Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.Wasserwerke sind noch früher angelegt als die Berg¬ Kurz, Rührung wird gegenwärtig nicht ver¬ Ich schliesse diese Zeilen ungern; aber der Oh¬ Flegeljahre III. Bd. 15
Waſſerwerke ſind noch fruͤher angelegt als die Berg¬ Kurz, Ruͤhrung wird gegenwaͤrtig nicht ver¬ Ich ſchlieſſe dieſe Zeilen ungern; aber der Oh¬ Flegeljahre III. Bd. 15
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0233" n="225"/> Waſſerwerke ſind noch fruͤher angelegt als die Berg¬<lb/> werke, welche davon auszutroknen ſind — wie<lb/> in Schmelz-Huͤtten, iſt in die Seelenſchmelz-<lb/> Huͤtten, in die Romane, einen Tropfen Waſſer<lb/> zu bringen ſtreng verboten, weil ein Tropfe das<lb/> Gluth- und Flus-Kupfer zertruͤmmernd auftreibt<lb/> — der Menſch faͤngt uͤberhaupt an, und zwar<lb/> bei den Thraͤnen (nach Hirſchen und Krokodillen<lb/> zu ſchlieſſen), das Thieriſche abzulegen, und das<lb/> Menſchliche anzunehmen, wo man bei den La¬<lb/> chen anfaͤngt, ſo daß jezt eine poetiſche Zaube¬<lb/> rin, wie ſonſt eine proſaiſche Hexe, daran eben<lb/> erkannt wird, daß ſie nicht weinen kann.</p><lb/> <p>Kurz, Ruͤhrung wird gegenwaͤrtig nicht ver¬<lb/> ſtattet — leichter eine Ruͤckenmarksduͤrre als eine<lb/> Augenwaſſerſucht; — und wir Autoren geſtehen<lb/> es uns manchmal unter einander heimlich in Brie¬<lb/> fen, wie erbaͤrmlich wir uns oft wenden und winden,<lb/> damit wir bei Ruͤhr-Anlaͤſſen (wir muͤſſen ſelber<lb/> daruͤber lachen) keinen Tropfen fahren laſſen.</p><lb/> <p>Ich ſchlieſſe dieſe Zeilen ungern; aber der Oh¬<lb/> nehoſen Sehuſter ſteht hinter dem Kopiſten, <hi rendition="#g">Hal¬<lb/> ter</hi>, ſchon geſtiefelt und wartet auf die Kopie der¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Flegeljahre <hi rendition="#aq">III</hi>. Bd. 15<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [225/0233]
Waſſerwerke ſind noch fruͤher angelegt als die Berg¬
werke, welche davon auszutroknen ſind — wie
in Schmelz-Huͤtten, iſt in die Seelenſchmelz-
Huͤtten, in die Romane, einen Tropfen Waſſer
zu bringen ſtreng verboten, weil ein Tropfe das
Gluth- und Flus-Kupfer zertruͤmmernd auftreibt
— der Menſch faͤngt uͤberhaupt an, und zwar
bei den Thraͤnen (nach Hirſchen und Krokodillen
zu ſchlieſſen), das Thieriſche abzulegen, und das
Menſchliche anzunehmen, wo man bei den La¬
chen anfaͤngt, ſo daß jezt eine poetiſche Zaube¬
rin, wie ſonſt eine proſaiſche Hexe, daran eben
erkannt wird, daß ſie nicht weinen kann.
Kurz, Ruͤhrung wird gegenwaͤrtig nicht ver¬
ſtattet — leichter eine Ruͤckenmarksduͤrre als eine
Augenwaſſerſucht; — und wir Autoren geſtehen
es uns manchmal unter einander heimlich in Brie¬
fen, wie erbaͤrmlich wir uns oft wenden und winden,
damit wir bei Ruͤhr-Anlaͤſſen (wir muͤſſen ſelber
daruͤber lachen) keinen Tropfen fahren laſſen.
Ich ſchlieſſe dieſe Zeilen ungern; aber der Oh¬
nehoſen Sehuſter ſteht hinter dem Kopiſten, Hal¬
ter, ſchon geſtiefelt und wartet auf die Kopie der¬
Flegeljahre III. Bd. 15
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