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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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lagerten, verdrüßlich nach und er erstaunte nun
erst, daß er Wina liebe, und ihren Morgenblick
aufbewahre. Sein Glück blühte als eine nackte
Blumenkrone auf einem entblätterten Stiel. Spät
kam er nach seinem Erinnern an frühestes Vor¬
fordern in das alte Schreibstübchen; und später
der General.

"Innigst -- so spann Walt, nahe an ihn
tretend, die Unterredung an, um sie dem andern
nach den Gesetzen der Lebensart zu erleichtern --
wünsch' ich Ihnen Glück zum Glück der Wieder¬
kunst, wie damals in Rosenhof zur Abreise, wenn
Sie sich dieser Kleinigkeit noch entsinnen. Mög'
Ihnen Leipzig ein fortgesetzter Spaziergang gewe¬
sen seyn!" -- "Sehr verbunden!" (sagte Za¬
blocki) Sie verpflichten mich, wenn Sie heute
die bewußten Briefe zu Ende kopiren und mir Ih¬
ren Tag weihen." -- "Welchen nicht? -- War
Ihr dreifaches Glück -- verzeihen Sie die kecke Fra¬
ge -- nicht, wie ich hoffe, der Jahrszeit ungleich?"
fragt' er.

"Für die späte Jahrszeit war das Wetter
gut genug." versetzte Zablocki.

lagerten, verdruͤßlich nach und er erſtaunte nun
erſt, daß er Wina liebe, und ihren Morgenblick
aufbewahre. Sein Gluͤck bluͤhte als eine nackte
Blumenkrone auf einem entblaͤtterten Stiel. Spaͤt
kam er nach ſeinem Erinnern an fruͤheſtes Vor¬
fordern in das alte Schreibſtuͤbchen; und ſpaͤter
der General.

„Innigſt — ſo ſpann Walt, nahe an ihn
tretend, die Unterredung an, um ſie dem andern
nach den Geſetzen der Lebensart zu erleichtern —
wuͤnſch' ich Ihnen Gluͤck zum Gluͤck der Wieder¬
kunſt, wie damals in Roſenhof zur Abreiſe, wenn
Sie ſich dieſer Kleinigkeit noch entſinnen. Moͤg'
Ihnen Leipzig ein fortgeſetzter Spaziergang gewe¬
ſen ſeyn!“ — „Sehr verbunden!“ (ſagte Za¬
blocki) Sie verpflichten mich, wenn Sie heute
die bewußten Briefe zu Ende kopiren und mir Ih¬
ren Tag weihen.“ — „Welchen nicht? — War
Ihr dreifaches Gluͤck — verzeihen Sie die kecke Fra¬
ge — nicht, wie ich hoffe, der Jahrszeit ungleich?“
fragt' er.

„Fuͤr die ſpaͤte Jahrszeit war das Wetter
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[202/0208] lagerten, verdruͤßlich nach und er erſtaunte nun erſt, daß er Wina liebe, und ihren Morgenblick aufbewahre. Sein Gluͤck bluͤhte als eine nackte Blumenkrone auf einem entblaͤtterten Stiel. Spaͤt kam er nach ſeinem Erinnern an fruͤheſtes Vor¬ fordern in das alte Schreibſtuͤbchen; und ſpaͤter der General. „Innigſt — ſo ſpann Walt, nahe an ihn tretend, die Unterredung an, um ſie dem andern nach den Geſetzen der Lebensart zu erleichtern — wuͤnſch' ich Ihnen Gluͤck zum Gluͤck der Wieder¬ kunſt, wie damals in Roſenhof zur Abreiſe, wenn Sie ſich dieſer Kleinigkeit noch entſinnen. Moͤg' Ihnen Leipzig ein fortgeſetzter Spaziergang gewe¬ ſen ſeyn!“ — „Sehr verbunden!“ (ſagte Za¬ blocki) Sie verpflichten mich, wenn Sie heute die bewußten Briefe zu Ende kopiren und mir Ih¬ ren Tag weihen.“ — „Welchen nicht? — War Ihr dreifaches Gluͤck — verzeihen Sie die kecke Fra¬ ge — nicht, wie ich hoffe, der Jahrszeit ungleich?“ fragt' er. „Fuͤr die ſpaͤte Jahrszeit war das Wetter gut genug.“ verſetzte Zablocki.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/208>, abgerufen am 27.11.2024.