Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

men *), an Orten, wo die geheimen Treppen
und Throngerüste aus solchem Marter-Holz
gezimmert werden, in Ländern, wo der Bettelstab
der allgemeine oder General-Stab ist, viel¬
leicht durch den militairischen selber, da würd'
es ein erwünschtes Legat sein, wenn jeder Bettler
seinen Stab in ein eignes Staats-Hölzer-Ka¬
binet vermachte; -- wenigstens ist zu glauben,
wenn neben jedem Kommando-Stab und Zepter
ein solcher läge, er diente als Balancirstange,
und schlüge vielleicht wie ein Moses-Stecken
aus manchen harten Thron-Felsen weiches
Wasser.

Der Notar verließ sein Quartier mit dem
Exulantenstab so froh als es zu erwarten war,
da er den Verkäufer desselben in Erstaunen und
Freudenthränen gesezt; und besonders da er über
die goldne Ernte von Abentheuern hinsah, die
er blos in einem halben Tage eingeerntet. "War¬
lich es ist stark, sagt' er, in Härmlesberg weiß
man meinen Namen schon mündlich -- in Grün¬

*) Louis XIV. wurde gezähnt gebohren.

men *), an Orten, wo die geheimen Treppen
und Throngeruͤſte aus ſolchem Marter-Holz
gezimmert werden, in Laͤndern, wo der Bettelſtab
der allgemeine oder General-Stab iſt, viel¬
leicht durch den militairiſchen ſelber, da wuͤrd'
es ein erwuͤnſchtes Legat ſein, wenn jeder Bettler
ſeinen Stab in ein eignes Staats-Hoͤlzer-Ka¬
binet vermachte; — wenigſtens iſt zu glauben,
wenn neben jedem Kommando-Stab und Zepter
ein ſolcher laͤge, er diente als Balancirſtange,
und ſchluͤge vielleicht wie ein Moſes-Stecken
aus manchen harten Thron-Felſen weiches
Waſſer.

Der Notar verließ ſein Quartier mit dem
Exulantenſtab ſo froh als es zu erwarten war,
da er den Verkaͤufer deſſelben in Erſtaunen und
Freudenthraͤnen geſezt; und beſonders da er uͤber
die goldne Ernte von Abentheuern hinſah, die
er blos in einem halben Tage eingeerntet. „War¬
lich es iſt ſtark, ſagt' er, in Haͤrmlesberg weiß
man meinen Namen ſchon muͤndlich — in Gruͤn¬

*) Louis XIV. wurde gezaͤhnt gebohren.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="104"/>
men <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Louis XIV</hi>. wurde geza&#x0364;hnt gebohren.<lb/></note>, an Orten, wo die geheimen Treppen<lb/>
und Throngeru&#x0364;&#x017F;te aus &#x017F;olchem Marter-Holz<lb/>
gezimmert werden, in La&#x0364;ndern, wo der Bettel&#x017F;tab<lb/>
der allgemeine oder <hi rendition="#g">General-Stab</hi> i&#x017F;t, viel¬<lb/>
leicht durch den militairi&#x017F;chen &#x017F;elber, da wu&#x0364;rd'<lb/>
es ein erwu&#x0364;n&#x017F;chtes Legat &#x017F;ein, wenn jeder Bettler<lb/>
&#x017F;einen Stab in ein eignes Staats-Ho&#x0364;lzer-Ka¬<lb/>
binet vermachte; &#x2014; wenig&#x017F;tens i&#x017F;t zu glauben,<lb/>
wenn neben jedem Kommando-Stab und Zepter<lb/>
ein &#x017F;olcher la&#x0364;ge, er diente als Balancir&#x017F;tange,<lb/>
und &#x017F;chlu&#x0364;ge vielleicht wie ein Mo&#x017F;es-Stecken<lb/>
aus manchen harten Thron-Fel&#x017F;en weiches<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er.</p><lb/>
        <p>Der Notar verließ &#x017F;ein Quartier mit dem<lb/>
Exulanten&#x017F;tab &#x017F;o froh als es zu erwarten war,<lb/>
da er den Verka&#x0364;ufer de&#x017F;&#x017F;elben in Er&#x017F;taunen und<lb/>
Freudenthra&#x0364;nen ge&#x017F;ezt; und be&#x017F;onders da er u&#x0364;ber<lb/>
die goldne Ernte von Abentheuern hin&#x017F;ah, die<lb/>
er blos in einem halben Tage eingeerntet. &#x201E;War¬<lb/>
lich es i&#x017F;t &#x017F;tark, &#x017F;agt' er, in Ha&#x0364;rmlesberg weiß<lb/>
man meinen Namen &#x017F;chon mu&#x0364;ndlich &#x2014; in Gru&#x0364;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0112] men *), an Orten, wo die geheimen Treppen und Throngeruͤſte aus ſolchem Marter-Holz gezimmert werden, in Laͤndern, wo der Bettelſtab der allgemeine oder General-Stab iſt, viel¬ leicht durch den militairiſchen ſelber, da wuͤrd' es ein erwuͤnſchtes Legat ſein, wenn jeder Bettler ſeinen Stab in ein eignes Staats-Hoͤlzer-Ka¬ binet vermachte; — wenigſtens iſt zu glauben, wenn neben jedem Kommando-Stab und Zepter ein ſolcher laͤge, er diente als Balancirſtange, und ſchluͤge vielleicht wie ein Moſes-Stecken aus manchen harten Thron-Felſen weiches Waſſer. Der Notar verließ ſein Quartier mit dem Exulantenſtab ſo froh als es zu erwarten war, da er den Verkaͤufer deſſelben in Erſtaunen und Freudenthraͤnen geſezt; und beſonders da er uͤber die goldne Ernte von Abentheuern hinſah, die er blos in einem halben Tage eingeerntet. „War¬ lich es iſt ſtark, ſagt' er, in Haͤrmlesberg weiß man meinen Namen ſchon muͤndlich — in Gruͤn¬ *) Louis XIV. wurde gezaͤhnt gebohren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/112
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/112>, abgerufen am 21.11.2024.