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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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solchen Abend nicht seelig war, wo sich die bis¬
her betrübte Jungfrau erheiterte, und sich die
Sonne gleichsam wie eine liebe warme Schwester-
Hand an das Herz drückte, das bisher oft
in mancher kalten dunkeln Stunde schwer ge¬
schlagen.

"Hätt' er nur kein Ende, der Abend,
wünschte Walt, und keine Breite, die Rosana,
-- oder man beschifte wenigstens ihre Länge, fort
und fort, bis man mit ihr ins Meer ver¬
schwämme, und darin untergienge mit der
Sonne."

Eben war die Sonne über dem Strome
untergegangen. Langsam wandte Wina das Au¬
ge ab und nach der Erde, es fiel zufällig auf
den Notar. Er wollte einen Gruß voll Vereh¬
rungen spät in den Wagen werfen, aber die
Fähre schoß heftig vom Ufer zurück, und zer¬
stieß das wenige, was er zusammen gebauet.

Der Wagen fuhr bedächtlich ans Land. Walt
gab an 4 Groschen Fährgeld: "für wen noch?"
fragten die Fährleute. "Für wer will" versezte
Walt; darauf sprangen, ohne zu fragen und zu

ſolchen Abend nicht ſeelig war, wo ſich die bis¬
her betruͤbte Jungfrau erheiterte, und ſich die
Sonne gleichſam wie eine liebe warme Schweſter-
Hand an das Herz druͤckte, das bisher oft
in mancher kalten dunkeln Stunde ſchwer ge¬
ſchlagen.

„Haͤtt' er nur kein Ende, der Abend,
wuͤnſchte Walt, und keine Breite, die Roſana,
— oder man beſchifte wenigſtens ihre Laͤnge, fort
und fort, bis man mit ihr ins Meer ver¬
ſchwaͤmme, und darin untergienge mit der
Sonne.“

Eben war die Sonne uͤber dem Strome
untergegangen. Langſam wandte Wina das Au¬
ge ab und nach der Erde, es fiel zufaͤllig auf
den Notar. Er wollte einen Gruß voll Vereh¬
rungen ſpaͤt in den Wagen werfen, aber die
Faͤhre ſchoß heftig vom Ufer zuruͤck, und zer¬
ſtieß das wenige, was er zuſammen gebauet.

Der Wagen fuhr bedaͤchtlich ans Land. Walt
gab an 4 Groſchen Faͤhrgeld: „fuͤr wen noch?“
fragten die Faͤhrleute. „Fuͤr wer will“ verſezte
Walt; darauf ſprangen, ohne zu fragen und zu

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[164/0172] ſolchen Abend nicht ſeelig war, wo ſich die bis¬ her betruͤbte Jungfrau erheiterte, und ſich die Sonne gleichſam wie eine liebe warme Schweſter- Hand an das Herz druͤckte, das bisher oft in mancher kalten dunkeln Stunde ſchwer ge¬ ſchlagen. „Haͤtt' er nur kein Ende, der Abend, wuͤnſchte Walt, und keine Breite, die Roſana, — oder man beſchifte wenigſtens ihre Laͤnge, fort und fort, bis man mit ihr ins Meer ver¬ ſchwaͤmme, und darin untergienge mit der Sonne.“ Eben war die Sonne uͤber dem Strome untergegangen. Langſam wandte Wina das Au¬ ge ab und nach der Erde, es fiel zufaͤllig auf den Notar. Er wollte einen Gruß voll Vereh¬ rungen ſpaͤt in den Wagen werfen, aber die Faͤhre ſchoß heftig vom Ufer zuruͤck, und zer¬ ſtieß das wenige, was er zuſammen gebauet. Der Wagen fuhr bedaͤchtlich ans Land. Walt gab an 4 Groſchen Faͤhrgeld: „fuͤr wen noch?“ fragten die Faͤhrleute. „Fuͤr wer will“ verſezte Walt; darauf ſprangen, ohne zu fragen und zu

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/172>, abgerufen am 24.11.2024.