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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Fast alles ist gegen einen Geist eher erlaubt, weil
er gegen alles sich wehren kann, nur keine Lüge,
welche ihn wie ein altrömischer Henker die un¬
mannbare Jungfrau in der Form der innigsten
Vereinigung schänden und hinrichten will.

Schauest du also so sehr spitzbübisch und ehr¬
vergessen in dieses Journal: so erfährst du hier
nach dem vorigen Doppel-Punkt, daß ich ein
Narr bin, und eine Närrin will, mit Einem
Wort, daß ich eben ein Fenster von dir, -- wie
zu einer Hinrichtung Damiens um vieles Geld
-- gemiethet, blos um aus dem Fenster mich
selber hinzurichten, nämlich hinunter zu sehen in
den Neupeterschen Park, wenn Wina, in die
ich mich vergafft habe, zufällig mit deiner Ra¬
phaela lustwandelt. Ich freue mich darauf, wie
wir beide an unsern Fenstern stehen und hinab¬
schmachten und lächerlich seyn werden. Nichts
ist komischer als ein Paar Paare Verliebter; noch
mehr wär' es ganzer rechter und ein linker Flügel,
der seufzend einander gegen über stände; -- hin¬
gegen eine ganze Landsmannschaft von Freunden
sähe nur desto edler aus.

Faſt alles iſt gegen einen Geiſt eher erlaubt, weil
er gegen alles ſich wehren kann, nur keine Luͤge,
welche ihn wie ein altroͤmiſcher Henker die un¬
mannbare Jungfrau in der Form der innigſten
Vereinigung ſchaͤnden und hinrichten will.

Schaueſt du alſo ſo ſehr ſpitzbuͤbiſch und ehr¬
vergeſſen in dieſes Journal: ſo erfaͤhrſt du hier
nach dem vorigen Doppel-Punkt, daß ich ein
Narr bin, und eine Naͤrrin will, mit Einem
Wort, daß ich eben ein Fenſter von dir, — wie
zu einer Hinrichtung Damiens um vieles Geld
— gemiethet, blos um aus dem Fenſter mich
ſelber hinzurichten, naͤmlich hinunter zu ſehen in
den Neupeterſchen Park, wenn Wina, in die
ich mich vergafft habe, zufaͤllig mit deiner Ra¬
phaela luſtwandelt. Ich freue mich darauf, wie
wir beide an unſern Fenſtern ſtehen und hinab¬
ſchmachten und laͤcherlich ſeyn werden. Nichts
iſt komiſcher als ein Paar Paare Verliebter; noch
mehr waͤr' es ganzer rechter und ein linker Fluͤgel,
der ſeufzend einander gegen uͤber ſtaͤnde; — hin¬
gegen eine ganze Landsmannſchaft von Freunden
ſaͤhe nur deſto edler aus.

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[132/0138] Faſt alles iſt gegen einen Geiſt eher erlaubt, weil er gegen alles ſich wehren kann, nur keine Luͤge, welche ihn wie ein altroͤmiſcher Henker die un¬ mannbare Jungfrau in der Form der innigſten Vereinigung ſchaͤnden und hinrichten will. Schaueſt du alſo ſo ſehr ſpitzbuͤbiſch und ehr¬ vergeſſen in dieſes Journal: ſo erfaͤhrſt du hier nach dem vorigen Doppel-Punkt, daß ich ein Narr bin, und eine Naͤrrin will, mit Einem Wort, daß ich eben ein Fenſter von dir, — wie zu einer Hinrichtung Damiens um vieles Geld — gemiethet, blos um aus dem Fenſter mich ſelber hinzurichten, naͤmlich hinunter zu ſehen in den Neupeterſchen Park, wenn Wina, in die ich mich vergafft habe, zufaͤllig mit deiner Ra¬ phaela luſtwandelt. Ich freue mich darauf, wie wir beide an unſern Fenſtern ſtehen und hinab¬ ſchmachten und laͤcherlich ſeyn werden. Nichts iſt komiſcher als ein Paar Paare Verliebter; noch mehr waͤr' es ganzer rechter und ein linker Fluͤgel, der ſeufzend einander gegen uͤber ſtaͤnde; — hin¬ gegen eine ganze Landsmannſchaft von Freunden ſaͤhe nur deſto edler aus.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/138>, abgerufen am 27.11.2024.