Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

lagerten, verdrüßlich nach und er erstaunte nun
erst, daß er Wina liebe, und ihren Morgenblick
aufbewahre. Sein Glück blühte als eine nackte
Blumenkrone auf einem entblätterten Stiel. Spät
kam er nach seinem Erinnern an frühestes Vor¬
fordern in das alte Schreibstübchen; und später
der General.

"Innigst -- so spann Walt, nahe an ihn
tretend, die Unterredung an, um sie dem andern
nach den Gesetzen der Lebensart zu erleichtern --
wünsch' ich Ihnen Glück zum Glück der Wieder¬
kunst, wie damals in Rosenhof zur Abreise, wenn
Sie sich dieser Kleinigkeit noch entsinnen. Mög'
Ihnen Leipzig ein fortgesetzter Spaziergang gewe¬
sen seyn!" -- "Sehr verbunden!" (sagte Za¬
blocki) Sie verpflichten mich, wenn Sie heute
die bewußten Briefe zu Ende kopiren und mir Ih¬
ren Tag weihen." -- "Welchen nicht? -- War
Ihr dreifaches Glück -- verzeihen Sie die kecke Fra¬
ge -- nicht, wie ich hoffe, der Jahrszeit ungleich?"
fragt' er.

"Für die späte Jahrszeit war das Wetter
gut genug." versetzte Zablocki.

lagerten, verdruͤßlich nach und er erſtaunte nun
erſt, daß er Wina liebe, und ihren Morgenblick
aufbewahre. Sein Gluͤck bluͤhte als eine nackte
Blumenkrone auf einem entblaͤtterten Stiel. Spaͤt
kam er nach ſeinem Erinnern an fruͤheſtes Vor¬
fordern in das alte Schreibſtuͤbchen; und ſpaͤter
der General.

„Innigſt — ſo ſpann Walt, nahe an ihn
tretend, die Unterredung an, um ſie dem andern
nach den Geſetzen der Lebensart zu erleichtern —
wuͤnſch' ich Ihnen Gluͤck zum Gluͤck der Wieder¬
kunſt, wie damals in Roſenhof zur Abreiſe, wenn
Sie ſich dieſer Kleinigkeit noch entſinnen. Moͤg'
Ihnen Leipzig ein fortgeſetzter Spaziergang gewe¬
ſen ſeyn!“ — „Sehr verbunden!“ (ſagte Za¬
blocki) Sie verpflichten mich, wenn Sie heute
die bewußten Briefe zu Ende kopiren und mir Ih¬
ren Tag weihen.“ — „Welchen nicht? — War
Ihr dreifaches Gluͤck — verzeihen Sie die kecke Fra¬
ge — nicht, wie ich hoffe, der Jahrszeit ungleich?“
fragt' er.

„Fuͤr die ſpaͤte Jahrszeit war das Wetter
gut genug.“ verſetzte Zablocki.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0208" n="202"/>
lagerten, verdru&#x0364;ßlich nach und er er&#x017F;taunte nun<lb/>
er&#x017F;t, daß er Wina liebe, und ihren Morgenblick<lb/>
aufbewahre. Sein Glu&#x0364;ck blu&#x0364;hte als eine nackte<lb/>
Blumenkrone auf einem entbla&#x0364;tterten Stiel. Spa&#x0364;t<lb/>
kam er nach &#x017F;einem Erinnern an fru&#x0364;he&#x017F;tes Vor¬<lb/>
fordern in das alte Schreib&#x017F;tu&#x0364;bchen; und &#x017F;pa&#x0364;ter<lb/>
der General.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Innig&#x017F;t &#x2014; &#x017F;o &#x017F;pann Walt, nahe an ihn<lb/>
tretend, die Unterredung an, um &#x017F;ie dem andern<lb/>
nach den Ge&#x017F;etzen der Lebensart zu erleichtern &#x2014;<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;ch' ich Ihnen Glu&#x0364;ck zum Glu&#x0364;ck der Wieder¬<lb/>
kun&#x017F;t, wie damals in Ro&#x017F;enhof zur Abrei&#x017F;e, wenn<lb/>
Sie &#x017F;ich die&#x017F;er Kleinigkeit noch ent&#x017F;innen. Mo&#x0364;g'<lb/>
Ihnen Leipzig ein fortge&#x017F;etzter Spaziergang gewe¬<lb/>
&#x017F;en &#x017F;eyn!&#x201C; &#x2014; &#x201E;Sehr verbunden!&#x201C; (&#x017F;agte Za¬<lb/>
blocki) Sie verpflichten mich, wenn Sie heute<lb/>
die bewußten Briefe zu Ende kopiren und mir Ih¬<lb/>
ren Tag weihen.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Welchen nicht? &#x2014; War<lb/>
Ihr dreifaches Glu&#x0364;ck &#x2014; verzeihen Sie die kecke Fra¬<lb/>
ge &#x2014; nicht, wie ich hoffe, der Jahrszeit ungleich?&#x201C;<lb/>
fragt' er.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Fu&#x0364;r die &#x017F;pa&#x0364;te Jahrszeit war das Wetter<lb/>
gut genug.&#x201C; ver&#x017F;etzte Zablocki.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0208] lagerten, verdruͤßlich nach und er erſtaunte nun erſt, daß er Wina liebe, und ihren Morgenblick aufbewahre. Sein Gluͤck bluͤhte als eine nackte Blumenkrone auf einem entblaͤtterten Stiel. Spaͤt kam er nach ſeinem Erinnern an fruͤheſtes Vor¬ fordern in das alte Schreibſtuͤbchen; und ſpaͤter der General. „Innigſt — ſo ſpann Walt, nahe an ihn tretend, die Unterredung an, um ſie dem andern nach den Geſetzen der Lebensart zu erleichtern — wuͤnſch' ich Ihnen Gluͤck zum Gluͤck der Wieder¬ kunſt, wie damals in Roſenhof zur Abreiſe, wenn Sie ſich dieſer Kleinigkeit noch entſinnen. Moͤg' Ihnen Leipzig ein fortgeſetzter Spaziergang gewe¬ ſen ſeyn!“ — „Sehr verbunden!“ (ſagte Za¬ blocki) Sie verpflichten mich, wenn Sie heute die bewußten Briefe zu Ende kopiren und mir Ih¬ ren Tag weihen.“ — „Welchen nicht? — War Ihr dreifaches Gluͤck — verzeihen Sie die kecke Fra¬ ge — nicht, wie ich hoffe, der Jahrszeit ungleich?“ fragt' er. „Fuͤr die ſpaͤte Jahrszeit war das Wetter gut genug.“ verſetzte Zablocki.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/208
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/208>, abgerufen am 04.05.2024.