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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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wieder in den Verschlag und half ihm sein Haus-
oder Stubengeräthe ordnen. Er war so hülf-fer¬
tig, so freundlich-thätig, er wollte dem Bruder
so viel Plaz aufdringen samt Fenster-Licht und
Möbeln, daß Vult heimlich sich einen Narren
schalt, daß er ihm den eigensinnigen Widerstand
in der Flittischen Wechselsache zu hart nachgetra¬
gen. Walt hingegen stellte seiner Seits wieder
heimlich den Flötenspieler ins größte Glanzlicht,
dafür daß er ihm zu Liebe den Widerwillen gegen
Raphaela ersticke; und nahm sich vor, alle schö¬
nen Züge desselben unbemerkt aufzuschreiben, um
sie als Rezepte nachzulesen, wenn er wieder knur¬
ren wolle. Die Gütergemeinschaft und Stuben-
Verbrüderung wurde auf die hellsten Gränzverträ¬
ge zurückgebracht, damit man am Morgen gleich
anfangen könnte, beisammen zu seyn. Schön be¬
merkte Vult, man müsse innerlich dem Zorne recht
viel Plaz machen, damit er sich abtobe und todt
renne an den Gehirnwänden; dann werde ja dem
Menschen nichts leichter als mit dem gestorbenen
Wolf im Herzen ein weiches Lamm zu seyn aussen

wieder in den Verſchlag und half ihm ſein Haus-
oder Stubengeraͤthe ordnen. Er war ſo huͤlf-fer¬
tig, ſo freundlich-thaͤtig, er wollte dem Bruder
ſo viel Plaz aufdringen ſamt Fenſter-Licht und
Moͤbeln, daß Vult heimlich ſich einen Narren
ſchalt, daß er ihm den eigenſinnigen Widerſtand
in der Flittiſchen Wechſelſache zu hart nachgetra¬
gen. Walt hingegen ſtellte ſeiner Seits wieder
heimlich den Floͤtenſpieler ins groͤßte Glanzlicht,
dafuͤr daß er ihm zu Liebe den Widerwillen gegen
Raphaela erſticke; und nahm ſich vor, alle ſchoͤ¬
nen Zuͤge deſſelben unbemerkt aufzuſchreiben, um
ſie als Rezepte nachzuleſen, wenn er wieder knur¬
ren wolle. Die Guͤtergemeinſchaft und Stuben-
Verbruͤderung wurde auf die hellſten Graͤnzvertraͤ¬
ge zuruͤckgebracht, damit man am Morgen gleich
anfangen koͤnnte, beiſammen zu ſeyn. Schoͤn be¬
merkte Vult, man muͤſſe innerlich dem Zorne recht
viel Plaz machen, damit er ſich abtobe und todt
renne an den Gehirnwaͤnden; dann werde ja dem
Menſchen nichts leichter als mit dem geſtorbenen
Wolf im Herzen ein weiches Lamm zu ſeyn auſſen

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[121/0127] wieder in den Verſchlag und half ihm ſein Haus- oder Stubengeraͤthe ordnen. Er war ſo huͤlf-fer¬ tig, ſo freundlich-thaͤtig, er wollte dem Bruder ſo viel Plaz aufdringen ſamt Fenſter-Licht und Moͤbeln, daß Vult heimlich ſich einen Narren ſchalt, daß er ihm den eigenſinnigen Widerſtand in der Flittiſchen Wechſelſache zu hart nachgetra¬ gen. Walt hingegen ſtellte ſeiner Seits wieder heimlich den Floͤtenſpieler ins groͤßte Glanzlicht, dafuͤr daß er ihm zu Liebe den Widerwillen gegen Raphaela erſticke; und nahm ſich vor, alle ſchoͤ¬ nen Zuͤge deſſelben unbemerkt aufzuſchreiben, um ſie als Rezepte nachzuleſen, wenn er wieder knur¬ ren wolle. Die Guͤtergemeinſchaft und Stuben- Verbruͤderung wurde auf die hellſten Graͤnzvertraͤ¬ ge zuruͤckgebracht, damit man am Morgen gleich anfangen koͤnnte, beiſammen zu ſeyn. Schoͤn be¬ merkte Vult, man muͤſſe innerlich dem Zorne recht viel Plaz machen, damit er ſich abtobe und todt renne an den Gehirnwaͤnden; dann werde ja dem Menſchen nichts leichter als mit dem geſtorbenen Wolf im Herzen ein weiches Lamm zu ſeyn auſſen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/127>, abgerufen am 23.11.2024.