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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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die ganze Woche, Tag aus Tag ein, im Ban¬
quet und Pikenik der feinsten, reizendsten Ideen
und Gerichte aus allen Weltaltern und Welt¬
theilen schwelgen, bilden sich gar zu leicht ein,
daß der Welt- und Geschäftsmann verdrüslich
und trocken bei ihnen werde, wenn sie ihn nicht
immer heiß und fett mit Ideen übergießen am
Bratenwender des Gesprächs, indeß der Ge¬
schäftsmann schon zufrieden gestellt wäre, wenn
er säße, und der Weltmann, wenn er am Fen¬
ster stände, oder vernähme, daß die Markgräfin
gestern bei Tafel unmäßig genießet und daß der
Baron von Kleinschwager, dessen Namen er gar
nie gehört, diesen Morgen blos durchpaßirt, oh¬
ne anzuhalten. Gelehrten kann das schwerlich
zu oft vorgestellt werden; sie ziehen sonst immer
einen Proviant-Wagen für die Gesellschaft mit
mehreren oder wenigern Gedanken nach oder gar
mit Witz. Rechte gewöhnliche und doch befrie¬
digende Unterhaltung ist allgemein unter den
Menschen die, daß einer das sagt, was der
andere schon weiß, worauf dieser aber etwas
versezt, was jener auch weiß, so daß jeder sich

die ganze Woche, Tag aus Tag ein, im Ban¬
quet und Pikenik der feinſten, reizendſten Ideen
und Gerichte aus allen Weltaltern und Welt¬
theilen ſchwelgen, bilden ſich gar zu leicht ein,
daß der Welt- und Geſchaͤftsmann verdruͤslich
und trocken bei ihnen werde, wenn ſie ihn nicht
immer heiß und fett mit Ideen uͤbergießen am
Bratenwender des Geſpraͤchs, indeß der Ge¬
ſchaͤftsmann ſchon zufrieden geſtellt waͤre, wenn
er ſaͤße, und der Weltmann, wenn er am Fen¬
ſter ſtaͤnde, oder vernaͤhme, daß die Markgraͤfin
geſtern bei Tafel unmaͤßig genießet und daß der
Baron von Kleinſchwager, deſſen Namen er gar
nie gehoͤrt, dieſen Morgen blos durchpaßirt, oh¬
ne anzuhalten. Gelehrten kann das ſchwerlich
zu oft vorgeſtellt werden; ſie ziehen ſonſt immer
einen Proviant-Wagen fuͤr die Geſellſchaft mit
mehreren oder wenigern Gedanken nach oder gar
mit Witz. Rechte gewoͤhnliche und doch befrie¬
digende Unterhaltung iſt allgemein unter den
Menſchen die, daß einer das ſagt, was der
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[7/0015] die ganze Woche, Tag aus Tag ein, im Ban¬ quet und Pikenik der feinſten, reizendſten Ideen und Gerichte aus allen Weltaltern und Welt¬ theilen ſchwelgen, bilden ſich gar zu leicht ein, daß der Welt- und Geſchaͤftsmann verdruͤslich und trocken bei ihnen werde, wenn ſie ihn nicht immer heiß und fett mit Ideen uͤbergießen am Bratenwender des Geſpraͤchs, indeß der Ge¬ ſchaͤftsmann ſchon zufrieden geſtellt waͤre, wenn er ſaͤße, und der Weltmann, wenn er am Fen¬ ſter ſtaͤnde, oder vernaͤhme, daß die Markgraͤfin geſtern bei Tafel unmaͤßig genießet und daß der Baron von Kleinſchwager, deſſen Namen er gar nie gehoͤrt, dieſen Morgen blos durchpaßirt, oh¬ ne anzuhalten. Gelehrten kann das ſchwerlich zu oft vorgeſtellt werden; ſie ziehen ſonſt immer einen Proviant-Wagen fuͤr die Geſellſchaft mit mehreren oder wenigern Gedanken nach oder gar mit Witz. Rechte gewoͤhnliche und doch befrie¬ digende Unterhaltung iſt allgemein unter den Menſchen die, daß einer das ſagt, was der andere ſchon weiß, worauf dieſer aber etwas verſezt, was jener auch weiß, ſo daß jeder ſich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/15>, abgerufen am 03.12.2024.