Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.mel hinter dem Fenster -- oder in den auf ei¬ *) Bologna lehrt.
mel hinter dem Fenſter — oder in den auf ei¬ *) Bologna lehrt.
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mel hinter dem Fenſter — oder in den auf ei¬
nem lieblichen Geſicht. Aber bitterboͤſe wurd' er
auf den Kirchenrath, der einer ſo fruchttragen¬
den Nachbarſchaft anſizen konnte, ohne den ge¬
ringſten ſchoͤnſten Gebrauch von derſelben, da
er doch ſo leicht, dachte Walt, uͤber Klothars
Hand zufaͤllig mit ſeiner hinſtreichen koͤnnte, und
vollends ihn ins Reden locken. Allein Glanz
glaͤnzte lieber — er war vergoͤtterter Kanzelred¬
ner und Kanzelſchreiber — auf ſeinem Geſicht
ſtand wie auf den Bologneſer-Muͤnzen gepraͤgt:
Bononia docet *) — wie andere Redner die
Augen, ſo ſchloß er die Ohren unter dem Fluſſe
der Zunge — — Mit einer ſolchen Autors-Ei¬
telkeit ſchloß er Klothars ſtolzen Mund. Dar¬
uͤber aber machte auch Walt ſeinen nicht auf.
Er hielt es fuͤr Tiſch-Pflicht, jedem Geſicht ei¬
ne Freuden-Blume uͤber die Tafel hinuͤber zu
werfen — die Artigkeit in Perſon zu ſein — und
immer ein wenig zu ſprechen. Wie gern haͤtt' er
ſich oͤffentlich ausgedruͤckt und ausgeſprochen!
*) Bologna lehrt.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/78>, abgerufen am 16.02.2025. |